Hingucker in luftiger Höhe: Turm und Dach von St. Georg Freising mit dem Stadtbildpflegepreis ausgezeichnet
Die Kirchenstiftung St. Georg hat Dach und Turm der Freisinger Stadtkirche intensiv renoviert. Damit hat sie sich den Stadtbildpflegepreis verdient – und möglicherweise einen neuen Besuchermagneten geschaffen.
Freising – „Alle alten Freisinger erzählen immer eines: Welch‘ ein großes Erlebnis es in der Kindheit war, auf diesen Turm rauf zu dürfen. Und jetzt ist es endlich wieder möglich.“ Mit diesen Worten leitete der ehemalige Kreisheimatpfleger Norbert Zanker eine besondere Laudatio ein – nämlich für die Kirchenstiftung St. Georg. Diese hat das Dach und den Turm der Stadtkirche äußerst zeit- und für insgesamt 6,3 Millionen Euro auch kostenaufwändig renoviert und erhält dafür heuer den begehrten Stadtbildpflegepreis der Stadtheimatpflege Freising.

„Man hätte alles einfach ein bisserl herrichten können und flicken“, so Nobert Zanker, selbst Träger des Stadtbildpflegepreises, am Freitag in der Stadtpfarrkirche. Aber die Kirchenstiftung St. Georg habe sehr weise gehandelt und eben nicht nur renoviert, sondern vieles über drei Jahre lang noch verbessert und verschönert.
Auf dem Dach thront jetzt „Wasserburger Kirchenbiber“
Das Dach von St. Georg habe Zanker immer schon imponiert. „Ähnlich große Dächer gibt es vielleicht ein Dutzend in Bayern, aber sicher nicht mehr“, erklärte Zanker, der nun sehr froh darüber ist, dass es endlich wieder mit roten Schindeln eingedeckt wurde, weil Rot die Originalfarbe des ursprünglichen Kirchendachs sei. Rund 400 Jahre lang hatten die einstigen Schindeln beste Dienste geleistet, bevor das Gotteshaus mit sogenanntem Franzosenschiefer neu eingedeckt wurde – der habe allerdings gerade einmal 80 Jahre gehalten. In den 1970er Jahren folgten asbesthaltige Schindeln, die zum Teil schon heruntergefallen seien, erklärte Elisabeth Maier, Verwaltungsleiterin vom Haushaltsverbund St. Korbinian und stellvertretende Kirchenverwaltungsvorständin, die zudem als eine äußerst wichtige Triebfeder für die ganze Renovierungen betrachtet werden kann. Nun wurden die alten Schindeln auf einer Gesamtfläche von rund 2300 Quadratmeter durch „Wasserburger Kirchenbiber“ ersetzt.
Begeistert ist Zanker aber vor allem von dem renovierten Turm – und auch von den Freisingern würde er diesbezüglich nur sehr positive Rückmeldungen bekommen. Er sei nicht nur ein Highlight für das Stadtbild. Zanker lobte vor allem, dass die Kirche den Turm wieder für die Bevölkerung öffne, ebenso wie den Dachstuhl, der in der Vergangenheit eher „duster“ und für die Allgemeinheit nicht zugänglich war, wie Maier betonte. „Das Dach ist jetzt einfach im Stadtbild kein Fremdkörper mehr“, lobte auch Elisabeth Maier.
Was ein Weißbierglas mit St. Georg zu tun hat
Ihr größtes Anliegen sei die Öffnung des Turms gewesen, weshalb sie sich auch für eine Ausstellung im Turmstüberl stark mache, in der dann etwa die Messingplatten mit Einschusslöchern aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen sein sollen. „Wir wollen hier aber auch zeigen, wofür die Kirchensteuer hergenommen wird.“
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„Das alles ist ein sehr großer Gewinn für Freising“, bestätigte auch Bernhard Reiml, Vorsitzender des Stadtheimatpflegevereins. Er übergab Stadtpfarrer Daniel Reichel neben der Urkunde über den Stadtpflegepreis auch ein Replik des „Kersch-Rötzel-Weißbierglases“. Das originale Weißbierglas habe einst einen Sturz vom Domturm wie durch ein Wunder heil überstanden – so besagt es die Legende. „Dass solche Räume für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist heutzutage nicht mehr üblich“, sagte Reiml.
„Meine Kirche für den Alltag
Stadtpfarrer Daniel Reichel brannte dann noch etwas unter den Nägeln: „Ich möchte Elisabeth Maier jetzt einmal ein herzliches Vergelt‘s Gott aussprechen. Sie zeigt ein großes Herz für die Kirchengemeinde – und das ist unbezahlbar.“ So lautete Reichels Dank an jene Frau, die für die Turmrenovierung brannte wie kaum eine andere. Elisabeth Maier erklärte dann auch, wieso ihr die Stadtpfarrkirche so wichtig ist: „Der Dom ist die Kirche für die Feiertage, aber hierher kann ich jederzeit kommen. Das ist meine Kirche für den Alltag.“