Agrarzentrum in Weihenstephan: Eine Medaille als Motivation
Für ihre bisherigen Bemühungen, die Agrarwissenschaften am Campus Weihenstephan zu bündeln, ist ein bayerisches Minister-Duo mit der Max Schönleutner Medaille ausgezeichnet worden.
Freising – Diese Auszeichnung ist mehr Motivationsanreiz als Belohnung: Das wussten sowohl die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber als auch der Wissenschaftsminister Markus Blume, als sie am Mittwochabend im Freisinger Schafhof mit der Max Schönleutner Medaille ausgezeichnet wurden. In großer Einmütigkeit betonten beide, dass die von der Max Schönleutner Gesellschaft Weihenstephan (MSGW) verliehene Auszeichnung eine „große Ehre“, vor allem aber ein „echter Ansporn“ sei, die Agrar- und Gartenbauwissenschaften voranzubringen.
Beide Minister hatten im Juli verkündet, dass die Agrarwissenschaften in Weihenstephan neu aufgestellt werden sollen. Das neue Agrarzentrum soll dabei aus den in Weihenstephan angesiedelten fachspezifischen Institutionen, der TU München, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bestehen. Der Prozess dahin läuft aber bereits über zwei Jahre und war bis dato heiß umstritten.
„Schulterschluss von Wissenschaft und Landwirtschaft“
Zum einen befürchteten und befürchten vermutlich noch immer Forscher der HSWT, dass sie als kleinere Hochschule von der großen TUM mehr oder weniger geschluckt würden, zum anderen hatte das mit der Erstellung des Konzepts beauftragte Expertengremium, das sogenannte Sounding Board, für die Öffentlichkeit lange intransparent hinter verschlossenen Türen gearbeitet. Mit Benno Zierer (FW) und Johannes Becher (Grüne) hatten sich auch zwei Abgeordnete aus Freising eingeschaltet und um Aufklärung gebeten.
Mutmaßlich hatten beide Minister diese Dissonanzen auch im Kopf, als sie vor allem betonten, einen gemeinsamen Weg gehen zu wollen. „Dass zwei Mitglieder der Staatsregierung parallel die Medaille erhalten, zeigt den engen Schulterschluss von Wissenschaft und Landwirtschaft“, betonte Blume. Als Ziel gab er aus, Weihenstephan zu einem „Agrarwissenschaftsstandort von Weltrang“ auszubauen. Das werde ein „großartiges Gemeinschaftswerk“.
„Sie haben jetzt die Chance, Geschichte zu schreiben“
Auch Kaniber sprach davon, „den gemeinsam beschrittenen Weg konsequent weiterverfolgen“ zu müssen. „Da darf es keine Wagenburgen geben.“ Mit Blick auf die Stärken der drei Institutionen sagte sie: „Wir vereinen das Beste aus drei Welten – zum Vorteil der Wissenschaft, unserer Studierenden und des Standorts Bayern.“ Mit TUM, HSWT und LfL kämen Exzellenz und Forschung, Theorie und Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Es sei aber von entscheidender Wichtigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse dann auch in die Praxis zu überführen, um weltweit drängende Herausforderungen wie Klimaschutz und Ernährung meistern zu können.
Wie das alles aussehen wird, ist noch unklar. Gerade erst haben die beiden Minister den Startschuss für die Strukturkommission gegeben. Josef Bosch, Vorsitzender der (MSGW), die sich als Brücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft im Agrarbereich versteht, und ihre Medaille seit 2010 vergibt, appellierte an die beiden Minister, am Ball zu bleiben. „Sie haben jetzt die Chance, Geschichte zu schreiben.“ Denn die Idee, Theorie und Praxis weiter zusammenzuführen, gebe es mindestens schon seit rund 100 Jahren.