Schildkröten-Panzer als Vorbild – Ukrainischer Drohnenkrieg wird die Panzer der Zukunft verändern
Der Ukraine-Krieg ist ein Drohnen-Krieg. Panzer sind leichte Ziele. Improvisierter Schutz hilft den schweren Gefährten vor den Luftschlägen.
Kiew/Moskau – Die Ukraine feiert im russischen Angriffskrieg gegen ihr Land wiederholt Erfolge mit Loitering-Munition und Kamikaze-Drohnen. Diese setzt Kiew gegen gepanzerte Fahrzeuge ein. Auch Russland hat mit Drohnenangriffen gegen ukrainische Panzer oft leichtes Spiel. Nicht zuletzt wegen dieser Strategien verändert sich aktuell die Art und Weise, wie Panzer auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden.
Die Bundesregierung definiert Loitering-Munition als „gelenkter Flugkörper, der in einem Einsatzraum nach Zielen am Boden sucht, dazu in unterschiedlichen Höhen, abhängig vom Einsatzprofil, verweilt und nach Freigabe durch einen Bediener oder eine Bedienerin ein (bewegliches) Punktziel mit hoher Präzision bekämpft“.
Konventionelle Panzer wurden für maximalen Schutz von vorne entwickelt
Insbesondere diese größtenteils improvisierten Waffen haben die Verwundbarkeit der gepanzerten Fahrzeuge auf beiden Seiten aufgezeigt. Panzer wurden in den Jahrzehnten vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion für maximalen Schutz gegen Frontalangriffe optimiert. Aktuell jedoch droht ihnen vermehrt Gefahr aus der Luft.

Gegenmaßnahmen sind bereits im Einsatz. Es kam zur Einführung sogenannter „Cope Cages“ an den Panzern, einschließlich der Abrams und der gepanzerten Mannschaftstransportwagen (APC) beider Seiten, die die Auswirkungen der Drohnenangriffe begrenzen sollten. Zunächst wurde eine Auswahl einfacher Gitter, Rahmen und Schirme verwendet, die vor Ort angebracht wurden und oft als BBQ-Grills bezeichnet werden – mit gemischten Ergebnissen. Russland hat Berichten zufolge sogar damit begonnen, speziell angefertigte Anti-Drohnen-Gitter und -Käfige an Panzern und APCs neuer Bauart anzubringen.
„Schildkröten-Panzer“ sehen unförmig aus, aber bieten Schutz
Im April rollten unförmige, aber effektiv geschützte russische „Schildkröten-Panzer“ der Marke Eigenbau erstmals durch die Ukraine. Trotz einiger Schwachstellen ist die Schutzhülle eine effektive Maßnahme, analysiert Militärexperte Ralph Thiele gegenüber dem Stern. Der Sprengstoff der Drohne trifft dann auf die dünne Außenhülle, anstatt auf den Panzer selbst. Einer Explosion außerhalb hält der Panzer stand. „Dafür ist er ja gebaut“, so Thiele.
Auch die Störung der Steuerungssysteme der Drohnen oder Systeme wie Iron Fist, die ankommende Drohnen mit einem Projektil abzuschießen versucht, sind laut Kyiv Post Lösungen. Ebenso sind verbesserter Schutz von oben, hinten und an den Seiten, Hard-Kill- und Soft-Kill-APS, elektronische Kampfstörsender, und Laserblenden Überlegungen.
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Norman sagte, sein Team untersuche derzeit Technologiedemonstratoren für „reifende Subsysteme“, doch es werde wahrscheinlich „mehrere Jahre“ dauern, alles zu einem vollwertigen Prototyp zusammenzufügen. Der aktuelle Zieltermin für den neuen Abrams sind die frühen 2030er Jahre. Die aktuellen Abrams haben gegen Russlands Drohnen aktuell einen schweren Stand. Doch auch die Ukraine nutzt den Vorteil aus der Luft, sprengte gar eine ganze russische Panzer-Kolonne.
Ukraine-Erkenntnisse helfen USA bei der Entwicklung neuer Panzer
Breaking Defense berichtete, dass sich der Bradley-Ersatz, der derzeit als XM30 OMFV-Programm (Optionally Manned Fighting Vehicle) bezeichnet wird, in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befinde, wobei bei den Entwürfen auch die Lehren aus der Ukraine berücksichtigt worden seien. Das Militärmagazin berichtete darüber, wie sich die Ereignisse im Krieg in der Ukraine auf diejenigen auswirken, die für die USA die Panzer der Zukunft entwickeln. Die Staaten tüfteln an einer neuen Generation von Ersatzfahrzeugen für den Kampfpanzer M1 Abrams und den Schützenpanzer M2 Bradley.
Brigadegeneral. General Geoffrey Norman, der Planungsleiter für das US-Kampffahrzeug der nächsten Generation, und sein in Osteuropa stationiertes Team konzentrieren die größte Bedrohung für Panzer und andere Fahrzeuge auf dem modernen Schlachtfeld: Drohnen mit First-Person-View (FPV). Normans Team steht in Kontakt mit den ukrainischen Betreibern der Abrams und Bradleys, die wertvolles Feedback zu allen Aspekten der Leistung der Fahrzeuge in realen Kampfsituationen liefern. Norman sagte: „Wir beobachten genau, was in der Ukraine passiert, um sicherzustellen, dass wir diese Anforderungen erfüllen.“
Afghanistans Minen waren für die Panzer der NATO ebenfalls Gift
Dass eine große Armee von veränderten Bedingungen für Panzer überrascht wurde, geschieht in diesem Jahrtausend nicht um ersten Mal. Als die NATO in Afghanistan operierte, waren die Landminen ein großes Problem. Dies führte dazu, dass in den meisten Armeen der Welt schnell Fahrzeuge mit Mine-Resistant Ambush Protected (MRAP) auftauchten, die speziell dafür entwickelt wurden, IED-Angriffen standzuhalten.
Moderne Angriffsdrohnen in der Ukraine sind für Russland das, was Sprengsätze (IEDs) für die Amerikaner in Afghanistan waren. Militärkommandanten tauften diese deshalb auch „IEDs des Himmels“. Alle gepanzerten Fahrzeuge, ob aus den 1970er oder 1990er Jahren, waren anfällig für Angriffe von oben. Doch erst jetzt sind Drohnen wohl ausgereift genug, dass sie nicht mehr unterschätzt werden. Das International Institute for Strategic Studies (IISS) schätzt, dass Russland in den ersten beiden Kriegsjahren fast 9.000 Panzerfahrzeuge verloren hat. (cgsc)