Kampf gegen Drohnen aus Russland: Ukraine rüstet Abrams-Panzer im Krieg um
Kiew reagiert auf die zunehmende Bedrohung durch Drohnen im Ukraine-Krieg. Ein neues Schutzsystem soll Abhilfe schaffen.
Kiew – Drohnen sind aus den Kriegen des 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken. Auch in der Ukraine kommen sie auf beiden Seiten massiv zum Einsatz. Doch tut sich dadurch bei anderen Waffensystemen ein Problem auf: Viele der eingesetzten Panzer stammen aus einer Zeit, in der Ingenieure sich noch nicht mit so etwas wie Angriffen durch Drohnen beschäftigen mussten.
Wie das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek berichtet, reagiert Kiew nun darauf und will die von den USA gespendeten Abrams-Panzer gegen Drohnenangriffe sicher machen. Die 70 Tonnen schweren Panzer sind vor allem im Osten der Ukraine im Einsatz.

Abrams-Panzer bekommen Anti-Drohnen-Schutz im Ukraine-Krieg
Eine gemeinsame Initiative der ukrainischen Schwerindustrie unter dem Namen „Steel Front“ entwickelte jetzt einen Stahlkäfig, der über die Panzertürme der M1 Abrams gebaut wird. „Wir sind sicher, dass diese Konstruktionen dazu beitragen, die Panzer zu schützen und ihnen zusätzlichen Schutz zu bieten“, sagte Oleksandr Myronenko, Betriebsleiter der Metinvest Group im Rahmen der Initiative „Steel Front“, gegenüber Newsweek.
Die Idee des zusätzlichen Schutzes ist nicht neu. Während des mehr als zweijährigen Krieges tauchen immer wieder verschiedene, oft improvisierte Turmschilde auf. Diese sollen die empfindlichen Stellen der Panzer vor kontrollierten Angriffen auf Schwachstellen schützen.
Anti-Drohnen-Schirme der Ukraine scheinen gut verabeitet
Die Anti-Drohnen-Schirme von Steel Front „scheinen gut verarbeitet zu sein und stehen im starken Kontrast zu den eher improvisierten Panzerungen der russischen Turtle-Variante, die einen ähnlichen Schutz gegen Drohnen bieten sollen“, argumentiert Matthew Moss, ein Kleinwaffenexperte, der den Ukraine-Krieg und die Anpassung gepanzerter Fahrzeuge an Anti-Drohnen-Maßnahmen verfolgt.
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Die ukrainischen Versionen scheinen die Bewegungen des Panzers und die Sicht der Besatzung weniger zu behindern, sagte Moss gegenüber Newsweek. Die neuen Käfige decken auch die Seiten der Türme des M1 Abrams und den Munitionslagerkasten am Heck des Panzers ab. Das ist eine der „schwächsten Stellen“ des Fahrzeugs, fügte er hinzu.
„Es bleibt abzuwarten, ob der Abstand zwischen Bildschirm und Rumpf groß genug ist, um einen vollständigen Schutz vor FPVs zu bieten“, sagte Moss. Gemeint sind wohl damit die digitalen Bildschirme des Panzerfahrers und Richtschützen der vierköpfigen Abrams-Besatzung.
Panzer-Jäger: Drohnen bekommen immer größere Bedeutung auf den Schlachtfeldern
Drohnen können effektiv eingesetzt werden, um wichtige Teile der Panzer zu beschädigen und die Fahrzeuge sogar lahmzulegen. Nach erfolgreichem Angriff durch die Drohnen werden die schwer gepanzerten Vehikel zur leichten Beute für Artillerie und Panzerabwehrraketen. „Drohnen stellen derzeit die größte Gefahr für die Panzer und alle anderen gepanzerten Fahrzeuge dar, die die ukrainische Armee einsetzt“, sagte Myronenko von der Initiative „Steel Front“ dazu.
Die Panzer der Ukraine aus der Sowjetzeit, wie etwa die T-72, waren die ersten, die das Upgrade erhielten. Die Entwürfe für die 31 gespendeten Abrams kamen laut Myronenko später. Er fügte hinzu, dass derzeit an Verbesserungen für die von den USA geschenkten Schützenpanzer Bradley gearbeitet werde. Die Schilde des Abrams seien größer als die am T-72 befestigten Käfige. Von den 25 gebauten Käfigen, die im Rahmen der Initiative „Steel Front“ bereits hergestellt wurden, sind sieben auf den Abrams zugeschnitten.
Abrams-Upgrades: Trotz zunehmender Drohnenaktivitäten bleiben Panzer wichtiges Kriegselement
Die Abrams werden ausschließlich von der 47. Mechanisierten Brigade der Ukraine eingesetzt. Die Panzer waren lange Hauptbestandteil der Kämpfe um Awdijiwka. Regelmäßig veröffentlichte man Aufnahmen von Zusammenstößen der Abrams mit russischen Streitkräften, die westlich der ukrainischen Stadt kämpften.
Insgesamt hat die Ukraine fünf der 31 von den USA gespendeten M1 Abrams verloren, wie die Associated Press berichtete. Die Verbreitung von Drohnen auf dem ukrainischen Schlachtfeld bedeute, dass es „kein offenes Gelände mehr gibt, über das man einfach fahren kann, ohne Angst haben zu müssen, entdeckt zu werden“, sagte ein hochrangiger Verteidigungsbeamter der USA.
Die Abrams-Panzer waren vorsorglich von der Front abgezogen worden. Ukrainer und USA wollen eine Neuausrichtung ihrer Taktik in Bezug auf die Verwendung der Panzer besprechen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des US-Stabschefs, Admiral Christopher Grady. „Wenn man bedenkt, wie sich der Kampf entwickelt hat, können Panzer in einer Umgebung, in der unbemannte Luftsysteme (Drohnen) allgegenwärtig sind, gefährdet sein“, sagte Grady in einem Interview mit der Associated Press und fügte hinzu, dass Panzer aber immer noch wichtig im Krieg seien. (ske)