„Unglaublicher Fund“: Forscher entdecken neue Flugsaurierart in Bayern

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So sahen die Giganten der Lüfte aus: zwei Skiphosoura bavarica im Flug. © fkn

Flugsaurier waren Giganten der Lüfte. Doch wie sie sich dazu entwickelt haben, war lange nicht eindeutig. Ein Fund in Bayern erweist sich nun als Glücksfall für die Wissenschaft.

Eichstätt – Für Christine Ifrim war der Montag ein bisschen wie Weihnachten. „Das ist toll!“ Die Leiterin des Jura-Museums in Eichstätt hat soeben von einer Sensation erfahren: Forscher haben in Bayern eine neue Flugsaurierart entdeckt. Skiphosoura bavarica – also „Schwertschwanz aus Bayern“ – wegen des kurzen, spitzen Schwanzes, wie das Team um den Paläontologen David Hone von der Londoner Queen Mary University im Fachjournal „Current Biology“ schreibt. Die Überreste des Tieres sind nicht nur ungewöhnlich gut erhalten, sondern liefern auch wichtige Erkenntnisse zur Evolution der Flugsaurier. 

Neue Spezies mit Flügelspannweite von zwei Metern in Bayern entdeckt

Flugsaurier (Pterosauria) lebten von vor 200 Millionen bis vor 65 Millionen Jahren. In der Jura-Zeit waren die fliegenden Reptilien eher klein, in der Kreidezeit erreichten sie enorme Größen mit teils zehn Metern Flügelspannweite. Die neue Spezies hatte eine Flügelspannweite von etwa zwei Metern, ähnlich groß ist zum Beispiel der Steinadler.

Auch der Pterodactylus antiquus, ein Flugsaurier, wurde in Solnhofen gefunden.
Auch der Pterodactylus antiquus, ein Flugsaurier, wurde in Solnhofen gefunden. © STMWK

Der Schwertschwanz wurde der Studie zufolge schon im Jahr 2015 in einem Kalksteinbruch nahe Solnhofen im Altmühltal entdeckt. Neun Jahre sind seit dem Fund vergangen, erst jetzt gingen die Forscher mit dieser Neuigkeit an die Öffentlichkeit. Paläontologen wie Christine Ifrim überrascht das nicht: „Etwas zu finden heißt noch nicht, dass man schon weiß, was das ist“, sagt die Wissenschaftlerin.

«Schwertschwanz aus Bayern Flugsaurier-Fund in Solnhofen
Ein Originalexemplar von Skiphosoura bavarica. Oben in natürlichem Licht, unten in UV-Licht. © René Lauer

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Das Besondere: Skiphosoura bavarica ist nicht nur ungewöhnlich groß für die Jura-Zeit, sondern auch dreidimensional erhalten geblieben. Erstautor David Hone spricht von einem „unglaublichen Fund“, den er ab 2022 untersucht und beschrieben habe. „Es hilft uns wirklich, herauszufinden, wie diese erstaunlichen fliegenden Tiere gelebt und sich entwickelt haben.“ Lange Zeit habe es da eine große Lücke gegeben. 

„Schwertschwanz aus Bayern“ zeigt, wie Flugsaurier sich veränderten

Die Paläontologie hatte die Flugsaurier laut den Studien-Autoren lange Zeit in zwei Hauptgruppen geteilt: Die frühen Arten hatten kurze Köpfe und Hälse, eine lange fünfte Zehe und einen langen Schwanz. Bei den späteren, deutlich größeren Exemplaren war es genau andersherum: Sie hatten große Köpfe, lange Hälse, eine kurze fünfte Zehe und kurze Schwänze. Doch wie sich diese Körpermerkmale über die Zeit wandelten, sei lange nicht eindeutig gewesen. 

Christine Ifrim leitet das Jura-Museum in Eichstätt.
Christine Ifrim leitet das Jura-Museum in Eichstätt. © Schulte-Strathaus, cpu/KU

Skiphosoura wies Merkmale beider Hauptgruppen auf. Damit zeigt die Spezies und andere früher gefundene Zwischenarten der Studie zufolge, wie sich die Flugsaurier schrittweise veränderten. „Skiphosoura stellt eine wichtige neue Form dar, um die evolutionären Beziehungen zwischen den Pterosauriern zu erforschen und damit auch, wie diese Linie entstanden ist und sich verändert hat“, erläuterte Mitautor Adam Fitch von der University of Wisconsin-Maddison.

„Das ist unser Star“: In Vergangenheit gab es bereits Funde wie der Eichstaettisaurus

In der Region hatte es zuvor bereits andere wichtige Funde gegeben. Im Jura-Museum, das Christine Ifrim leitet, gibt es zum Beispiel den kleinen Eichstaettisaurus. „Das ist unser Star“, sagt die Paläontologin. Er lebte vor etwa 150 Millionen Jahren und konnte seinen Schwanz abwerfen, um Feinden zu entkommen. Dann natürlich „die Mona Lisa unter den Fossilien“, wie die Museumschefin sagt: das einzig vollständige Original des berühmten Urvogels Archaeopteryx, das in der Fundregion verblieben ist.

Ebenso prominent: das weltweit einzige Exemplar des Raubdinosauriers Juravenator starki, entdeckt bei Schamhaupten. Er ist der besterhaltene fleischfressende Dinosaurier, der je in Europa gefunden wurde. Der Pterodactylus antiquus, ein Flugsaurier mit einer Flügelspannweite von etwa ㈠eineinhalb Metern, wurde ebenfalls in den Steinbrüchen von Solnhofen gefunden. Bayern – Land der Saurier.

Bereits Anfang des Jahres hatte es in Bayern einen großen Fund gegeben: Ein Mann entdeckte Saurier-Spuren, als er Sandstein zutage trug.

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