Nach Wirbel um Söders Atomkraft-Aussagen: Jetzt widerspricht der Betreiber

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Vor kurzem hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für Wirbel gesorgt, als er sagte, dass man den bayerischen Atommeiler Isar 2 wieder in Betrieb nehmen könne. Dem widerspricht nun der Betreiber des stillgelegten Atomkraftwerks. © IMAGO / Sven Simon / IMAGO / Panthermedia / Merkur-Collage

Das Atomkraftwerk Isar 2 wird nicht wieder in Betrieb genommen, so der Betreiber Preussen Elektra – damit widerspricht er den Aussagen Söders deutlich.

München / Landshut – Trotz gegenteiliger Meinungen der Staatsregierung ist eine Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks Isar 2 bei Landshut aus Sicht des Betreibers nicht mehr realisierbar. „Wir konzentrieren wir uns voll und ganz auf den zügigen Rückbau der beiden Kraftwerksblöcke 1 und 2 am Standort. Vor diesem Hintergrund ist eine Wiederinbetriebnahme von KKI 2 für Preussen Elektra kein Thema“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München. KKI 2 ist die Abkürzung für Kernkraftwerk Isar 2.

Atommeiler-Betreiber widerspricht Söder-Aussagen – Inbetriebnahme ausgeschlossen

Die Sprecherin bestätigte ausdrücklich, dass die Aussage von Preussen Elektra Geschäftsführer Guido Knott, die er zum ersten Jahrestag des deutschen Atomausstiegs am 15. April 2024 machte, weiterhin Gültigkeit hat. Damals äußerte er: „Für uns gibt es als kein Zurück mehr: Das Thema Wiederinbetriebnahme ist für uns damit definitiv vom Tisch.“

Am 15. April 2023, kurz vor Mitternacht, wurde der deutsche Atomausstieg mit der Abschaltung der letzten drei noch aktiven Reaktoren vollzogen. Neben Isar 2 waren dies das Atomkraftwerk Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Bereits sechs Monate später, im Oktober 2023, erklärte Knott, dass die Anlage aufgrund des laufenden Rückbaus nicht mehr aktiviert werden kann.

Hauptkühlmittelpumpen und Dampfleitungen zur Turbine sind schon abgebaut

„In Isar 2 haben wir bereits eine Reihe von Systemen dauerhaft außer Betrieb genommen und still gesetzt, das heißt von der Anlage getrennt“, so die Sprecherin. Beispielsweise wurden alle vier Hauptkühlmittelpumpen, die im Betrieb das Wasser durch den primären Kühlkreislauf beförderten, und Frischdampfleitungen zur Turbine bereits demontiert. Der Rückbau soll bis 2040 vollendet sein.

Trotz der klaren Absage des Betreibers wird die Wiederbelebung der Kernkraft in Isar 2 aktuell wieder in der Politik diskutiert und könnte im bevorstehenden Bundestagswahlkampf eine bedeutende Rolle spielen. Neben der Union befürworten auch FDP und AfD eine Rückkehr zur Kernenergie.

Kürzlich brachte auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Diskussion ins Rollen, als er nach der Haushaltsklausur des Kabinetts erneut, aber durchaus überraschend, „dringend einen Stopp des Rückbaus bei Isar 2“ forderte: „Noch ist es reversibel. Noch. Es ist nicht irreversibel. Ist mit Aufwand verbunden, keine Frage.“

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Interne Notiz im Umweltministerium hält Rückbau von Isar 2 für umkehrbar

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur basiert Söders Aussage auf einer internen Notiz im Umweltministerium. Auf Anfrage teilte das Ministerium von Minister Thorsten Glauber (Freie Wähler) mit, dass die Aufsichtsbehörde tatsächlich die Stilllegung und den begonnenen Rückbau von Isar 2 noch für umkehrbar hält. Allerdings gibt es eine wichtige Einschränkung, die Söder nicht erwähnte: „Eine zentrale Voraussetzung für eine Wiederinbetriebnahme wäre eine Änderung des Atomgesetzes des Bundes.“

Preussen Elektra möchte die politische Debatte nicht bewerten. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns mit weitergehenden Fragen eines theoretischen Weiterbetriebs von Isar 2 nicht beschäftigen“, äußerte die Sprecherin. (fhz)

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