Zweites Leben für umgestürzte Esche

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Als Teil seiner Aktion „wERDschätzung“ hat Künstler Frank Fischer die umgestürzte Esche kenntlich gemacht – und somit vor der Beseitigung bewahrt. Verbundenheit mit der Erde © privat

Die Witterungsbedingungen der vergangenen Wochen haben in den umliegenden Wäldern ihre Spuren hinterlassen. Umgestürzte Bäume sind vielerorts keine Seltenheit. Der Weilheimer Künstler Frank Fischer sieht darin jedoch weit mehr als nur Totholz.

Weilheim – Wer zur Zeit durch die heimischen Wälder und Parkanlagen spaziert, dem springen die Folgen der vergangenen, stürmischen Winterwochen förmlich ins Auge. Umgestürzte Bäume, abgerissene Kronenäste und jede Menge toter Zweige bedecken den aktuell wieder frisch verschneiten Waldboden.

Auch die Weilheimer Au trägt die Handschrift des Sturms, der dort unter anderem eine massive Esche in die Knie gezwungen und unweit des Bolzplatzes zum Liegen gebracht hat. Aufmerksamen Kinderaugen ist dieses Schauspiel natürlich nicht entgangen, was prompt eine Umfunktionierung des Baumes zu spielerischen Zwecken zur Folge hatte.

„Alles muss weg“

Zur Überraschung ihrer Eltern werden die Kinder wohl auch noch in Zukunft ihre Freude an dem Baum haben. Denn während die Stadtwerke unermüdlich mit der Beseitigung von witterungsbedingt umgestürzten und beschädigten Bäumen beschäftigt sind, konnte der Weilheimer Künstler Frank Fischer beim Anblick der Esche nicht anders als zu intervenieren, um ein Entfernen desselben zu verhindern. „Muss wirklich alles weg?“, lautete seine Frage.

Immerhin fasziniert der botanische Koloss nicht nur die kletternden und balancierenden Kinder, sondern auch den 65-Jährigen Künstler. Viele Eltern wüssten Fischer zufolge bereits, dass sie an dem Baum „mindestens 30 Minuten Pause einplanen sollten“. Der Künstler hatte sich bei den Verantwortlichen daher umgehend für einen Verbleib des Baumes stark gemacht und war dort auf „offene Ohren gestoßen“. „Damit rennst du offene Türen ein – ich finde das unterstützenswert“, wird beispielsweise der 3. Bürgermeister Alfred Honisch zitiert. Der Betriebshof der Stadtwerke hatte ebenfalls nichts einzuwenden. Zwar sei er selbst noch nicht vor Ort gewesen, was er von seinen Kollegen aber bislang erfahren hatte, sieht er kein Problem, den Baum an Ort und Stelle zu belassen, teilte Bereichsleiter Karl Neuner mit. Das Anliegen müsse lediglich noch mit dem Förster abgeklärt werden. Neuner ist aber optimistisch, dass dieser ebenso wenig dagegen haben wird.

Verbundenheit mit der Erde

„Wer die Erde wertschätzt, geht mit ihr achtsam um“, lautet ein Leitgedanke von Fischers Aktion „wERDschätzung“, die seit 2018 „um die Welt geht“. An dieser kann sich jeder beteiligen und seinen persönlichen Kraftort mit anderen teilen. Dieser muss lediglich – so will es das Ritual – mit dem signifikanten Stoffrahmen gekennzeichnet werden (Foto). So handhabt es Fischer auch mit der Esche in der Au. Der Rahmen soll dabei die „Verbundenheit mit der Erde und die Dankbarkeit für die Natur“ ausdrücken.

„LebensbAUm“ genannt

Ein Baum, der liegen bleiben und vermodern darf, sei gerade „für die Natur ein großes Geschenk“, freut sich Frank Fischer. Über die Jahre würde sich nämlich „unglaublich viel Leben im Holz“ entwickeln. Während zu Beginn diverse Insekten in dem Totholz und der Rinde Zuflucht finden, locke deren Anwesenheit im Anschluss beispielsweise Spechte an. Schritt für Schritt werde so der Abbau des organischen Materials vorangetrieben, bis durch Würmer, Asseln und andere Bodenlebewesen schließlich der finale Schritt eingeläutet und der Baum wieder zu „lebendiger Humuserde“ umgewandelt wird, erklärte der Künstler.

Für Frank Fischer ist der „LebensbAUm“, wie er ihn getauft hat, zudem eine schöne Ergänzung für die gemeinnützige Kunstaktion „wERDschätzung“, an der sich mittlerweile weit über 1000 Menschen beteiligen würden. Eine Dokumentation der einzelnen Beiträge findet sich auf der gleichnamigen Internetseite. Ferner ist Frank Fischer für jede Form der Unterstützung äußerst dankbar.

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