„Ich habe eine Frage“: Putin-Sprachrohr greift Baerbock frontal an
Baerbocks Kritik an Russlands Syrien-Militärbasen stößt auf Ablehnung. Moskau reagiert mit Sticheleien, während Russlands Position unsicher bleibt.
Moskau – Dass die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu russischen Militärbasen in Syrien Stellung nimmt, kommt in Russland offenbar nicht gut an. Eine Sprecherin der russischen Regierung unter dem Präsidenten Wladimir Putin schießt nun direkt gegen Baerbock. Das Kredo: Die Politikerin solle sich auf Deutschland fokussieren.

Baerbock fordert Abzug von Russland-Militär in Syrien – Moskau hält dagegen
Baerbock hatte für ihren Besuch in Syrien eine Reihe von Forderungen und Positionen dargestellt, darunter dass es für Russland Zeit sei, seine Militärbasen in Syrien zu verlassen. „Und das sagt der Außenminister eines Landes, das US-Militärbasen beherbergt“, stichelte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zacharowa, laut der russischen Nachrichtenagentur Tass. Ihrer Ansicht nach solle sich Baerbock lieber den US-Basen in Deutschland zuwenden und diese aus dem Land verbannen: „Ich habe eine Frage: Meint die deutsche Außenministerin nicht, dass sie Washington besser etwas Derartiges erzählen sollte?“
Russlands Geheimdienst habe zuvor mögliche Pläne der USA und von Großbritannien für „terroristische Attacken“ auf Russlands Militärbasen in Syrien geteilt, so schrieb die Tass. Das Ziel sei demnach, Russlands Militär aus Syrien zu vertreiben. Zuletzt wirkte es allerdings so, als würde Russland auch ganz von selbst seine Militärbasen verlegen wollen. Im Dezember gab es vermehrt Gerüchte, Putin ziehe seine Syrien-Truppen ab – auch wenn der Kreml etwas anderes sagte. Der Druck in Syrien ist wegen eines besonderen Flotten-Stützpunkts hoch, der Umgang des neuen Regimes mit Russland allerdings noch unklar.
Russland-Militär verliert mit Assad Verbündeten in Syrien – Position neuer Regierung unklar
Mit dem ehemaligen syrischen Machthaber Baschar al-Assad war Russland seit Jahrzehnten eng verbündet. Der Fall des alten Regimes demütigte auch Putin. Die aktuelle syrische Übergangsregierung bekam hingegen bereits Unterstützungsangebote von der Ukraine und zahlreichen sogenannten westlichen Staaten, darunter die USA, Frankreich, aber auch Deutschland – allerdings zum Teil geknüpft an Bedingungen. Zusammen mit ihrem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot sollte Baerbock bei ihrem Syrienbesuch, den sie am 3. Januar angetreten hat, die EU vertreten.
Dort wurden sie vom De-facto-Präsidenten Ahmed al-Scharaa empfangen – der scheinbar ihre Bedingungen für finanzielle Unterstützung nur unzureichend erfüllen könnte. Syrien sei aktuell zwischen Hoffnung und Sorge gespalten, so Baerbock gegenüber der ARD. Die Hoffnung von Frauen und religiösen oder ethnischen Minderheiten habe man im Gespräch klar angesprochen, das sei auf syrischer Seite auch auf Verständnis gestoßen. Baerbock will abwarten: Man werde die Führung an ihren Taten messen. (lismah)