Provokanter Aufmarsch gegen China: Trump lässt seine Bomber vorrücken

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Trumps langer Arm in die Welt: ein U.S. Air Force B-52 Stratofortress-Bomber. Jetzt sind Maschinen auf der US-Basis Diego Garcia gesichtet worden. Offenbar machen sich die USA stark gegen China. © IMAGO/2lt. Mary Begy/U.S. Air Force

Im Indopazifik steigt die Spannung. Donald Trump lässt neue Bomber anrollen, um zu zeigen, wer Herr im Hause ist. Für Abschreckung fehlt aber Geld.

Washington D.C. – „Die Vereinigten Staaten brauchen einen Siegesplan für den Indopazifik“, schreibt Brian Kerg. Laut dem Analysten bestünde eine beunruhigende Lücke zwischen der industriellen Kapazität der USA und den Produktionsanforderungen, um einen Krieg mit China zu führen und zu gewinnen, wie er aktuell für den US-Thinktank Atlantic Council schreibt. Zumindest scheint US-Präsident Donald Trump eine Idee zu haben: Newsweek berichtet, dass die US-Luftwaffe ihren Stützpunkt auf Diego Garcia mit Technik füllt. Wie Newsweek-Autorin Amira El-Fekki mutmaßt, sei das die Folge zunehmender Spannungen nicht nur im Indopazifik, sondern auch nach den US-amerikanischen und israelischen Attacken auf den Iran. 

Ein neues Satellitenbild soll zeigen, dass die US-Luftwaffe jetzt massiver vertreten ist als noch Wochen zuvor. Newsweek beruft sich auf den Open-Source-Analysten MT Anderson, der auf Diego Garcia aktuell ausmacht: vier strategische Bomber des Typs B-52, sechs Kampfjets des Typs F-15 und sechs Tankflugzeuge des Typs KC-135. Neben der B-52-Präsenz auf Guam haben die USA ihre Bomberflotte in der Region damit ausgebaut; ob zeitlich begrenzt oder dauerhaft, bleibt fraglich.

Trump mit B-52-Bombern im Indo-Pazifik: „Machtprojektion auf lange Distanz“

Wir fliegen Bombereinsätze im Indopazifik, um die Glaubwürdigkeit unserer Streitkräfte unter Beweis zu stellen und gleichzeitig ein vielfältiges, sicheres Umfeld zu gewährleisten“, sagte Oberstleutnant Benjamin Poole vor vier Jahren in einer Veröffentlichung des Strategischen Kommandos der USA. „Durch Machtprojektion auf lange Distanz sind wir in der Lage, potenzielle Gegner abzuschrecken und unseren strategischen Vorteil als Großmacht auszubauen.“ Auf Guam stationiert ist die Bomber Task Force (BTF) der Pacific Air Forces. Sie soll Eindruck schinden gegenüber etwaigen militärischen Aktionen Chinas.

„Die drei wichtigsten Kriterien bei der Bewertung von Immobilien sind Lage, Lage und nochmals Lage. Diego Garcia erfüllt diese Kriterien im Übermaß.“

Deshalb ist auch Diego Garcia von Bedeutung: Der Stützpunkt liegt rund 300 Meilen südlich der Malediven an den wichtigen internationalen Handelsrouten zwischen Asien und Afrika und auf der der größten und südlichsten der Inseln des Chagos-Archipels. Der Stützung soll während des Golfkriegs sowie der Kriege im Irak und in Afghanistan ein wichtiger Knotenpunkt für amerikanische Luftoperationen gewesen sein. Vor der gegen die Atomanlagen des Iran gerichteten Aktion „Midnight Hammer“ sollen dort B-2-Bomber geparkt worden sein, um den Anschein zu erwecken, ein potenzieller Schlag der USA gegen den Kriegsgegner der Israelis würde von dort geführt werden.

Durch Verlegungen von Maschinen wollten die USA schwerer ausrechenbar werden, sagte Benjamin Poole. „Die B-52 ist das bekannteste und angesehenste Flugzeug der Welt. Die Vereinigten Staaten zeigen weiterhin, dass wir innerhalb unseres Zeitplans jeden Ort der Welt erreichen können.“ Laut Brian Kerg der richtige Ansatz. Der Autor des Atlantic Council fordert in seiner Analyse von den USA, lokal zu handeln aber global zu denken. „Ein Siegesplan für einen Krieg gegen China erfordert daher die Darstellung des Problems als globalen Krieg mit mehreren Kriegsschauplätzen und zahlreichen Gegnern“, schreibt er.

„Siegesplanprogramm“: Zerstörung der militärischen Fähigkeiten der Kommunistischen Partei Chinas

Krieg bedeutet für ihn die Zerstörung der militärischen Fähigkeiten der Kommunistischen Partei Chinas sowie ihrer Mitkriegspartner, „wo immer sie auch angetroffen werden“, wie er formuliert. Ein „Siegesplanprogramm“ müsste horizontal wie vertikal funktionieren, also schlimmstenfalls gleichzeitige Kämpfe antizipieren gegen den primären Gegner China sowie etwaige unterstützende Regime aus Russland, dem Iran oder Nordkorea, wie er schreibt. Diego Garcia allerdings hätten sich die USA aufgrund des „Faktors China“ ausgesucht, wie Michael McDevitt geschrieben hat.

Spätestens seit China 2017 einen Stützpunkt errichtet hatte, sei Washington alarmiert, so der ehemalige Konteradmiral im Magazin War on the Rocks. Er führt die Machtausweitung Chinas auf die frühen 1970er-Jahre zurück mit einer Steigerung seit dem Jahrtausendwechsel. „Chinas wichtigste Seeverbindungslinien (Sea Lanes of Communication, SLOC) verlaufen durch den Indischen Ozean und spielen eine Schlüsselrolle in Pekings wichtigstem strategischen und wirtschaftlichen Programm, der Belt and Road Initiative“, schrieb McDevitt. Die Regierung in Peking weiß, dass diese Handelsrouten schwer zu verteidigen sind.

Das US-Verteidigungsministerium betrachtet Chinas militärischen Aufmarsch insgesamt als Bedrohung der Sicherheit im Indopazifik. China ziele darauf ab, die indopazifische Region zu dominieren und die USA als mächtigste Nation der Welt zu verdrängen, sagte John Noh während einer Anhörung des Streitkräfteausschusses des Repräsentantenhauses im April, wie das Pentagon informiert. Demzufolge habe der stellvertretende Verteidigungsminister für Sicherheitsangelegenheiten im Indopazifik darauf verwiesen, dass der chinesische Präsident Xi Jinping der Volksbefreiungsarmee befohlen habe, sich bis 2027 auf eine Invasion Taiwans vorzubereiten. 

Kampfjet-Chaos: USA gehen die Mittel aus, da sich Trump voll auf die F-47 und Drohnen konzentrieren will

Ihm sekundiert hat Samuel Paparo: China übertreffe die USA in puncto Luft- und Seekapazität sowie Raketenkapazitäten und verbessere gleichzeitig seine Fähigkeiten im Weltraum und in der Weltraumabwehr, sagte der Admiral und Kommandeur des US-Indopazifik-Kommandos; ihm zufolge sei dieses Selbstbewusstsein eine ernsthafte Herausforderung für die USA. Die strategischen Bomber der US-Luftwaffe bilden das Rückgrat aller möglichen Antworten darauf. Wie das Magazin Defense News berichtet hat, arbeiteten die USA an einer umfassenden Modernisierung der US-Bomberflotte.

Demnach stünde die Einführung des neuen B-21-Raider als neuer Tarnkappenbomber an. Die B-1 Lancer und B-2 Spirit sollten ausgemustert werden. „Irgendwann in den 2030er Jahren plant die Luftwaffe, über eine Flotte von zwei Bombern zu verfügen – mindestens 100 B-21 und die derzeitige Flotte von 76 B-52, die durch eine Reihe von Upgrades von Grund auf modernisiert werden sollen“, schreibt Defense News-Autor Stephen Losey. Allerdings geraten diese ambitionierten Pläne ins Stocken, da die B-21 zwar schneller produziert werden könnten, allerdings den Kostenrahmen erheblich sprengten, wie die Flugrevue berichtet. Und den USA gehen die Mittel aus, da sich Donald Trump voll auf die F-47 und Drohnen konzentrieren will.

Und damit nicht genug. Auch die Basen bereiten den USA inzwischen Schwierigkeiten, urteilen aktuell Thomas Shugart und Timothy Walton vom Thinktank Hudson Institute; die beiden Analysten kritisieren, dass die USA viel Geld und Energie in Angriffsfähigkeiten investierten, aber die Verteidigung vernachlässigten: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass US-Flugplätze einer ernsthaften Angriffsgefahr ausgesetzt sind. Der derzeitige Ansatz des Verteidigungsministeriums, diese Bedrohung weitgehend zu ignorieren, lädt die Volksrepublik China zu Aggressionen ein und birgt das Risiko, einen Krieg zu verlieren.“

Analysten kritisieren Trumps Angriffs-Ambitionen: eine „törichte Entscheidung“

Die beiden Analysten betrachten das Pferd als vom falschen Ende her aufgezäumt – die Satellitenbilder der unbeschützt parkenden Bomber auf Diego Garcia könnten symptomatisch erscheinen für deren Kritik. Shugart und Walton beurteilen als fahrlässig, auf den Bau von rund 30 Millionen Dollar teuren, geschützten Flugzeugunterkünften für neue, mehr als 600 Millionen Dollar teure B-21-Bomber zu verzichten. Diese, ihrer Meinung nach, „törichte Entscheidung“ würde die die globale Schlagkraft der USA gefährden, wie sie schreiben.

Ein Gesichtspunkt, der vielleicht mehr als einmal überdacht werden könnte. Der Vorteil der US-Basen im Indopazifik ist die Nähe der US-Rüstungstechnik zu den potenziellen Gefechtsfeldern. Aber was die US-Amerikaner erreichen können, können die Chinesen eben umgekehrt auch. Insofern bilden Vorteil und Nachteil der Standorte eine brisante Symbiose, wie auch Konteradmiral Michael McDevitt in War on the Rocks klar gestellt hat:

„Die drei wichtigsten Kriterien bei der Bewertung von Immobilien sind Lage, Lage und nochmals Lage. Diego Garcia erfüllt diese Kriterien im Übermaß.“ (KaHin)

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