OPEC-Land will Ölproduktion steigern – und könnte Russlands Wirtschaft schmerzhaft treffen

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Saudi-Arabien will seine Ölproduktion steigern. Das kann drastische Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft haben. Wie geht es weiter?

Riad – Die Einnahmen aus Öl und Gas sind mit die wichtigsten Treiber für Russlands Wirtschaft. Wer diese verringert, wie es zum Beispiel die G7-Staaten mit dem Ölpreisdeckel vorhatten, greift indirekt die Kriegskasse des russischen Präsidenten Wladimir Putin an. Ein neuer Schritt aus Saudi-Arabien könnte genau das bewirken.

Saudi-Arabien plant höhere Ölproduktion – und könnte Russlands Wirtschaft schaden

Saudi-Arabien will Medienberichten zufolge die Ölproduktion erhöhen. Offenbar ist das Land, eine der wichtigsten Ölfördernationen weltweit, bereit, das Ziel von 100 US-Dollar pro Barrel Crude-Öl aufzugeben. Laut der Financial Times deutet das darauf hin, dass Saudi-Arabien niedrigere Ölpreise akzeptieren würde. Die Entscheidung geht direkt gegen eine Entscheidung von OPEC+-Mitgliedern, die noch Anfang September zugestimmt hatten, die Produktion eher zu senken anstatt zu erhöhen, um die Preise hochzuhalten.

OPEC-Land will Ölproduktion steigern – Gefahr für Russlands Wirtschaft? © IMAGO / SNA Maksim Bogodvid & IMAGO / SNA Alexander Shcherbak

Früher im September war der Ölpreis für die Marke Brent Crude Rohöl unter 70 US-Dollar gefallen – so niedrig war er seit Dezember 2021 nicht mehr gewesen. Die Ölproduktion soll ab dem 1. Dezember 2024 steigen. Wie das Nachrichtenportal Newsweek unter Berufung auf nicht näher genannte Experten berichtete, soll dieser Schritt Saudi-Arabiens direkt der russischen Wirtschaft schaden. Eine höhere Ölproduktion und die niedrigeren Preise sollen Russlands Wirtschaft „strapazieren“, während das Land immer noch in der Ukraine Krieg führt.

Die ersten Auswirkungen sind bereits ersichtlich: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, fielen die Ölpreise am gestrigen Donnerstag (26. September) bereits um mehr als drei Prozent.

Russlands Wirtschaft braucht Öl-Einnahmen – EU will „Gewinne noch härter treffen“

Für Russland sind die Ölpreise einer der wichtigsten wirtschaftlichen Faktoren. Laut dem Observatory of Economic Complexity (OEC) machten Exporte von Crude Petroleum noch im Jahr 2022 etwa 27,3 Prozent aller Exporte des Landes aus. Raffiniertes Petroleum hatte einen Anteil von fast 14 Prozent. Die wichtigsten Abnehmer für russisches Öl waren im Juni 2024 China, Indien und einige verbleibende EU-Länder.

Um Russlands Wirtschaft zu schwächen, ist das Absenken der Ölpreise ein dementsprechend starkes Instrument. Aus genau diesem Grund haben die westlichen Verbündeten der Ukraine dies in den eingesetzten wirtschaftlichen Sanktionen berücksichtigt und einen Preisdeckel auf russische Öl-Exporte gelegt. Russisches Öl darf, um im Westen gehandelt zu werden, maximal 60 US-Dollar pro Barrel kosten. Im Dezember 2022 hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen noch angekündigt, diese Grenze flexibel halten zu wollen.

„Die G7 und alle EU-Mitgliedstaaten haben sich dazu entschieden, Russlands Gewinne noch härter zu treffen und seine Fähigkeit, in der Ukraine Krieg zu führen, weiter zu beschränken. Dies wird uns weiterhin dabei helfen, die weltweiten Energiepreise zu stabilisieren. Davon profitieren alle Länder rund um den Globus, die aktuell mit zu hohen Ölpreisen konfrontiert sind“, erklärte von der Leyen damals.

40 Dollar pro Barrel möglich – sorgt Saudi-Arabien für einen Preiskampf?

Dabei stellt sich die Frage: Wie tief kann der Ölpreis nun fallen? Laut dem Analysten Tamas Varga handelt es sich bei dem Schritt Saudi-Arabiens lediglich um eine Rücknahme einer vorher beschlossenen Produktionskürzung. Pro Monat soll durch Saudi-Arabiens Produktionsplus ein zusätzliches Rohölangebot von rund 180.000 Barrel pro Tag entstehen.

„Zweifellos wird es das globale Ölgleichgewicht lockern, aber gleichzeitig wird es die freien Produktionskapazitäten der OPEC verringern“, sagte Varga gegenüber Reuters. „Es wird höchstwahrscheinlich im Jahr 2025 zu einem Anstieg der Lagerbestände führen und die Preise unter moderatem Druck halten.“ Für viel wichtiger aber hält der Analyst die Möglichkeit eines Angebotskriegs, den Saudi-Arabiens Schritt ankündigen könnte. Sollte es zu einem solchen kommen, geht er von einem „schmerzhaften Einbruch“ aus. Der Barrel-Preis könnte auf bis zu 40 US-Dollar sinken – was den Preisdeckel der G7 sogar noch deutlich unterbieten würde.

Russlands Einnahmen aus Öl waren im Sommer zurückgegangen. Das Centre for Research on Energy and Clean Air ging von einem Rückgang der Exporteinnahmen aus Rohöl um fünf Prozent aus, auf 664 Millionen Euro pro Tag. Laut dem Institut brauche es einen niedrigeren Preisdeckel für Öl, um Russlands Wirtschaft weiter zu schwächen. (Laernie mit Material von Reuters)

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