Flüchtlingszahlen weiter auf hohem Niveau

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Im Gewerbegebiet von Dachau-Ost entsteht aktuell die größte Flüchtlingsunterkunft im Landkreis. Im Sommer soll die Anlage bezugsfertig sein. © hr

Die Flüchtlingszahlen im Landkreis Dachau bleiben konstant hoch. Die Regierung von Oberbayern ruft zum „fortlaufenden Ausbau der Unterkunftskapazitäten“ auf.

Dachau – Aktuell sind es 1789 geflüchtete Menschen aus aller Welt, die das Landratsamt Dachau in Asylunterkünften im ganzen Landkreis unterbringt. Das Gros der Geflüchteten kommt dabei aus der Ukraine: 624 leben in den Asylunterkünften des Landkreises, weitere rund 900 bereits in eigenen Wohnungen; letztere sind damit in der Statistik des Landratsamts schon gar nicht mehr enthalten.

Flüchtlingsstrom ebbt nicht ab

Ein Zeichen, dass der Flüchtlingsstrom abebbt, ist laut Landratsamtssprecherin Sina Török nicht zu erkennen. Im Gegenteil: „Seit Juli hatten wir jeden Monat eine Zuweisung von je 50 Personen. Wir sind angewiesen, nach wie vor mit Zuweisungen alle zwei Wochen zu planen und zu rechnen.“

Aus diesem Grund setzt die Kreisbehörde auch alles daran, neue Unterkünfte zu schaffen. Die größte davon entsteht aktuell, wie berichtet, an der Alten Römerstraße in Dachau, direkt neben dem Kaufland-Markt. Bis zu 420 Menschen sollen dort einen Platz finden können. Die Unterkunft soll jeweils hälftig als Erstaufnahmeeinrichtung sowie als Notunterkunft genutzt werden.

An der Kufsteiner Straße, ebenfalls in Dachau, baut die landkreiseigene Wohnungsbaugesellschaft WLD derweil eine weitere neue Asylunterkunft in Holzständerbauweise für bis zu 186 Menschen. Die Wohnungen dort sollen laut Landratsamt vor allem Familien zugeteilt werden, deren Asylverfahren Aussicht auf Erfolg hat. Die Eröffnung ist für Anfang Dezember geplant.

Indersdorf, wo im Verhältnis zur Größe der Gemeinde aktuell vergleichsweise wenige Geflüchtete untergebracht sind, wird außerdem gerade die Containeranlage im Gewerbegebiet erweitert. Die Arbeiten laufen, das Projekt ist „bald fertig“, wie es aus dem Landratsamt heißt. Und auch in allen anderen Gemeinden laufen die Bemühungen weiter, Unterkünfte zu schaffen. „So werden sich die Zahlen in den Gemeinden deutlich ändern“, prophezeit Török. Lediglich Petershausen, dessen Flüchtlingsunterkunft während des Pfingsthochwassers praktisch unbewohnbar geworden war, sei von den gemeinsamen Anstrengungen entbunden: „Dort leben null Personen in Unterkünften.“

Regierung fordert Ausbau

Wie es langfristig weitergeht, ob die verstärkten Grenzkontrollen und die EU-Asylreform eine Entlastung bedeuten, kann man auch bei der Regierung von Oberbayern nicht mit allerletzter Gewissheit sagen. Sicher ist laut Sprecher Wolfgang Rupp nur: „Mit Blick auf das insgesamt weiterhin hohe Zugangsgeschehen und weil die bestehenden Unterbringungskapazitäten regelmäßig vollständig ausgelastet sind, ist ein fortlaufender Ausbau der Unterkunftskapazitäten weiterhin dringend erforderlich.“

Wobei das „hohe Zugangsgeschehen“ laut Rupp vor allem die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine betrifft. Pro Woche müssten 300 ukrainische Geflüchtete im Regierungsbezirk verteilt werden; ein Rückgang der Zahlen sei in den vergangenen beiden Jahren nicht feststellbar gewesen.

10 600 Personen im Ankunftszentrum erfasst

Dagegen sei die Zahl der Asylsuchenden – die meisten aus Afghanistan, Syrien und der Türkei – in diesem Jahr zurückgegangen. Rupp berichtet: „Insgesamt wurden seit Jahresanfang bereits mehr als 10 600 Personen im Ankunftszentrum erfasst – deutlich weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als um diese Zeit bereits 17 400 Ankünfte gezählt wurden.“ Im Ankunftszentrum der Regierung von Oberbayern in München, der ersten Anlaufstelle für neu in Oberbayern ankommende Asylsuchende, schwankten die täglichen Zugänge im Monat Oktober laut Rupp zuletzt zwischen elf Personen und 55 Personen pro Tag.

Das Hauptproblem sieht die Regierung, trotz niedrigerer Asylbewerberzahlen, im „angespannten Wohnungsmarkt“, wie Rupp erklärt. Denn: Sowohl anerkannte Asylbewerber, als auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine seien „eigentlich zum Auszug aus den staatlichen Unterkünften berechtigt und verpflichtet“. Die Suche nach „geeignetem privaten Wohnraum für beide Personengruppen“ gestalte sich aber als zunehmend schwer.

Da mag es auch wenig helfen, dass es in diesem Jahr bereits vier Abschiebungen aus dem Landkreis Dachau gab. Wie Sprecherin Török berichtet, handelte es sich dabei um vier erwachsene Männer aus Nigeria, Jamaika, Kosovo und Mazedonien.

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