Nächste Runde im Tagebuch-Streit! Block stellt sich Fragen des Anwalts ihres Ex-Mannes

19 Verhandlungstage sind bereits absolviert, und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Am Landgericht Hamburg verteidigen sich Unternehmerin Christina Block, ihr Lebensgefährte und Sportmoderator Gerhard Delling sowie weitere Angeklagte gegen den Vorwurf, in die Entführung zweier ihrer Kinder verwickelt gewesen zu sein. Mit Ausnahme des Israelis bestreiten alle Angeklagten jede Beteiligung daran.

Am Donnerstag will Christina Block ihre Einlassung fortsetzen, die sie bereits Mitte Oktober begonnen hatte. Zuletzt musste der XXL-Prozess wegen eines Krankheitsfalls im Gerichtsumfeld überraschend unterbrochen werden. Bislang waren Fragen der Nebenklage offengeblieben, auf die die Hamburgerin nun eingehen will. Die Zuschauer warten gebannt darauf, was Block zu ihrem digitalen Tagebuch sagt.

Christina Block und ihr Anwalt Ingo Bott.
Christina Block und ihr Anwalt Ingo Bott. dpa

Streitthema Tagebuch

Bereits seit Prozessbeginn ist das intime Werk einer der großen Streitpunkte. Die Staatsanwaltschaft hatte versäumt, die digitalen Aufzeichnungen beschlagnahmen zu lassen. Die Verteidiger wehrten sich deshalb immer wieder vehement dagegen, die IT-Asservate als Beweismittel zu verwerten. Die Kammer hat die Beschlagnahme jüngst nachgeholt. Verteidiger Ingo Bott scheiterte außerdem mit seinem Veto, dass Tagebücher als Beweismittel besonders geschützt seien. Die Beschlüsse des Gerichts gelten nur vorläufig und können noch revidiert werden.

Durch die Medienberichte sieht Bott seine Mandantin in einer „Nötigungslage“. Block sei deshalb gezwungen, Einordnungen zu geben. Zum Beispiel zum Satz: „Ich hoffe so sehr, dass es nun langsam losgeht.“ Das löste Spekulationen aus, ob sie im Vorfeld von der Entführung gewusst habe. Block stellte nun klar, dass sich der Tagebucheintrag auf die ausbleibenden Ermittlungen wegen der schnell widerlegten Kinderpornografievorwürfe gegen ihren Ex-Mann bezogen habe. Auch der Anwalt von Stephan Hensel wollte zuletzt nicht mehr ausschließen, dass diese Darstellung plausibel sein könnte. Gut möglich, dass Block am Donnerstag noch weitere Aspekte in ein anderes Licht rücken möchte.

Eugen Block (r.) hat im Prozess gegen Tochter Christina Block einen Befangenheitsantrag gegen Richterin Isabel Hildebrandt (l.) gestellt.
Eugen Block (r.) hat im Prozess gegen Tochter Christina Block einen Befangenheitsantrag gegen Richterin Isabel Hildebrandt (l.) gestellt. dpa

Befangenheitsanträge und Dienstaufsichtsbeschwerde

Weniger Auswirkungen dürften die jüngsten Befangenheitsanträge der Verteidiger gegen mehrere Richter haben. Auslöser war die Begründung für die Beschlagnahme der IT-Asservate. Bis die zuständigen Richter darüber entscheiden, geht der Prozess unverändert weiter. Gleiches gilt für die Dienstaufsichtsbeschwerde, die Christina Blocks Vater Eugen jüngst gegen die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt gestellt hat. Der Patriarch des Familienunternehmens (Block House) stellt wegen eines Zeitungsberichts ebenfalls die Unabhängigkeit Hildebrandts infrage und beruft sich deshalb auf sein Aussageverweigerungsrecht.

Die Begründung dürfte allerdings nicht ausreichen, berichtet die FAZ. Laut Strafprozessordnung dürfe er nur schweigen, „wenn er Gefahr läuft, sich selbst oder nahe Angehörige zu belasten“. Den Anwälten im Saal könnte der Zeitungsbericht trotzdem Munition für einen weiteren Befangenheitsantrag bieten. Sie haben bereits wiederholt eine Vorverurteilung der Angeklagten und eine Beschneidung ihrer Grundrechte bemängelt.

Gerichts-Schlappe für Block in Dänemark

Aufsehen hat Anfang der Woche außerdem ein neues Gerichtsurteil aus Dänemark erregt. Das Westliche Landgericht Dänemark bestätigte ein Urteil der Vorinstanz, die Block das Sorge- und Umgangsrecht entzogen hatte. Das ist nun rechtskräftig – auch in Deutschland. Block hat angekündigt, vor internationale Gerichte ziehen zu wollen. Für den Strafprozess dürfte dieses familienrechtliche Verfahren allerdings keine großen Auswirkungen haben; eher umgekehrt.

Das Gericht plant ab 13 Uhr, zwei hochrangige Mitarbeiter der Block-Gruppe als Zeugen zu befragen: den ehemaligen Geschäftsführer und den aktuellen Finanzchef. Ein Mitarbeiter des Familienhotels hat dagegen angekündigt, sein Recht auf Auskunftsverweigerung zu nutzen. Er wurde kurzfristig ausgeladen. Sofern es der Zeitplan zulässt, könnten außerdem noch Lichtbilder angesehen werden und Verfahrensbeteiligte Stellungnahmen abgeben.

Die ersten 19 Prozesstage haben allerdings gezeigt, dass dieses einzigartige Gerichtsverfahren immer für Überraschungen und Wendungen gut ist. FOCUS online begleitet das Geschehen weiterhin hautnah im Liveticker aus dem Gerichtssaal.