Tüftler nutzen ausrangiertes Flugzeug-Cockpit für Computerspiel: "Wie ein zweiter Job"

Eine Gruppe von Flugbegeisterten, die sich selbst als "Jurassic Jets Team" bezeichnet, hat aus dem Cockpit einer alten Boeing 747-300 eineb begehbaren und hyper-realistischen Gaming-Controller gebaut. 

Dafür musste das Team aus Experten für Ingenieurwesen und Luftfahrt die analogen Instrumente des Cockpits für die digitale Flugsimulation anpassen. Laut einem Bericht des Technik-Portals "Tom’s Hardware" ist dies ein komplexer Prozess, der Tausende von Kabeln und mechanische Instrumente umfasst.

Tausende Kabel, hunderte Mini-Computer und ein Ziel vor Augen

Doch zunächst brauchten die Luftfahrt-Fans die geeignete Hardware. Fündig wurden sie auf Ebay. Das Cockpit einer im Jahr 1987 gebauten Boeing 747-300 war perfekt für ihre Ansprüche. So erhält auch das Flugzeug nach fast 40 Jahren in der Luft ein zweites Leben als Simulator der Marke Eigenbau. 

Doch die Gruppe konnte das aus dem Rumpf des Jumbo-Jets gefräste Teil nicht einfach per USB an einen Computer anschließen und loslegen. Das Team stand vor einem gigantischen Projekt, bei dem gleich mehrere Probleme zu lösen waren. In einer Pressemitteilung beschreiben die Tüftler den Arbeitsaufwand für ihr Projekt so: "Es war wie ein zweiter Job für viele von uns."

Mitglieder von Jurassic Jets bei der Montage ihres Cockpits.
Mitglieder von Jurassic Jets bei der Montage ihres Cockpits. X Planes | Jurassic Jets

Vom Luftfahrt-Schrott zum Herzensprojekt in vier Schritten

  1. Zunächst muss das tonnenschwere Bauteil stabilisiert werden. Dafür nutzte die Gruppe eine Holzkonstruktion.
  2. Pro Schalter gab es zwei Kabel und pro Lampe eines, beschreibt die Gruppe in der Mitteilung. Weil das Cockpit einfach aus dem Flugzeug herausgeschnitten wurde, mussten die Kabelenden alle neu zugeordnet werden.
  3. Auf Basis dieses Schaltplans konnten die Informatik-Experten der Gruppe Mini-Computer, darunter Raspberry Pis, verbauen, um die analogen Signale zu digitalisieren.
  4. Die Tüftler ziehen ein positives Fazit in der Pressemitteilung: "Ein echtes Cockpit bietet so viel mehr und das Fliegen mit einer kompletten Crew vor Ort ist einfach unübertroffen." Wenn man die Gruppe und ihren Simulator heute sieht, könnte man meinen, in ein echtes Flugzeug hineinzuschauen.
Ein Ausschnitt des Schaltplans des 747-Cockpits von Jurassic Jets
Ein Ausschnitt des Schaltplans des 747-Cockpits von Jurassic Jets X Planes | Jurassic Jets

Warum Menschen so viel Zeit und Geld investieren, um Pilot zu spielen

Die Gruppe wollte ihr ehrgeiziges Projekt bis zum "WorldFlight 2025" abgeschlossen haben. Dabei handelt es sich um ein einwöchiges Event im Flugsimulator X Planes, bei dem Teams weltweit simulierte Flüge durchführen. Obwohl die Mitglieder dafür nur fünf Monate Zeit hatten, "fliegt" ihr Cockpit aktuell auf dem Event und begeistert zahlreiche Zuschauer im Stream auf der Live-Videoplattform Twitch.

Das Projekt der Gruppe gehört mit Sicherheit zu den extremeren Beispielen für Luftfahrt-Fandom. Doch Flugzeug-Enthusiasten gehen für ihre Faszination teilweise große Risiken ein und investieren viel Zeit und Geld für ihr Hobby. Auf YouTube finden sich stundenlange Videos, in denen Gamer den Betrieb an Großflughäfen simulieren – mit den vorhersehbaren Störungen eines Online-Games. Mit dem nötigen Kleingeld lässt sich sogar eine Luxuswohnung in einem Airbus A350, dem Flaggschiff des europäischen Flugzeugbauers, erstehen.