Gefälschte Nachrichten – Baerbocks Ministerium entlarvt prorussische Desinformationskampagne
Russland hat mit gefälschten Inhalten Stimmung gegen die Ukraine gemacht. Baerbocks Außenministerium deckte den Betrug auf – und fand zehntausende Fake-Profile.
Berlin – Desinformationskampagnen sind im Zeitalter der sozialen Medien immer leichter geworden. Mit so wenig Aufwand wie nie können Cyberkriminelle Massen an Menschen erreichen. Ein neuer Skandal soll jetzt auf der Plattform X (ehemals Twitter) entdeckt worden sein, berichtet der Spiegel.
Angefangen habe alles mit einem vermeintlichen Posting von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). In diesem solle sie angegeben haben, dass Deutschlands Unterstützung für die Ukraine in den nächsten drei Monaten ende. Der Beitrag sei schnell als Fälschung entlarvt worden. Was aber stutzig mache, sei die Tatsache, dass es den Cyberkriminellen gelungen war, eine fast exakte Kopie von Baerbocks Profil anzufertigen, auf das auch einige hereingefallen sein sollen – doch wie war das möglich?
Massive prorussische Kampagne auf X – 50.000 gefälschte Nutzerkonten
Mit einer speziellen Software sollen die Forensiker des Auswärtigen Amts vom 20. Dezember bis zum 20. Januar die Plattform des Multimilliardärs Elon Musk analysiert haben. Das Ergebnis der Analyse, die dem Spiegel vorliegen, zeigt, dass mehr als 50.000 gefälschte Nutzerkonten Stimmung gegen die Ukraine und die Ampel-Koalition machten. Vereinzelt habe man mehr als 200.000 gefälschte Kurznachrichten an einem Tag ausfindig gemacht.

Den Verfassern geht es demnach dabei darum, die Stimmung im Land gegen die Bundesregierung aufzuheizen. So würden Kommentare wie „Es ist eine Schande, dass die Ampel-Koalition die Probleme im eigenen Land nicht zuerst angeht“ dazu genutzt werden, die Menschen gegen die eigene Regierung aufzuhetzen – und um die Bereitschaft zur Unterstützung der Ukraine zu zerschlagen. Darum befasse sich die größte Zahl der Nachrichten auch mit den Hilfslieferungen zur Verteidigung gegen den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands.
Russlands Cyberkriminelle imitieren deutsche Medienhäuser
Die russische Onlineoperation begrenze sich aber nicht nur auf Einzelpersonen oder gefälschte Nutzerkonten. Es seien sogar große Medienunternehmen wie die Welt oder die Süddeutsche Zeitung nachgeahmt worden. Über gefälschte Link-Adressen seien Personen auf Webseiten geleitet worden, die erstmal so aussahen, als handle es sich um das Original. Auch hier wurden ähnliche falsche Informationen wie in den Postings verbreitet.
Wolle man die falschen Nachrichtenseiten erkennen, müsse man den Link genauer betrachten. Am Ende, wo eigentlich ein „.de“ stehen müsste, sei bei den gefälschten Seiten meistens eine andere Endung angehängt. Dort seien Kürzel wie „.pm“ oder „.pe“ zu finden. Damit der Betrug nicht auffällt, hätten die Fälscher einen „Link-Shortener“ eingesetzt, der dafür sorge, dass das Ende der Link-Adresse auf X nicht angezeigt wird.
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Gelangt man trotz aller Vorsicht auf die Seite, werde der Besucher mit allerhand Falschinformationen überschüttet. „Die Ukraine muss zwischen Gesprächen und Kapitulation wählen“, heißt beispielsweise eine Überschrift eines gefälschten Artikels. Die Texte seien oft schlecht verfasst. Russland setze bei seiner Desinformationskampagne mehr auf viele, statt auf gute Texte.
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Um gegen solche Desinformationswellen vorzugehen, hatte die EU ein Gesetz über digitale Dienste verabschiedet. Der sogenannte „Digital Service Act“ soll dabei Verbraucher im Netz vor illegalen Inhalten schützen. Im Dezember 2023 eröffnete die EU ein Verfahren gegen Musks Plattform X, der vorgeworfen wird, gegen den Digital Service Act verstoßen zu haben.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) reagierte auf die Offenlegung der russischen Kampagne, berichtet die AFP. „Wir wissen, dass Putins Propaganda-Apparat seit Jahren Desinformation verbreitet, um das Vertrauen in unsere Demokratie zu erschüttern, Wut zu schüren und die öffentliche Meinung zu manipulieren“, sagte Faeser. Die „russischen Lügen“ über den Ukraine-Krieg nannte die Ministerin „besonders perfide“. Mit Blick auf die in Deutschland anstehenden Wahlen teilte sie mit: „Wir werden unsere Maßnahmen weiter intensivieren, insbesondere um ausländische Einflussnahme auf unsere Wahlen zu verhindern.“ (nhi)