So reagieren Bayerns Spitzenpolitiker auf das Wahlergebnis – enttäuscht bis hochzufrieden

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CSU-Chef Söder ist weiterhin gegen eine Zusammenarbeit mit den Grünen – schließt eine Koalition jedoch nicht gänzlich aus. © IMAGO

Es war ein kurzer und knackiger Wahlkampf. Nach den ersten Zahlen zeigt sich, einfach feiern oder trauern ist bei den meisten Parteien noch nicht angesagt – es ist kompliziert. Das sind die Reaktionen der Spitzenpolitiker aus Bayern.

München – Die ersten Hochrechnungen der Bundestagswahl 2025 liegen vor – und damit auch jede Menge Fragezeichen. Nach Schließung der Wahllokale ist zwar klar, dass die Union als mit Abstand stärkste Kraft einen Regierungsauftrag erhalten hat, doch abseits dessen sind noch viele Fragen offen. Bayerische Spitzenpolitiker melden sich zu Wort und reagieren auf die Ergebnisse ihrer Parteien – und darauf, wie es weitergehen kann.

Söder: „Regierung ohne die Grünen ist eine bessere Regierung“

CSU-Chef Markus Söder hat Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) nach dem Sieg der Schwesterparteien bei der Bundestagswahl weiter Unterstützung zugesichert. „Du hast die CSU auch weiter an Deiner Seite“, sagte Söder bei einem gemeinsamen Auftritt mit Merz in der CDU-Zentrale in Berlin. Nach ersten Hochrechnungen erreicht die Union 28,6 Prozent.

In Bezug auf eine Regierungsbildung hatte Söder immer wieder eine Zusammenarbeit mit den Grünen abgelehnt. Dies hat er nun zwar erneut bekräftigt – eine Koalition aber nicht klar ausgeschlossen. „Wir glauben einfach nicht, dass mit den Grünen ein Richtungswechsel zu organisieren ist“, sagte Söder in der Berliner Runde von ARD und ZDF. Auf die Frage, ob es beim kategorischen Nein der CSU zu einer Zusammenarbeit mit den Grünen bleibe, sagte der Parteichef: „Wenn es irgendwie geht, bleiben wir ganz klar dabei“. Er wolle dem Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz nicht irgendetwas vorgeben, das sei nicht seine Aufgabe. Aus Sicht der CSU sei es aber ganz eindeutig: „Eine Regierung ohne die Grünen ist eine bessere Regierung“.

CSU-Spitzenkandidat Alexander Dobrindt wirbt derweil für eine Koalition der Union mit der SPD. Er sagte im ZDF, er sei sehr zuversichtlich, dass man ein Ergebnis mit der SPD hinbekomme – rein rechnerisch, aber auch für einen Politikwechsel. „Die SPD hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie in der Lage ist, auf schwierigste Bedingungen im Land zu reagieren.“

Bayerische SPD enttäuscht über das Ergebnis der Bundestagswahl

In Bayern zeigt man sich in den Reihen der SPD enttäuscht über das Ergebnis der Wahl (16,5 Prozent). Die bayerische SPD-Chefin Ronja Endres nach der ersten Prognose im BR: „Wir sind überhaupt nicht zufrieden mit dem Wahlausgang.“ Offensichtlich sei der Frust über die Ampelregierung sehr groß gewesen. 

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) fordert nach dem dramatisch schlechten Abschneiden der Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl eine interne Aufarbeitung. „Das Ergebnis ist leider nicht überraschend. Gerade für die SPD als Regierungs- und sogar Kanzlerpartei ist es desaströs“, sagte er, nachdem die SPD laut ersten Hochrechnungen ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahren hatte. Das gute Abschneiden der AfD, die im neuen Parlament wohl zweitstärkste Kraft nach der Union wird, nannte Reiter „unerträglich“.

Zufriedene Parteispitze der AfD in Bayern

Die bayerische Parteispitze der AfD zeigt sich hochzufrieden – obwohl die AfD nach ersten Prognosen in Bayern unter dem Bundesergebnis (20,5 Prozent) bleibt. Man habe das Ergebnis im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 fast verdoppelt, sagte der Landesvorsitzende Stephan Protschka. 2021 war sie auf 9 Prozent gekommen. Man hoffe, dass es noch etwa mehr werde, sagte Protschka. Bei dem „ganzen Widerstand“, der der Partei entgegengesetzt worden sei, sei das ein „hervorragendes Ergebnis“, sagte Protschka, der seit 2017 im Bundestag sitzt.

Hofreiter zum Ergebnis der Grünen: Viele hätten größere Sorgen gehabt

Anton Hofreiter sieht seine Grünen bei der Bundestagswahl noch einmal glimpflich davongekommen (12,1 Prozent). „Viele hatten größere Sorgen vor dem heutigen Abend“, sagte der Grünen-Politiker, der auf Platz zwei der bayerischen Landesliste angetreten war, dem Bayerischen Rundfunk.

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FDP hofft – Freie Wähler enttäuscht

Die Hoffnung noch nicht aufgeben möchte der bayerische FDP-Vorsitzende Martin Hagen – und rechnet mit einem langen Wahlabend für seine Partei. Die nächsten Stunden würden zeigen, ob die Liberalen in den Bundestag kommen, sagte er im BR Fernsehen. Nach den ersten Prognosen kratzte die FDP an der Marke von fünf Prozent (4,7 Prozent).

Eindeutig enttäuscht reagiert Freie-Wähler-Chef und Spitzenkandidat Hubert Aiwanger auf das schlechte Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl auch in Bayern. Andere Parteien seien „einfach mehr im Mittelpunkt gewesen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Die AfD hat natürlich die Schlagzeilen beherrscht über Monate hinweg, und dagegen angehen zu können, ist eben sehr schwierig.“ Einer ersten Hochrechnung zufolge liegen die Freien Wähler bundesweit deutlich unter fünf Prozent, im Freistaat bei 3,8 Prozent. (leo mit dpa)

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