Um Putin-Falle zu vermeiden: Ukraine tritt wohl Rückzug Richtung Pokrowsk an
Russlands Angriffe im Osten der Ukraine dauern an. Putins Soldaten wollten die ukrainische Armee umzingeln – Rückzuge haben dies aber wohl verhindert.
Moskau – Der Fokus im Ukraine-Krieg liegt derzeit klar auf die Situation in der russischen Grenzregion Kursk. Dort befindet sich die ukrainische Armee auf dem Vormarsch – doch die russische Gegenoffensive könnte bald erfolgen. An einer anderen Stelle dauern heftige Zusammenstöße allerdings auch an. Rund um Pokrowsk im Osten der Ukraine hat die Armee von Kreml-Chef Wladimir Putin die Oberhand. Das Ziel, die ukrainischen Soldaten zu umzingeln, ist allerdings nicht gelungen.
Russlands Plan im Ukraine-Krieg geht wohl nicht auf: Ukrainische Armee zieht sich zurück
Dies geht aus einer Analyse des amerikanischen Think-Tanks Institute for the Study of War (ISW) hervor. Demnach haben sich die ukrainischen Soldaten inmitten russischer Vorstöße aus ihren Positionen im Südosten der Stadt zurückgezogen. Somit fehlgeschlagen: das taktische Ziel, die ukrainischen Einheiten zu umzingeln.

Unter Berufung auf geo-lokalisierte Satellitenbilder vom 22. August hieß es, die russische Armee habe die Siedlung Ptyche im Südosten von Pokrowsk eingenommen und sei weiter nach Süden vorgedrungen. Dem ISW-Bericht zufolge bestätigt, dass das russische Militär das östliche Ufer des Karliwske-Staudamms unter Kontrolle hat.
Russland plante Umzingelung nahe Pokrowsk: Doch ukrainisches Militär vereitelt Plan mit Rückzug
Die aktuellen Geschehnisse im Feld zeigen allerdings, dass die russische Armee sicherlich nicht dort halten, sondern eher weiter nach Westen rücken will. Offenbar soll es über die Siedlungen Yasnobrodiwka and Karliwka weiter westlich gehen: Mit dem Ziel, ukrainische Einheiten entlang der Hrodiwka-Nowohrodiwka-Seljdowe-Linie zu umzingeln. Dies sei ihnen aber nicht gelungen, meldete das ISW und berichtete, russische Truppen hätten dort keine entsprechenden Fortschritte erzielen können.
Dennoch: Die Bedrohung einer möglichen taktischen Umzingelung durch russische Truppen hat die ukrainische Armee wohl dazu bewegt, sich aus einigen Positionen zurückzuziehen. Ein Sprecher für eine ukrainische Brigade in der Pokrowsk-Region bestätigte dies. So habe man die Frontlinie vereinheitlicht und vor allem das Leben von ukrainischen Soldaten verschont. Auch mehrere Kommandeure ukrainischer Einheiten in der Region bestätigten gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press die Entwicklungen.
In dem ISW-Bericht wurde außerdem auch hervorgehoben, dass es keine Anzeichen chaotischer Rückzuge auf der ukrainischen Seite gibt. Zudem seien die russischen Vorstöße der vergangenen Tage nur begrenzt.
Meine news
Russland in der Ostukraine auf Vormarsch: Moskau behauptet Einnahme kleiner Ortschaft
Russland setzt in letzter Zeit seinen Vormarsch im Gebiet Donezk fort. Neben Pokrowsk ist die russische Armee besonders auch nahe der Stadt Torezk sehr aktiv. Bei Pokrowsk hat das Militär allerdings seine Hauptstoßrichtung geändert, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Statt direkt auf die Stadt zuzumarschieren, ist ein Teil der Kräfte wohl nach Süden eingeschwenkt. Ziel ist es offenbar, die gesamte ukrainische Verteidigungslinie im Süden des Donbass zum Kollabieren zu bringen.
Zuletzt behauptete die russische Armee, die kleine Ortschaft Nju-Jork im Osten des Landes eingenommen zu haben. Von ukrainischer Seite gab es dazu nur indirekte Eingeständnisse: Der Generalstab in Kiew beschrieb die Lage in seinem Bericht für Nju-Jork bei Torezk nicht mehr als umkämpft. Auch einige ukrainische Militärblogger schlugen den Ort der russischen Seite zu. Die Stadt Torezk, seit langem Ziel heftiger russischer Angriffe, gerät damit in noch größere Gefahr.
Auf dem eigenen Territorium, in der Grenzregion Kursk, läuft es für Putins Armee allerdings nicht gut. Dort sucht der russische Machthaber bereits nach den Verantwortlichen für die Misere seines Militärs. (bb/dpa)