Der Versuch, den Gastro-Besuch neu zu gestalten: „Was zur Hölle macht ihr da?“

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Patrick Hennig will das komplette Restauranterlebnis digitalisieren. Der Mensch solle trotzdem nicht auf der Strecke bleiben, verspricht der App-Gründer.

München/Berlin – „Für meine Freundin bin ich der ungeduldigste Mensch der Welt“, sagt Patrick Hennig im Video-Gespräch mit unserer Redaktion. Kostproben gibt es bei gemeinsamen Restaurantbesuchen des Paares. „Wenn ich am Ende zehn Minuten auf die Rechnung warten muss, macht mich das wahnsinnig. Auch wenn das Essen davor super war.“

Hennig ist Co-Gründer und CEO der „luca“-App. Aktuell arbeitet er daran, dass die abendlichen Ausflüge für ihn entspannter werden. Seine App soll alle wichtigen Funktionen eines Restaurantbesuchs auf einer Plattform bündeln. Von der Auswahl des Lokals, der Tischreservierung und Bestellung bis hin zur Bezahlung am Schluss. Mit jeder Transaktion, die über das System läuft, verdient „luca“ mit.

Gründer will Restaurant-Besuch digitalisieren: „Bisher ist da noch viel Steinzeit“

Während der Corona-Pandemie hatte sich „luca“ als Programm für die Kontaktnachverfolgung in der Gastronomie etabliert. Skeptiker störten sich vor allem am Konzept einer zentralen Datenspeicherung. Mehrere Bundesländer ließen ihre Verträge mit „luca“ auslaufen. „Wir haben viel gelernt und sicher nicht alles richtig gemacht“, blickt Hennig heute zurück. „Wir stehen aber zum Namen der App und unserer Geschichte.“

Vor Corona habe er keine beruflichen Berührungspunkte mit der Gastronomie gehabt, sagt Hennig. Die „furchtbare Fragmentierung der digitalen Systeme“ sei ihm aber schon lange ein Dorn im Auge gewesen. „Bisher ist da noch viel Steinzeit. Unsere App soll den gesamten Prozess für Besucher vereinfachen und Gastronomen entlasten, die ganz andere Sorgen haben.“ Hennig verweist auf Personalmangel und gestiegene Lebensmittelpreise. Er behauptet: „Lokale machen mehr Umsatz, wenn Gäste jederzeit nachbestellen können.“ In einem nächsten Schritt wolle „luca“ die Zusammenarbeit mit der Hotel-Branche intensivieren.

Im Restaurant: So funktionieren Bestellung und Bezahlung mit der „luca“-App

„Gäste können mit ihrem Smartphone ganz einfach die Speisekarte in der App aufrufen, entweder über einen NFC-Tag oder einen QR-Code am Tisch. Mit nur wenigen Klicks können sie ihre Speisen und Getränke auswählen. Die Bestellung wird dann direkt an das Kassensystem weitergeleitet. Der Vorteil für Gäste: Sie müssen nicht mehr auf die Bedienung warten und behalten jederzeit den Überblick über ihre Rechnung, die dann mit der App über Apple Pay, Google Pay oder Kreditkarte bezahlt werden kann.“

Quelle: Pressemitteilung „luca“

Für viele Menschen ist ein Restaurantbesuch in erster Linie ein soziales Erlebnis. Sie gehen aus, um Freunde zu treffen, oder mit dem Kellner zu scherzen, den sie seit vielen Jahren kennen. Wie sollen diese Momente erhalten bleiben, wenn der gesamte Abend durchoptimiert ist – und am Ende vielleicht gar kein Personal mehr da?

„Wir Techies denken oft den Menschen nicht mit“, gesteht Hennig. „Das ist ein großer Fehler.“ Er wolle lediglich „da digitalisieren, wo es Sinn macht.“ Und so sogar mehr Zeit für wertvollen Austausch zwischen Besuchern und Personal schaffen. „Aber doch nicht während des Bezahlvorgangs. Der ist ja für beide Parteien bisher oft stressig, wenn zum Beispiel das Kartenlesegerät nicht funktioniert.“

„luca“-Gründer über Gastro-Erlebnisse: „Warum sollte ich unnötig Lebenszeit verschwenden?“

„Der Mensch soll Dreh- und Angelpunkt bleiben“, erklärt der „luca“-CEO. „In einem etwas gehobeneren Restaurant will ich, dass mir der Kellner erklärt, was ich da gerade esse.“ Anders sei der Fall beim Lokal, in dem seine Kollegen und er oft zu Mittag essen. „Wir bestellen oben aus dem Büro und holen es unten ab. Genial. Die Leute in der Schlange denken: ‚Was zur Hölle macht ihr da?‘“ Das von „luca“ angebotene„Pick-up-Feature“ eigne sich vor allem für Cafés und Lokale mit einem hohen Aufkommen zur Mittagszeit, sagt Hennig.

CEO von luca
„luca“-CEO Patrick Hennig. © luca

Zum Ende des Gesprächs kommt der App-Gründer noch einmal auf seine Ungeduld zu sprechen. Oft habe er sich in der Warteschlange eines Berliner Biergartens schon gefragt: „Warum sollte ich hier unnötig Lebenszeit verschwenden? Wenn ich das, was jemand an der Kasse ins System eingibt, auch mit meinem Handy machen könnte.“

Bis jetzt arbeitet „luca“ vor allem mit Restaurants in Berlin zusammen. Wie ein Modellversuch in München läuft, berichtet CEO Patrick Hennig im zweiten Teil unseres Gesprächs.

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