China baut eigene Werke in Europa – spielt westliches Know-How bald keine Rolle mehr?
China baut Werke in Europa, um Zölle zu umgehen. Asien investiert wieder in Europa, aber eben nicht mehr in Know-How aus dem Westen, sondern in ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit.
Berlin – Der Handelskonflikt zwischen China und der EU über die Einfuhr von Elektroautos geht soeben in die nächste Runde. Die EU will Strafzölle, eine Abstimmung dazu folgt noch diese Woche. Baut China nun Werke, um Strafzölle zu umgehen? Die Investitionen von China in Europa haben sich in den letzten Jahren schrittweise geändert: China investiert nicht mehr in westliches Know-how, sondern gründet und baut selbst. Der große Gewinner scheint dabei Ungarn zu sein.
China baut Werke in Europa: Strafzölle könnten Handelskonflikt riskieren
E-Autos aus China sind günstiger als Modelle, die innerhalb Europas produziert werden. Laut EU führe das zu einer Marktverzerrung und sie will Strafzölle einführen. Das führte zuletzt zu Spannungen zwischen Brüssel und Peking. Eine entscheidende Abstimmung soll am Freitag stattfinden. Deutschland könnte dagegen stimmen. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, ortet in einer Entscheidung für die Strafzölle das Risiko eines globalen Handelskonfliktes. Deswegen müsse die Bundesregierung gegen die Strafzölle stimmen, warnt sie. Auch andere EU-Länder sehen den Vorstoß kritisch.
Der spanische Premierminister Pedro Sanchez sagte erst kürzlich bei einem China-Besuch, dass die EU die Pläne für Strafzölle überdenken müsse. Spanien verfolgt auch eigene Pläne: Der chinesische Autohersteller Chery soll ein ehemaliges Werk der Automarke Nissan in Barcelona aufleben lassen und tausend Arbeitsplätze schaffen, schreibt die Welt. Chery baue auch in China eine Mega-Fabrik nach der anderen. Zehn Montagewerke haben sie außerdem bereits in Afrika, Asien und Südamerika. Und Europa folgt. Außenminister Zhang: „Denn wenn wir es ernst meinen mit dem europäischen Engagement und unsere Wachstumspläne aufgehen, dann sollte es an Kapazitäten nicht scheitern.“
Ungarn ist Gewinner bei China-Auslandsinvestitionen: Westliches Know-how weniger gefragt
„44 Prozent der chinesischen Direktinvestitionen in Europa sind 2023 nach Ungarn geflossen. Der osteuropäische Staat zog damit mehr chinesische Investitionen an als die drei großen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen“, schreibt das Mercator Institute for China Studies (MERICS) in einer aktuellen Studie aus dem Juni. So investierten chinesische Unternehmen in Ungarn vor allem in die E-Mobilitätsbranche (69 Prozent). Insgesamt seien chinesische Investitionen in Europa jedoch rückläufig und mit 6,8 Milliarden Euro auf dem niedrigsten Niveau seit 2010.
Und es geht hervor, dass sich die Investitionsmotivation geändert habe: Während Fusionen und Unternehmensübernahmen 2023 im Vergleich zum Vorjahr erneut um 58 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zurückgingen, stiegen die Investitionen von sogenannten „Greenfield-Investitionen“, vor allem in der E-Mobilitätsbranche – chinesische Unternehmen gründeten Tochterfirmen oder errichteten selbst neue Produktionsstätten. Diese Form der Investition machte in 2023 einen Anteil von 78 Prozent aus und „ist inzwischen die vorherrschende Form chinesischer Investitionen in Europa“, so MERICS.
Es geht also nicht mehr um die Investition in Zukunftstechnologien oder in westliches Know-how, vielmehr startet China im Westen direkt selbst durch. Und es könnte auch eine Antwort auf westliche Handelsbarrieren wie die geplanten Strafzölle der EU sein. China könnte mit dem Bau zukünftig auch Zölle umgehen.
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China baut mehrere Werke in Europa, vor allem im E-Auto-Segment
So baut der chinesische E-Autohersteller Byd ein Werk in Ungarn, in Szeged, in dem ab 2025 E-Autos produziert werden sollen, schreibt das österreichische Industriemagazin. Es wird dort auch auf österreichische Zulieferer wie Magna oder AT&S setzen. Und auch Chinas größter Automobilhersteller soll den Bau eines Werks in Europa planen, in dem E-Autos hergestellt werden sollen. Besonders interessant sei die Region Galicien im Nordwesten Spaniens, heißt es laut Auto Motor und Sport – im Herbst noch soll die Entscheidung fallen.
Autohersteller aus Deutschland lehnen die Zölle ab, sie seien ein „falscher Ansatz“, zitiert die FUW einen Volkswagen-Sprecher – „Sie verbessern nicht die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie“. Vom Autohaus BMW hieß es, der wirtschaftliche Erfolg und der Wohlstand in Deutschland sei maßgeblich von offenen Märkten und freiem Handel abhängig. „Zusätzliche Zölle bewirken aber genau das Gegenteil: Sie schaden global agierenden Unternehmen hierzulande und können einen Handelskonflikt heraufbeschwören, der am Ende nur Verlierer kennt“. Und auch der Mercedes-Chef Ola Källenius hält wenig von den Strafzöllen. Auch die deutschen Autohersteller sind von etwaigen Strafzöllen betroffen, wie der elektrische BMW-Mini oder der Cupra Tavascan von VW, die beide aus China importiert werden. Dabei soll es um Zoll-Spitzensätze von über 35 Prozent gehen, die zu den normalen EU-Importzöllen von zehn Prozent für Autos hinzukommen.