Erster China-Hersteller produziert in Europa – „Reindustrialisierung von Katalonien und Spanien“
China-Hersteller Chery besiegelt in Spanien die Produktion neuer Autos. Es handelt sich um ein Novum – und auch Rückschlag für den deutschen Standort.
Barcelona – 2024 will Chinas größter Autoexporteur Chery in Deutschland über niedergelassene Händler erstmals Elektro- und Verbrennerfahrzeuge anbieten. Andernorts in Europa ist der Hersteller aus dem Reich der Mitte weiter: In Spanien wurde jüngst ein Joint-Venture beschlossen, das einer ganzen Region zu einem wirtschaftlichen Aufschwung verhelfen soll.
Denn gemeinsam mit Ebro EV, der Wiedergeburt einer spanischen Marke für Nutzfahrzeuge und Geländewagen, wird Chery ein stillgelegtes Fabrikgelände in der katalanischen Metropole Barcelona zu neuem Leben erwecken.
China-Hersteller lässt stillgelegtes Fabrikgelände in Spanien wieder aufleben
Kürzlich hat der chinesische Hersteller die Zusammenarbeit mit dem katalanischen Unternehmen abgeschlossen: Gemeinsam werden in der „Zona Franca“ von Barcelona die Marken Omoda (Chery) und Ebro produziert. Damit wird nicht etwa BYD, sondern Chery der erste chinesische Autokonzern, der in Europa eine Fabrik zur Fertigung von Autos eröffnet. Die Modernisierung soll Berichten zufolge ein Volumen von 400 Millionen Euro umfassen, verteilt auf öffentlichen und privaten Schultern.

Im Vorlauf fanden mehrere Besuche von Delegationen beider Länder zu dem potenziellen Partnerunternhmen statt. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez sieht den Deal zwischen Chery und Ebro-EV Motors als Symbol für die „Reindustrialisierung nicht nur der Region Katalonien, sondern von ganz Spanien“. Die Kooperation bringe neues Leben im Industrie- und Logistikbezirk „Zona Franca“ zurück.
Chery Automobile produziert in Europa – Beginn bereits am Jahresende 2024
Vor wenigen Jahren hatte der japanische Autobauer Nissan auf dem Areal die Produktion eingestellt, was zu diesem Zeitpunkt einen schweren Schlag für Barcelona bedeutete und während der Pandemie tausende Arbeitsplätze kostete. Früher nutzte bereits der spanische Nutzfahrzeughersteller Ebro den Standort, diese Marke soll nun mithilfe des Partners aus der Volksrepublik wieder aufleben. Bei der Zeremonie in Barcelona waren hochrangige Politiker und Wirtschaftsbosse anwesend.
Viel Zeit für die Modernisierung der Anlage bleibt nicht: Laut Ebro-CEO Pedro Calef soll bereits im vierten Quartal 2024 die Produktion des Chery Omoda 5 beginnen, einer sowohl elektrisch als auch mit Verbrenner erhältlichen Mittelklasse. Für Ende des Jahres sind zudem zwei SUV-Modelle von Ebro angekündigt, die auf der technischen Plattform aus dem Hause Chery basieren. Zuletzt erklärte der Chef der Chery Europe GmbH gegenüber IPPEN.MEDIA, dass es im Hinblick auf Geschwindigkeit und Flexibilität gegenüber traditionellen Autobauern aus Europa und den USA Vorteile gebe.
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Chery macht es ähnlich wie Ford: Spanien statt Deutschland
Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ist die Investition von Chery übrigens keine gute Nachricht für den Standort Saarlouis, noch bis 2025 in den Händen von Ford: Denn der US-Autobauer habe mit den Chinesen über eine Übernahme verhandelt, im Zuge des nahenden Produktionsendes. Doch trotz der Zusage von staatlichen Fördergeldern kam es mit dem Investor zu keiner Einigung und Tausende Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft. Auch dort ist Spanien der Nutznießer: Ford verlagert die Produktion von Elektroautos ins spanische Valencia.
Bei dem Joint Venture zwischen Ebro-EV Motors und Chery Automobile sollen etwa 1250 neue Arbeitsplätze entstehen, ab dem Jahr 2029 ist das anvisierte Produktionsziel 150.000 Einheiten pro Jahr, die dann u. a. nach Deutschland ausgeliefert werden. (PF)