Alte Mehrwertsteuer: Für Gäste steigen die Preise, Gastronomen sind frustriert

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Die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer zeigt Auswirkungen: Die Preise steigen, Gäste bestellen weniger. Oder bleiben ganz weg. Wie geht es den Gaststätten?

München – Seit Jahresbeginn müssen Restaurants und Cafés wieder den alten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent auf alle Speisen an den Staat abführen. Während der Corona-Pandemie war sie Mitte 2020 von der Bundesregierung auf sieben Prozent gesenkt worden, um die negativen Auswirkungen der Pandemie auf Wirtschaft und Gesellschaft abzumildern. 

Die Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer zwingt Gastronomen, ihre Preise anzupassen – für viele Verbraucher könnte ein Restaurantbesuch damit künftig unerschwinglich werden. 

Die Ampel-Koalition geht davon aus, dass die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer Einnahmen in Milliardenhöhe in die Staatskasse spülen könnte. Infolge ihrer vorübergehenden Senkung hatten Bund und Länder Schätzungen der Bundesregierung zufolge jährlich 3,6 Milliarden Euro weniger eingenommen. 

Nach der Rückkehr zur alten Mehrwertsteuer erhöhten viele Restaurants im Januar bereits die Preise

Bereits im Januar machte sich das Inkrafttreten der alten Mehrwertsteuersätze auf den Speisekarten von Gaststätten und Cafés bemerkbar: Dem Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes zufolge verteuerten sich Gerichte im Januar im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres um sieben Prozent. Damit stieg der Preis für Restaurantbesuche deutlich stärker als der von Nahrungsmitteln, die um 3,8 Prozent teurer wurden.

Andere zahlen legt derweil eine Analyse des auf Gastronomiedaten spezialisierten Start-Ups Meoton offen, über die der Spiegel berichtete: Nach der Auswertung von 14.600 online einsehbaren Speisekarten kommt das Start-Up für Februar auf einen Preisanstieg von 11,7 Prozent im Vergleich zum Februar 2023.

Dem Start-Up zufolge stiegen besonders die Preise für die italienischen Klassiker Pizza Margherita und Tiramisu, aber auch der von Produkten wie Cheeseburgern sowie von Getränken. Meoton zufolge hatten außerdem bereits in den ersten zwei Januarwochen rund 20 Prozent der Gastronomiebetriebe in Deutschland Preise auf ihren Online-Speisekarten der Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz angepasst.

Erste Auswirkungen sichtbar – Umsatz von Gaststätten sinkt nach Mehrwertsteuer-Rückkehr

Den meisten Restaurants stehe kein oder kaum noch finanzieller Spielraum zur Verfügung, heißt es seitens der Dehoga. Deshalb müssten die Gaststättenbetreiber die nun höhere Mehrwertsteuer an ihre Kunden weitergeben. Das würde bedeuten, dass ein Schnitzel mit Pommes, das jetzt 14,99 Euro kostet, 16,67 Euro kosten wird, sollte ein Wirt den vollen Mehrwertsteuersatz auf seine Gäste umlegen. Etwa 90 Prozent der gastronomischen Betriebe sagen, dass sie die Preise erhöhen werden, weil sie sonst allein auf den Mehrkosten sitzenbleiben, ging es im Dezember bereits aus einer Umfrage des Branchenverbands hervor.

Wie aber wird sich die Rückkehr zu den alten Mehrwertsteuersätzen auf die Gaststätten auswirken? Kurz vor der Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer hatte bereits der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) 2023 vor möglicherweise massenhaften Pleiten von Gaststätten gewarnt. Ob das so sein wird, kann zu einem frühen Zeitpunkt wie dem aktuellen jedoch noch nicht abgesehen werden.

Und dennoch: Im Januar 2024 lag der Umsatz in der deutschen Gastronomie laut einer bislang unveröffentlichten DEHOGA-Umfrage nach SPIEGEL-Informationen allerdings schon bei 10,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt 2938 Restaurantbetreiber wurden für die Auswertung befragt. Marktforscher gehen davon aus, dass im Januar mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland weniger häufig essen gingen als noch im Dezember.

Die alte Mehrwertsteuer lässt Restaurantbesucher zögerlich werden

Die steuerliche Mehrbelastung wird aber nicht nur in einem ersten Rückgang der Restaurantbesuche in Deutschland sichtbar. Restaurantbetreiber erfahren es auch an einem zurückhaltenderen Konsumverhalten ihrer Gäste.

„Die Kunden sind sparsamer geworden“, erklärte etwa Gaststättenbetreiberin Beate Kapaun vom Restaurant Distelklinge im baden-württembergischen Filderstadt dem Südwestdeutschen Rundfunk. „Sie verzichten auf eine Suppe vorneweg, sie verzichten auf einen Espresso. Desserts werden kaum noch verkauft.“

Die Rückkehr zur Mehrwertsteuer von 19 Prozent zwingt viele Wirte, ihre Preise nach oben zu korrigieren. Könnte das eine Gaststätten-Flaute 2024 bedeuten?
Speisetafel beim Augustiner Brauhaus München (Symbolbild) © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Und obwohl es auch Wirte gibt, die der Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer trotzen und sie nicht auf ihre Gäste umlegen, dürften einig Gaststätten Probleme bekommen, sich dies zu leisten. Von Vorteil ist da natürlich, wenn sich Restaurants und Cafés auf Stammgäste verlassen können, die die Qualität angebotener Gerichte schon seit Langem schätzen. (fh)

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