Droht jetzt das Schnitzel-Schlamassel? Schließlich liegt die Mehrwertsteuer wieder bei 19 Prozent. Das bringt teils saftige Preiserhöhungen in den Lokalen in München und Oberbayern mit sich. Hier zeigen acht Wirte ihre neuen Preise.
München – Das neue Jahr bringt teils saftige Preiserhöhungen in Bayerns Wirtschaften mit sich. Die Regierung hatte die Mehrwertsteuer erst wegen der Pandemie und dann wegen des Ukraine-Krieges und der Inflation von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Jetzt ist die Schonfrist beendet. Zehn Wirte aus München und der Region zeigen ihre neuen Preise.
Mehrwertsteuer bei 19 Prozent: So reagiert das Hofbräuhaus München
Im Münchner Hofbräuhaus trägt der Gast nicht satte zwölf Prozent Teuerung mit. „Wir haben die Preise erhöht, runden aber großzügig ab“, sagt Sprecher Tobias Ranzinger. Konkret heißt das: Das Münchner Schnitzel vom Strohschwein kostet jetzt 19,40 Euro statt 17,50 Euro. Die restlichen 20 Cent, die bei einem Preisaufschlag um zwölf Prozent fällig wären, werden nicht aufgeschlagen.
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„Zum alten Wirth“ in Huglfing passt Preise „nur ein wenig“ an
„Nur ein wenig angepasst“ hat Silvio Reichel vom Gasthaus „Zum Alten Wirth“ in Huglfing bei Weilheim seine Preise – in Zahlen bedeutet das eine Preissteigerung von neun bis zehn statt zwölf Prozent. Das Schweineschnitzel kostet damit nun 16,40 Euro statt 14,90 Euro. Einige Gerichte blieben im Zuge der Preiserhöhungen allerdings unangetastet – und zwar jene, die auf der Kinderkarte stehen. So sollen Familien von erheblichen Mehrbelastungen beim Wirtshausbesuch verschont werden.
Moderate Preiserhöhung: Paulaner am Nockherberg
Auch Christian Schottenhamel, Wirt des Paulaner im Nockherberg, setzt auf moderate Preiserhöhung. „Wir schlagen maximal zehn Prozent auf, manchmal auch weniger“, sagt er. Der Kaiserschmarrn aus Bio-Mehl der Wolfmühle kostet mit 15,50 Euro jetzt nur 60 Cent mehr. „Sehr hochpreisige Gerichte, zum Beispiel mit Rinderfilet, sind gestrichen“, sagt Schottenhamel. „Stattdessen bieten wir jetzt Flanksteak an – Essen soll bezahlbar sein.“
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Schottenhamel will im nächsten Quartal beobachten, wie die Teuerung angenommen wird. „Das ist nicht ohne“, sagt er. „Ich glaube, dass manche Gäste entweder nicht mehr so häufig Essen gehen werden oder eben Vor- oder Nachspeise weglassen.“
Anpassung der Mehrwertsteuer: „Zum Eibenwald“ in Paterzell
„Natürlich“ müsse sie die Mehrwertsteueranpassung an ihre Gäste weitergeben, sagt Uschi Daisenberger vom Landgasthof „Zum Eibenwald“ in Paterzell im Landkreis Weilheim-Schongau, wo das Schnitzel Wiener Art nun 16,70 Euro statt 15 Euro kostet. „Uns bleibt leider nix anderes übrig“, erklärt die „Eibenwald“-Wirtin.
Die Gründe dafür sind vielfältig: die Nachwirkungen der umsatzarmen Corona-Jahre, die Erhöhung des Mindestlohns, die zum Jahreswechsel gestiegene Lkw-Maut, die Erhöhung des CO2-Preises und damit einhergehende Verteuerung von Sprit sowie die gestrichenen Steuererleichterungen für Landwirte. All das betrifft auch die Gastronomie, sei es direkt oder indirekt über Lieferanten. Diese Kostensteigerungen könnten letztendlich auch dafür sorgen, dass die jüngste Preiserhöhung im Landgasthof nicht die einzige in diesem Jahr sein wird, sagt die Wirtin.
Panoramarestaurant Wallberg
Rainer Schönhöfer, Wirt des Panoramarestaurant Wallberg in Rottach-Egern, hat die zwölf Prozent auf jedes Gericht auf der Karte aufgeschlagen. „Das bekomme nicht ich, sondern der Staat. In unserer Ausflugsregion zeigen die Gäste Verständnis, aber den einfachen Wirt auf dem Land wird der neue Steuersatz treffen“, sagt er. Die Käsespätzle kosten auf dem Wallberg jetzt 16,50 statt 14,50 Euro.
Königlicher Hirschgarten in München
Thomas Fesenmair, Chef des Königlichen Hirschgarten in München, bietet Schweinsbraten mit Kartoffelknödel jetzt für 13,50 Euro an. Vorher hat ein Teller 14,80 Euro gekostet – also fast neun Prozent mehr. „Dafür gibt’s den Schweinsbraten nicht mehr mit Krautsalat als Beilage“, erklärt er. Den kann man extra dazu bestellen. Einigen fehle er aber gar nicht, sagt Fesenmair. Die Anpassung der Speisekarte ist sein Weg, mit der Mehrwertsteuererhöhung umzugehen. So könne er weiterhin Klassiker zu fairen Preise anbieten, sagt er.
Der Pschorr am Viktualienmarkt lässt Preise für Kinderspeisen unverändert
Jürgen Lochbihler lässt die Preise für Kinderspeisen im Pschorr am Münchner Viktualienmarkt unverändert, passt den Rest aber an den neuen Mehrwertsteuersatz an. Das geschmorte Kronfleisch vom Murnau Werdenfelser Rind mit Kartoffelstrudel kostet jetzt 23,90 statt 21,90 Euro. Die Gulaschsuppe ist mit 10,90 Euro jetzt einen Euro – und damit zehn Prozent – teuerer.
Augustiner Klosterwirt
Gregor Lemke, Wirt im Augustiner Klosterwirt und Vorsitzender der Münchner Innenstadtwirte, hat den Preis für seinen Schweinsbraten von 15,90 auf 17,90 Euro erhöht. „Es gibt bei Preiserhöhungen hochsensible Gerichte: Einen Schweinsbraten für 23 Euro würde niemand mehr bestellen“, sagt Lemke. „Wir haben die ganze Speisekarte angepasst, aber nicht nicht jedes Gericht mit dem gleichen Prozentsatz.“
Leib & Seele Speiselokal
Michael Baumann betreibt drei Lokale in München, unter anderem das Leib & Seele. Dort kostet das Wiener Schnitzel vom Kalb nun 25,90 statt 22,90 Euro, berichtet er. Das sind 13 Prozent mehr. Er müsse seine Kostensteigerungen weitergeben, erklärt Baumann. Deswegen kosten Mittagsgerichte mit 10,90 Euro auch einen Euro mehr. „Essen gehen wird langfristig zum Luxusgut werden“, vermutet Baumann.
Alter Wirt in München-Ramersdorf
Wirt Christian Kagermaier, erzählt, dass einige Gerichte beim Alten Wirt in Ramersdorf einen Euro teurer geworden seien, zum Beispiel die Kässpatzen. Aber der Preis für Schweinsbraten mit zwei Knödeln und Kraut bleibt bei 12,95 Euro, sagt er. Denn: „Unsere Philosophie ist es, für den Münchner da zu sein.“ Heißt für Kagermaier und sein Team: Essen muss bezahlbar bleiben. Die Kunden zeigten Verständnis, berichtet er. „Sie sagen, dass wir Gastronomen nichts dafür können.“
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