„Laut“ und „wenig rücksichtsvoll“: Erneut sperrt Freibad bestimmte Personen aus
Der Massentourismus nimmt auch in der Schweiz Überhand. Ein Freibad in Luzern zieht die nun die Notbremse – mit einer besonderen Maßnahme.
Luzern – Probleme durch Massentourismus gibt es nicht nur auf Mallorca oder in Thailand, wo immer heftigere Proteste und strengere Regeln gelten, die Urlauber zu beachten haben. Auch die Schweiz ächzt unter dem Besucheransturm. Besonders auch Urlauber aus China scheinen für Schweizer Freibäder dabei herausfordernd zu sein. In einigen Fällen wird größeren Gruppen sogar der Zutritt verwehrt.
Im Seebad Luzern gibt es eine neue Regelung: Bei hoher Besucherzahl wird der Zugang für Gruppen eingeschränkt. Diese Maßnahme scheint sich gezielt an chinesische Touristen zu richten, da die Information auf der Betreiberwebsite nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch in chinesischen Schriftzeichen veröffentlicht wird. Konkret lautet die Regel: „Reisegruppen ab 6 Personen haben bei hoher Auslastung keinen Zutritt.“ Auch in Bayern gab es zuletzt Wirbel um Freibad-Regeln.
„Ausländische Gäste wissen oft wenig über das Schwimmen im tiefen See“ - Seebad sperrt Gruppen aus
Rosie Bitterli Mucha, Präsidentin des Verwaltungsrats des Seebads Luzern, erklärt gegenüber Blick: „Gruppen beanspruchen auf einmal viel Platz, Raum im Wasser, sind in der Regel laut und erfahrungsgemäß eher weniger rücksichtsvoll.“ Andere Badegäste empfinden das Verhalten der chinesischen Touristen als „störend“.
Ein Schweizer Politiker kritisiert die Tourismusbranche als „völlig außer Rand und Band“. Bitterli Mucha betont jedoch: „Ausländische Gäste nehmen stark zu. Sie wissen oft wenig über das Schwimmen im tiefen, von ihnen oft als kalt empfundenen See.“ Dennoch sei es dem Bad ein „Anliegen, insbesondere Touristinnen und Touristen willkommen zu heißen.“ In Bayern gab es zuletzt ein Ranking aller 1400 Freibäder.
Verzweiflung in der Schweiz: Tourismus „völlig außer Rand und Band“
David Roth, Luzerner Nationalrat der sozialdemokratischen Partei, äußerte „Verständnis“ für die Maßnahme und erklärte gegenüber Blick, dass sie die Verzweiflung der Luzerner Bevölkerung widerspiegele. Er kritisierte die Tourismusbranche als „völlig außer Rand und Band“ und warf ihr „Profitmacherei“ vor, da sie die Ressourcen der Stadt beanspruche.
Das Seebad in Luzern ist nach einem Freibad in Porrentruy schon das zweite in der Schweiz, das eine bestimmte Personengruppe vom Besuch aussperrt. In den Schweizer Bergen fühlen sich Einheimische indes von einem regelrechten „Camper-Rambazamba“ gestört.
Drastische Maßnahmen gegen den Massentourismus in Thailand
Massentourismus stellt weltweit ein Problem dar und führt zu zahlreichen neuen Verboten. In Portofino an der italienischen Riviera ist es nun untersagt, barfuß durch den Ort zu laufen oder in Badekleidung auf der Piazza zu sitzen. Eine neue Verordnung verbietet in weiten Teilen des Zentrums das Herumlaufen ohne Oberteil und den Konsum von Alkohol auf öffentlichen Straßen, außer in Gastronomiebetrieben oder ausgewiesenen Bereichen.
In Thailand wurden drastische Maßnahmen ergriffen: Zwei beliebte Inselgruppen sind bis zum 14. Oktober für Besucher geschlossen, damit sich die Natur der Similan Islands und Surin Islands in der Andamanensee vom Touristenandrang erholen kann, teilte die Regierung in Bangkok mit.
Auch auf Mallorca gibt es immer wieder Proteste gegen den Massentourismus. Tausende Demonstranten gehen regelmäßig gegen Wohnungsnot auf die Straßen und richten sich dabei auch gegen Touristen. Unbekannte sprühten kürzlich deutschenfeindliche Parolen auf Autos und Geschäfte in Santanyi. „Deutsche raus“ oder „Ausländische Käufer fahrt zur Hölle“ war in roter Farbe auf Dutzenden Geschäften deutscher Inhaber und auf Autos mit ausländischem Kennzeichen zu lesen. Die Mallorca Zeitung berichtete zuerst darüber, später bestätigte die Ortspolizei der Deutschen Presse-Agentur die Vorfälle. (cgsc mit dpa)