Blühwiesen-Challenge in Waakirchen: Gemeinde bewilligt nur kleinen Zuschuss
Eine Blühwiesen-Challenge will der Waakirchner Verein „Wos Guads vor Ort“ ausrufen. Die Gemeinde soll helfen: mit Geld und der Verteilung von Samentütchen. Die Aktion stieß im Gemeinderat auf Skepsis.
Waakirchen - Die Waakirchner Blühwiesen-Challenge soll möglichst viele Menschen dazu bewegen, auszusäen, was Insekten schmeckt. Was dabei zu beachten ist, wird in Workshops vermittelt, eine Website bietet Informationen rund ums Thema. Mit dem Blühwiesenprojekt will der Verein „Wos Guads vor Ort“ dem Insektensterben entgegentreten und das Bewusstsein für die Notwendigkeit, dies zu tun, nachhaltig schärfen. Die Gemeinde Waakirchen ist gebeten, Samentütchen mit dem Gemeindeboten zu verteilen und auch sonst zu helfen, insgesamt 5000 Tütchen unters Volk zu bringen. Der Aufwand ist beträchtlich, auch finanziell. 8500 Euro würde die Umsetzung kosten, erklärte Nadia Brockmann-Sadeghian, Gründerin und Vorsitzende des Vereins, als Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG) ihr schließlich das Wort erteilte. Bis dahin hatte sie die Debatte als Zuhörerin verfolgt, auch wenn ihr das Schweigen sichtlich schwerfiel.
1500 Samentütchen sollten übers Gemeindeblatt verteilt werden
Die Präsentation des Blühwiesen-Projekts hatte der Bürgermeister selbst übernommen. Noch zuvor verließen zwei Gemeinderäte den Saal, weil sie dem Vorstand des Vereins angehören: Carsten Brockmann, Ehemann der Vorsitzenden, und Rudi Reber (beide ABV). Dass im Gemeinderat nicht nur mit begeisterten Reaktionen zu rechnen war, hatte sich schon bei den vorangegangenen Fraktionssitzungen gezeigt. Kerkel erklärte, der Verein wünsche sich eine finanzielle Förderung in Höhe von 3000 Euro. Zudem sollten 1500 Samentütchen ins Gemeindeblatt eingeklebt werden. Dies, so Kerkel, sei nicht so leicht zu bewerkstelligen. Die Tütchen nur beizulegen, sei keine Alternative: „Dann fallen sie raus.“
FW-Gemeinderätin erinnert an Anschubfinanzierung für den Verein
Günther Jeske (FWG) waren 3000 Euro entschieden zu viel. Er könne sich eine Zuwendung von 300 Euro vorstellen, mehr nicht. Gisela Hölscher (FW) sah es nicht anders. Sie erinnerte an die Anschubfinanzierung von 3000 Euro, die der Verein bei der Gründung als Starthilfe bekommen hatte. „Davon müsste doch noch was da sein.“ Im Übrigen sei das Projekt nett, aber nicht zu Ende gedacht. Wenn die großzügig verteilten Samentütchen am Ende nie verwendet würden, sei dies eine Verschwendung von Rohstoffen.
Bäuerin Christine Weindl (CSU) hält die ganze Aktion schlicht für überflüssig. Das Bewusstsein der Gartenbesitzer müsse niemand erst wecken, wetterte sie: „Das haben wir schon.“ Die Artenvielfalt in Waakirchen sei bereits großartig, erklärte sie, mit Zorn in der Stimme. Eine Website, teure Aktionen und stete Belehrungen brauche es nicht: „Man muss den Leuten nicht alles mit Gewalt reindrücken. Die sind ja nicht blöd.“
Gremiums-Mitglieder halten Aktion für überflüssig
Alfred Finger (CSU) sieht es ähnlich. Was der Verein fordere, hätten die Gartenbesitzer zu einem großen Teil längst verinnerlicht, meinte er. Hilfreich und kostenlos wäre seiner Ansicht nach ein Aufruf zum mähfreien Mai. Es biete sich an, dass auch die Gemeinde Streifen stehen lasse und Insekten so mehr Lebensraum gebe. „Die brauchen vor allem auch Gräser.“ Im Mai und sogar bis in den Juni hinein nicht zu mähen, schien auch Alexander Mayr (CSU) sinnvoller als ein aufwendiges Projekt. Er hege große Sympathien für den Verein, fügte Mayr an, doch glaube er nicht, dass man viel Geld für ein Blühwiesen-Projekt ausgeben müsse. Statt eine Website zu gestalten und zu pflegen, reichten Informationen im Gemeindeboten.
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Über das Papier-Medium Samentütchen zu verteilen, hielt keiner der Gemeinderäte für sinnvoll. Aktivitäten in dieser Richtung scheiterten kaum daran, dass sich jemand kein Samentütchen leisten könnte, meinte Michael Mohrenweiser (ABV). Ständig bekomme sie welche geschenkt, berichtete Carolin Marquardt (Wir). Wer Lust habe, eine Blühwiese anzulegen, der werde zu Samen kommen. Viel wichtiger sei die Vermittlung der Kenntnisse, die es brauche, damit die Samen auch aufgehen. „Wenn man sie nur in den Garten schmeißt, wird es halt nichts.“
Gemeinderat bewilligt am Ende Zuschuss von 300 Euro
Cornelia Riepe (Grüne) empfahl, sich nach Förderungsmöglichkeiten im Rahmen des Blühprojekts Bayern zu erkundigen. Hier könnten Kommunen Zuschüsse erhalten. Mohrenweiser schlug vor, dem Verein 500 Euro zu bewilligen. Das war der Mehrheit zu viel. Mit 13:3 Stimmen bewilligte der Gemeinderat schließlich 300 Euro. Nadia Sadeghian-Brockmann war bemüht, die Gemüter zu beschwichtigen. Es handle sich um ein schönes Mitmach-Projekt erklärte sie. Der Verein könne es auch anders aufsetzen, aber die Unterstützung der Gemeinde wäre schön: „Und jeder kleine Beitrag hilft uns weiter.“
jm