Kamala Harris könnte Biden ersetzen – warum ihr Alter für Panik im Trump-Lager sorgt

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Biden wurde wegen seines Alters massiv kritisiert. Kamala Harris könnte diesen Vorwurf von den Demokraten abwenden – sollte sie statt Biden gegen Trump antreten.

Washington, D.C. – Vize-Präsidentin Kamala Harris gilt als wahrscheinlichste Nachfolgerin von Joe Biden. Nachdem dieser seinen Rückzug aus dem Rennen für die US-Wahl 2024 verkündet hatte, schlug er sogleich Harris als neue Kandidatin vor. Aus der Partei wächst derweil der Rückhalt für Harris, nachdem die Unterstützung für Biden in den letzten Tagen und Wochen immer weiter abgenommen hatte. Grund dafür waren wohl Zweifel an der gesundheitlichen Verfassung des Präsidenten. Bei einem TV-Duell gegen Donald Trump wirkte Biden verwirrt, verlor den Faden und konnte manche Argumente nicht zu Ende bringen.

Wegen seines Alters wird Biden bereits seit längerem kritisiert. Viele finden, dass er mit 81 Jahren zu alt für eine erneute Amtszeit sei. Trump, der lediglich drei Jahre jünger ist, sieht sich ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt. Harris könnte mit ihren 59 Jahren in dieser Frage punkten.

Nach Bidens Rücktritt – Harris Alter könnte für Trump bei der US-Wahl 2024 gefährlich werden

Trump und Biden waren bereits zuvor die ältesten US-Präsidenten in der Geschichte der USA. Trump trat sein Amt 2017 mit 71 Jahren an, während Biden 2021 mit 78 Jahren ins Weiße Haus zog. Mit Blick auf den US-Kongress, der ebenfalls der älteste in der US-Geschichte ist, sei eine Debatte über die überalterte Politik entbrannt, schreibt die Nachrichtenseite Axios. Stimmen wurden laut, die eine Beschränkung der Amtszeit für Politiker forderten, um so eine wachsende Gerontokratie (Herrschaft der Alten) in den USA zu beenden.

Harris könnte mit ihrem vergleichsweise jungen Alter diesen Vorwurf von den Demokraten abwenden. So mutmaßt die Washington Post, dass Harris eine „frische, jüngere Generation von Amerikanern“ verkörpern würde.

Ein weiterer Vorteil bestünde darin, dass die Diskussionen um Bidens Alter und mögliche Ausfallerscheinungen zum Erliegen kämen. Damit könne der mediale Fokus wieder auf die verbalen Ausschreitungen und Lügen von Trump gelenkt werden. Diese seien von der ständigen Diskussion um die Tauglichkeit Bidens überschattet worden.

So alt waren die letzten US-Präsidenten bei ihrem Amtsantritt:

Präsidenten der USA Alter bei Amtsantritt
Joe Biden 78
Donald Trump 71
Barack Obama 48
George W. Bush 55
Bill Clinton 47

Umfrage sieht Harris vor Biden – Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump bei US-Wahl 2024?

Dass Bidens Rückzug den Demokraten neuen Aufwind bescherte, zeigt sich schon an der massiv gestiegenen finanziellen Unterstützung. Kurz nach der Bekanntgabe, dass Biden nicht erneut für das Amt des Präsidenten antreten wird, kündigten Großspender ihre Unterstützung für Harris an. „Leute, die engagiert, aber besorgt waren, sind jetzt aufgeregt und voller Energie“, sagte Gretchen Sisson, Demokratin aus Kalifornien und Harris-Unterstützerin, gegenüber der New York Times.

Auch in den Umfragen zeichnet sich für Harris ein besseres Bild als für Biden ab. Laut NBC-News liegt Biden mit 45 Prozent im Durchschnitt aller nationaler Umfragen zwei Prozentpunkte hinter Trump (47 Prozent). Harris könne den Abstand auf einen Prozentpunkt verringern und komme im Schnitt auf 46 Prozent.

Biden, Harris und Trump vor dem Weißen Haus
Kamala Harris gilt als wahrscheinliche Kandidatin der Demokraten nach Bidens Rücktritt. Gegen Trump hat sie vielleicht einen entscheidenden Vorteil. © Susan Walsh/ J. Scott Applewhite/ Carlos Osorio/ Pablo Martinez Monsivais/ dpa

Der US-Sender CNN zeichnet ein ähnliches Bild. Demnach liege Trump in der „Poll of Polls“ bei 48 Prozent. Harris lande mit 47 Prozent nur knapp hinter dem Republikaner. Die „Poll of Polls“ fasst Umfrageergebnisse mehrerer US-Medien und Umfrageinstitute zusammen.

Panik im Trump-Lager – Sorge vor jüngerem Kandidaten nach Bidens Rücktritt steigt

Trumps Wahlkampfteam sieht sich mit dem Rückzug Bidens mit einem ganz neuen Problem konfrontiert. In einem Interview mit der New York Times sagte der Journalist Tim Alberta von The Atlantic, dass die Trump-Kampagne darauf ausgelegt sei, „ein ganz bestimmtes Rennen gegen einen ganz bestimmten Gegner in Form von Joe Biden zu führen.“ Alberta begleitete das Team um Trump sechs Monate lang.

Das Team habe gezielt darauf hingearbeitet, Biden als schwach und Trump als stark dastehen zu lassen, so Alberta. Dazu habe Trumps Kampagne sogar Videos und Bilder veröffentlicht, die Bidens Alter zur Schau stellten und die damit einhergehenden Probleme thematisierten. Mit seinem Ausscheiden aus dem Rennen fällt Trumps Kampagne in sich zusammen. Das werde so knapp vor der Wahl für Panik sorgen, da die gesamte Wahlkampfstrategie überarbeitet werden müsse, schreibt der Independent.

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Trump poltert über Bidens Rückzug – „betrügerischer Joe Biden“

Vielleicht reagierte Trump auch deshalb so ungehalten auf die Ankündigung. Auf seiner Online-Plattform Truth Social schrieb er, sein Team habe viel Zeit und Geld in den „Kampf gegen den betrügerischen Joe Biden“ investiert. Weil sich Biden nun aber zurückzieht, fordert er dort sogar Entschädigung für diesen „Betrug“.

Zuvor versuchte Trump das Narrativ von Joe Biden auch auf den Nachfolger zu übertragen. „Er war von Anfang an nicht diensttauglich, aber die Leute um ihn herum haben Amerika über seinen vollständigen und totalen geistigen, körperlichen und kognitiven Niedergang belogen“, so Trump. „Wen auch immer die Linke jetzt aufstellt, es wird nur noch mehr vom Gleichen sein.“

Harris im Visier – Trump teilt bereits gegen Bidens Vize aus: „wird leichter zu schlagen sein“

Nachdem sich Trump in den Sozialen Medien über die Ungerechtigkeit von Bidens Rückzug aufgeregt hatte, ging er gleich wieder zum Angriff über. „Harris wird leichter zu schlagen sein, als es Joe Biden gewesen wäre“, sagte er gegenüber dem Sender CNN. Zudem sei sein Wahlkampfteam auch auf Harris als mögliche Gegnerin vorbereitet.

So habe das Team mitgeteilt, dass sich ein Wahlkampf gegen Harris nicht groß von dem gegen Biden unterscheiden werde, berichtete AP News. Sie würden versuchen, Harris für alles verantwortlich zu machen, was in Bidens Amtszeit umgesetzt wurde – vor allem für die Migrationspolitik an der Südgrenze, für die Harris direkt verantwortlich war.

Trumps Wahlkampfleiterin betonte in einer Stellungnahme am Sonntag (21. Juli), Harris werde „für die Menschen unseres Landes noch SCHLIMMER sein als Joe Biden.“ Außerdem könnte Bidens Zustand und Alter für Harris erneut zum Problem werden. Denn Trumps Team plane, ihr vorzuwerfen, den geistigen und gesundheitlichen Zustand Bidens verschleiert zu haben. (nhi)

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