Sie liebt schöne Flechtfrisuren. Und zeigt anderen Frauen, wie sie diese hinbekommen. Seit über 20 Jahren gibt Friseurmeisterin Sabine Sziedat aus Benediktbeuern Kurse. In Baiernrain zeigt sie den Teilnehmerinnen Kniffs und Tricks und verrät, warum man lieber ins Bierzelt gehen sollte, als in Modemagazinen zu blättern.
Benediktbeuern/Baiernrain – Es dauert seine Zeit, bis man es raus hat. Wo die Finger hingehören, wie man die Strähne rüberlegt, wann man den Daumen auf das Geflechtete legt. „Des Flechten ist gut für unsere Gehirnhälften, weil wir rechts und links arbeiten“, sagt Sabine Sziedat.
Neun Damen – jeweils mit Tochter – haben sich heute im Obergeschoss der Feuerwehr in Baiernrain versammelt. Unter Anleitung der Friseurmeisterin aus Benediktbeuern wollen sie lernen, wie man traditionelle Zopffrisuren flechtet, die man zur Tracht trägt.
Seit 20 Jahren gibt Sabina Sziedat Flechtkurse
Maria Wiedenbauer aus Linden flicht ihrer Tochter Theresa gerade einen „französischen Zopf“. Bald steht eine Hochzeit an, da möchte sie die Tochter und die Nichten frisieren. Eine Strähne links, eine rechts, eine in der Mitte: ein Klassiker. „Erst wenn wir das kapieren, können wir das andere machen“, sagt Sabine Sziedat.
Seit 20 Jahren gibt sie solche Kurse, hat sogar ein Buch zum Thema geschrieben. Ihren Salon „Hairg’richt“ betreibt Sabine Sziedat in Benediktbeuern. Mit ihren Kursen aber ist sie in vielen bayerischen Ortschaften unterwegs. Den Kurs in Baiernrain organisierten Annelies Huber und Christine Schlickenrieder vom Ortsverband der Bäuerinnen. „Ich lerne bei jedem Kurs selbst immer wieder dazu“, sagt Sabine Sziedat. „Wenn man jemandem etwas beibringt, wird man selbst immer sicherer.“
Die Friseurmeisterin begutachtet Monika Lindmeyr und deren Tochter Barbara aus Steingau, die bereits einen wunderschönen Zopf trägt. „Ich hole mir hier Tricks und Kniffe“, sagt die Mutter und schmunzelt.
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An einer Wand, an der sich Haarschmuck, Haarnadeln und Spangen befinden, stehen Marlene Hainz und ihre Tochter Klara. Sie darf sich zur bevorstehenden Kommunion einen Haarschmuck aussuchen. Sie ist aber auch beim Trachtenverein und trägt dort Flechtfrisuren. „Mir gefällt es gut, wenn man schee frisiert ist“, sagt die Achtjährige. „De Strähne lässt du drunten“, sagt Sabine Sziedat. „Dann wieder drauf und drüberlegen.“
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Die Trends der Saison schnappt die Friseurin auf Festen und in Bierzelten auf
Im Kurs wird freilich nicht nur geflochten, sondern auch geratscht und gelacht. Und der Nachbarin über die Schultern geschaut. „Probiert’s es einfach“, sagt Sabine Sziedat zu ihren Kursteilnehmerinnen. „Schaut’s, was Euch gut steht.“
Sie nimmt zwei Zöpfe einer Teilnehmerin in die Hand. „Ihr könnt sie so raufstecken, oder Herzerl draus machen.“ Egal, wie herum das Kranzerl geflochten ist, ob mit oder ohne Blumenschmuck: Es muss einem selber gefallen. Aber auch praktische Tipps hat die Expertin parat. Beim Ausrucken wie an Fronleichnam empfiehlt Sziedat, den Scheitel mit Sonnencreme zu schützen.
Die Trends der Saison schnappt die Friseurin auf den Festln und in Bierzelten auf. „Reutberg gibt die meisten Trends vor“, sagt Sabine Sziedat. Sie selbst liebt es, ins Bierzelt zu gehen und dort „umanandzuschauen“. Dort sieht man derzeit viele Pferdeschwänze, die oben geflochten sind. „Das ist nicht so ganz meins“, sagt Sziedat. Meistens entdecke man aber auch ein oder zwei Damen, die ganz anders frisiert sind. „Und das wird dann nächstes Jahr Trend.“ Bei der Tracht findet es die Friseurmeisterin wichtig, „dass man sauber beinand“ ist.
„Dann gehe ich beseelt nach Hause“
Sziedat empfiehlt, das Flechten immer wieder zu üben. Nicht im Bad vor dem Spiegel. „Mit dem Seitenverkehrten werdet ihr nicht froh“, sagt sie. Besser sei es nebenbei, wenn der Fernseher läuft. „Wenn die Werbung kommt, einfach ausprobieren.“ Wichtig sei es auch, immer an der Seite zu stehen, wo man gerade flechtet. Und die Haargummis am kleinen Finger immer parat zu haben.
In ihren Kursen gehe es aber auch um „das Miteinander, das entsteht“, sagt sie. Immer wieder freut es sie, wenn Mamas mit ihren Töchtern zu ihr kommen. Manchmal sei auch die Oma dabei. Wenn die Kinder miteinander spielen und die Frauen sich gegenseitig Tipps geben, sieht sie, dass das Frisieren lebendig ist. „Dann gehe ich beseelt nach Hause.“ (maw)
Das Buch „Hi’gflecht, herg’flecht und aufg’steckt“ von Sabine Sziedat mit genauen Anleitungen und vielen Tipps und Tricks fürs Flechten ist unter anderem im Salon Hairg’richt in Benediktbeuern erhältlich.
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