Biden-Rückzug dreht Wahlkampf auf Links: Eine Aussage von Harris über Trump wird nun wichtiger denn je
Kamala Harris könnte als demokratische Präsidentschaftskandidatin gegen Donald Trump antreten. Ein Wahlkampf zwischen der Ex-Staatsanwältin und dem Straftäter dürfte neue Dynamiken schaffen.
Washington, D.C. – Joe Biden wird kein zweites Mal gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump antreten. Das hat der amtierende Präsident am Sonntag nach Kritik aus den eigenen Reihen auf X (ehemals Twitter) bekannt gegeben. Für die bevorstehende US-Wahl im November hat der 81-Jährige in diesem Zuge seine Vizepräsidentin Kamala Harris vorgeschlagen. Sollte die demokratische Partei die ehemalige Staatsanwältin zu ihrer Kandidatin machen, dürfte sich im Wahlkampf gegen Donald Trump viel ändern.
Bidens Rücktritt vor US-Wahl und Vorschlag von Kamala Harris treibt Spenden für demokratische Partei in die Höhe
Die Sorge, Joe Biden könne Donald Trump bei der US-Wahl 2024 nicht schlagen, wurde in den vergangenen Wochen auch im demokratischen Lager immer größer. Spätestens nach dem TV-Duell zwischen dem Ex- und dem amtierenden Präsidenten äußerten viele amerikanische Spitzenpolitiker, darunter Nancy Pelosi oder Barack Obama, ihre Zweifel. Für die demokratische Partei bedeutete Bidens Rückzug bisher vor allem eins: Geldsegen. Wie die New York Times berichtet, wurden am Sonntag mehr als 50 Millionen Dollar gespendet.

Die Spenden stiegen demnach von einem Durchschnitt von weniger als 200.000 Dollar pro Stunde in den Stunden vor Präsident Bidens Verzicht auf eine zweite Amtszeit auf fast 11,5 Millionen Dollar in einer einzigen Stunde. Zwar sind diese Spenden nicht nur für Kamala Harris, sondern nahezu alle potenziellen kandidierenden Person aus der demokratischen Partei, jedoch dürfte sie zeigen, dass sich die Dynamik im stockenden Wahlkampf der Demokraten erholt.
Ex-Staatsanwältin Kamala Harris wollte Straftäter Trump schonmal schlagen – er spendete einst für sie
Kamala Harris war von 2011 bis 2017 Staatsanwältin in Kalifornien. Pikant: Für ihre Wiederwahl als Staatsanwältin spendete im Jahr 2011 sogar Donald Trump 5.000 US-Dollar, wie ein Beleg auf Reddit zeigt. Ob Kamala Harris dieses Detail in ihrer potenziellen Kampagne nutzen wird, dürfte sich noch zeigen. Bereits bei der letzten US-Wahl 2020 wollte Harris gegen Trump antreten. Die 59-Jährige zog ihre Kandidatur rund acht Monate vor der Wahl jedoch zurück und unterstützte ab dann öffentlich Joe Biden. Zuvor, im November 2019, gab es bereits einen Vorgeschmack, wie ein Wahlkampf zwischen Harris und Trump aussehen könnte. Sie schrieb auf X, dass sie nicht nur bereit sei gegen Trump anzutreten, sondern bereits sei, „ihn zu schlagen“.
„Ich habe Sexualstraftäter strafrechtlich verfolgt. Trump ist einer. Ich habe gewinnorientierte, betrügerische Unis geschlossen. Er leitete eine. Ich habe große Banken zur Rechenschaft gezogen. Er ist fest in deren Händen“, ist immer noch aus dem Beitrag aus 2019 zu lesen. Mit Hinblick auf das Erscheinungsjahr ist diese Aussage von Kamala Harris wohl heute wichtiger denn je. Denn: Trump ist mittlerweile mehrmals vor Gerichten schuldig gesprochen worden. Seit dem Fall der Schweigegeldzahlungen an die Ex-Pornodarstellerin Stormy Daniels im Jahr 2024 gilt Trump sogar als verurteilter Straftäter.
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Hohes Alter von Donald Trump: Nutzt Kamala Harris in möglichem US-Wahlkampf das Republikaner-Argument?
Dass Kamala Harris diese Verurteilung des Ex-Präsidenten, die erste in der Geschichte der Vereinigten Staaten, in einem möglichen Wahlkampf nutzen wird, gilt wohl als gesetzt. In einer Kampagne um das Amt für die US-Präsidentschaftskandidatur dürfte Kamala Harris nun jedoch auch ein Argument nutzen, das sich bisher die republikanische Partei und Donald Trump zu eigen gemacht haben: das Alter des künftigen US-Präsidenten.
Kamala Harris ist fast 20 Jahre jünger als der 78-jährige Donald Trump. Sollte dieser erneut zum Präsidenten der USA gewählt werden, wäre er am Ende seiner Amtszeit sogar älter als Joe Biden, dessen hohes Alter immer wieder kritisiert wird. „Trump ist auch alt und verwirrt – aber Biden war kaum der geeignete Überbringer dieser Botschaft, da er deutlich mehr Alterserscheinungen zeigte als sein Gegner“, schreibt der amerikanische Politikjournalist Alex Shephard bei New Republic.
Im Gegensatz zu Biden: Kamala Harris dürfte in Kampagne um US-Präsidentschaftswahl perfekten Kontrast zu Trump geben
Auch Trump habe Schwierigkeiten, kohärent zu sprechen. Im Gegensatz zu Kamala Harris, bei der in einem möglichen US-Wahlkampf Trumps „nachlassende Fähigkeiten“ nun deutlicher werden könnten. Die größte Schwäche der demokratischen Partei sei Bidens Alter gewesen, so der Journalist. Genau das sei jetzt, mit Trump als dem ältesten Präsidentschaftskandidaten in der amerikanischen Geschichte, einer „der vielen, vielen Nachteile auf dem republikanischen Ticket“.
Der Journalist ist sich sicher: Mit Kamala Harris könne die demokratische Partei vor der US-Wahl 2024 eine „energiegeladene, positive Kampagne führen“. Als Ex-Staatsanwältin sei Harris der perfekte Kontrast zu Trump und im Gegensatz zu Biden der Lage, „die zahlreichen Bedrohungen“ durch eine mögliche zweite Amtszeit von Trump hervorzuheben.
„Donald Trump besiegen“: Kamala Harris nach Biden Rücktritt für US-Wahl bereit
Auch heute liest sich ein Beitrag auf X von Kamala Harris noch ähnlich wie jener aus dem Jahr 2019. Nachdem Joe Biden öffentlich seine Unterstützung für seine Vizepräsidentin ausgesprochen hatte, reagierte die Ex-Staatsanwältin mit den Worten: „Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Demokratische Partei zu vereinen – und unsere Nation zu vereinen – um Donald Trump und seine extreme Agenda des Projekts 2025 zu besiegen.“

Die extremen Ansichten Trumps, dessen Strafakte, sein hohes Alter und die Erfolge der Biden-Administration – in einem Wahlkampf brauche es im demokratischen Lager nur jemanden, der diese Fakten immer wiederholen könne, so der Politikjournalist Shephard. Kamala Harris dürfte bei ihrer Kandidatur so für einen spannenden und vielversprechenderen Wahlkampf gegen Trump sorgen. (nbe)