Er glaubte stets an den Erfolg: Trauer um den Gründer der Blombergbahn
Er stammte aus Berlin und prägte den Tourismus in Bad Tölz. Jetzt ist Hans Zintel, der die Blombergbahn baute, kurz vor seinem 98. Geburtstag gestorben.
Wackersberg/Bad Tölz – Hans Zintel scheute sich nie, Neues auszuprobieren. Auch dann nicht, wenn er reichlich Gegenwind aushalten musste. „Er ist ein Stehaufmännchen“, sagte Sohn Hannes 2017 am 90. Geburtstag seines Vaters. Diesem Innovationsgeist ist es zu verdanken, dass der Blomberg heute ganzjährig ein beliebtes Ausflugsziel ist. Am Sonntag ist Hans Zintel kurz vor seinem 98. Geburtstag gestorben. Am Freitag wird er auf dem Tölzer Waldfriedhof zu Grabe getragen. Dort ruht er an der Seite seiner Frau Anushka, von der er 2024 nach über 50 gemeinsamen und glücklichen Jahren Abschied nehmen musste.
Bierlaune führte Hans Zintel ins Bergbahngeschäft
Zintel stammte aus einer Berliner Schaustellerfamilie. Das Berliner Unternehmen betrieb Bierzelte, vermietete Leichtbau-Hallen und stellte Fahrgeschäfte für Jahrmärkte, aber auch ein 800-Betten-Hotel und viele andere Unternehmungen gehörten im Laufe der Jahrzehnte dazu. Dass Zintel, der eigentlich eine Lehre als Hotelfachmann absolviert hatte, ins Bergbahngeschäft einstieg, war letztlich einer Bierlaune auf dem Oktoberfest zu verdanken.
1967 beschlossen er und sein Partner Franz Josef Koch, die Sesselbahn zu bauen. Koch steckte eine halbe Million Mark in das Vorhaben, Zintel die Hälfte – legte wenig später aber noch einmal eine halbe Million Mark drauf. Es war das erste Lehrgeld, das er bezahlte. Denn zu leichtfertig hatte man dem Drängen der Politik nachgegeben und mit dem Bau angefangen. „Dann haben wir festgestellt, dass wir das zugesagte Förderdarlehen der LfA deshalb nicht mehr bekommen“, erinnerte sich Zintel später.
Blombergbahn stand 1974 vor dem Aus
Es war der erste Rückschlag, aber nicht der letzte. Das Unternehmen lief einfach nicht. 1974 stand die Bergbahn vor dem Aus. „Die Wahl war: zusperren oder etwas verändern“, sagte Zintel. Aufgeben war für den Berliner keine Option. Er hatte von einer Neuheit in Nordrhein-Westfalen gehört. Er fuhr hin und probierte die weltweit erste Sommerrodelbahn aus.
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Obwohl es ihn bei der Testfahrt ordentlich aus der Bahn haute, stand für ihn fest: So eine Sommerrodelbahn sollte auch am Blomberg entstehen. Die Pläne musste er allerdings ohne seinen Partner Koch verwirklichen. Nur durch die Finanzkraft seiner anderen Unternehmungen konnte er über die Jahrzehnte den Blomberg zu dem machen, was er heute ist. Er glaubte stets an den Erfolg und hatte, wie er sagte, „den Blombergvirus in sich.“
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Mit der Sommerrodelbahn ins Guinnessbuch der Rekorde
Zwei Jahre dauerte das Genehmigungsverfahren für die damals längste Sommerrodelbahn der Welt. Mit ihr schaffte es Zintel 1976 ins Guinnessbuch der Rekorde. Und die neue Attraktion brachte die Wende: Der Ansturm war von Anfang an gewaltig. Die Leute standen zwei Stunden für ein Ticket und oben nochmal zwei Stunden, um wieder herunterrodeln zu können. „Keine Bange vor der Riesenschlange“ titelte damals die Berliner Zeitung. Bereits im Winter zuvor hatte Zintel zudem Schneekanonen angeschafft, nachdem er die allerersten bei einer Vorführung in Berlin gesehen hatte.
In seiner Zeit hatte er mit sieben Tölzer Bürgermeistern, vier Rathauschefs aus Wackersberg-Oberfischbach und vier Landräten zu tun. Für sein großes Engagement rund um den Blomberg wurde Zintel mit der silbernen Verdienstmedaille der Stadt Bad Tölz ausgezeichnet. „Ich glaube, er ist der einzige Preiß, der jemals damit ausgezeichnet wurde“, sagte Zintels Frau Anushka später lachend. Seine Wertschätzung brachte auch der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der schon mal zum Rodeln an den Blomberg kam, in einem handschriftlichen Gruß zum Ausdruck: „Was wäre Tölz ohne die Initiative des Berliners, Herrn Zintel? Herzlichen Dank und Glückauf.“
Zintel war ein Gentleman der alten Schule
Zintel war ein Gentleman der alten Schule, ein guter Tänzer und Zuhörer, stets charmant. Und er hatte immer eine unbändige Lust aufs Leben. Die war vielleicht auch darin begründet, dass er als 17-Jähriger in den Krieg ziehen musste und erst 1952 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. Er hatte vier Kinder mit vier Frauen. Täglich telefonierte er mit Freunden, Familienmitgliedern und auch Mitarbeitern und war stets ein geschätzter Gesprächspartner. Gerade in den letzten Jahren genoss er es zusehends, die Zeit zu haben, ein Familienmensch sein zu können. Dies war ihm bis zu seinem 85. Geburtstag nicht so recht gelungen, Priorität hatte bis dahin immer das Geschäft.
Sehr stolz war er auf seine vier Kinder Claudius, Pia, Martina und Hannes und freute sich über seine zehn Enkel. Insbesondere der fünfjährige Laurin begeisterte seinen Opa durch sein großes Interesse am Blomberg. Das aufgeweckte Bürschchen nannte er immer liebevoll seinen „besten Freund“.
Jüngster Sohn leitet heute die Blombergbahn
Der jüngste Sohn Hannes, der seit 2012 den Betrieb leitet, wurde am 26. September 1977 geboren – dem Hochzeitstag seiner Eltern. Die beiden hatten sich im Krankenhaus das Ja-Wort gegeben, da Anushka die letzten Monate ihrer Schwangerschaft nach einem unverschuldeten Autounfall in der Pasinger Klinik hatte verbringen müssen. Das kirchliche Ja-Wort folgte deshalb erst 35 Jahre später in der Tölzer Stadtpfarrkirche unter Stadtpfarrer Rupert Frania.
Bis zum Schluss lebte Hans Zintel an seinem geliebten Blomberg – umsorgt und gepflegt von seiner Familie. Und dort starb er auch am Sonntagmorgen – mit Sohn Hannes an seiner Seite.
Die Trauerfeier mit Beisetzung findet am Freitag, 21. März, um 10.30 Uhr auf dem Waldfriedhof Bad Tölz statt. (va)