„Sie war eine liebevolle, feine und lebensfrohe Dame“: Trauer um die Seniorchefin vom Blomberg
Über 40 Jahre lang lenkte sie die Geschicke der Blombergbahn mit. Jetzt ist Anushka Zintel im Alter von 84 Jahren gestorben.
Bad Tölz/Wackersberg – Anna Katharina „Anushka“ Zintel liebte das Schöne. Oper, Theater, Ballett, Flanieren in der Münchner Innenstadt, einen durchtanzten Abend mit ihrem Mann Hans. Sie liebte es, mit der Mode zu gehen. Kleid, Schuhe, Handtasche, Make-up – alles musste immer passen. Dabei lagen der Seniorchefin der Blombergbahn Oberflächlichkeit und Egoismus immer fern. „Sie war eine liebevolle, feine und lebensfrohe Dame“, sagt Sohn Hannes. Auch in ihren letzten Lebensminuten dachte Anushka Zintel nur an die Lieben, die sie zurücklässt, hinterließ jedem noch einen kurzen Gruß. Vergangenen Donnerstag ist die 84-Jährige an den Folgen eines Aneurysmas gestorben. An ihrer Seite war bis zuletzt Sohn Hannes. An diesem Freitag wird sie auf dem Tölzer Waldfriedhof zu Grabe getragen.
Schon mit 14 Jahren begann sie eine kaufmännische Ausbildung am Münchner Schlachthof.
Anushka Zintel war ein echtes Münchner Kindl, geboren 1939 kurz nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Der Vater fiel im Krieg. Sie und ihre drei Geschwister wuchsen in wenig gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen auf. „Sie mussten jeden Groschen zweimal umdrehen“, sagt Sohn Hannes. Schon mit 14 Jahren begann die Münchnerin eine kaufmännische Ausbildung am Münchner Schlachthof. Später arbeitete sie in verschiedenen Bereichen bei der Firma Knorr-Bremse in München, bevor sie schließlich eine eigene Parfümerie an der Schleißheimer Straße eröffnete.
Bei der ersten Begegnung mit ihrem späteren Mann traf sie die Liebe „wie ein Blitzschlag“
Und dann kam jener schicksalhafte Silvesterabend 1971, als sie zum ersten Mal nach Berlin gereist war, um ihren Bruder zu besuchen, und Hans Zintel kennenlernte. Die Liebe habe sie wie ein Blitzschlag getroffen, erzählte sie später immer. Kein Wunder also, dass sie dem Unternehmer, der aus einer Schaustellerfamilie stammt, aus der Großstadt München ins beschauliche Oberland und an den Blomberg folgte.
Die Anfangsjahre waren alles andere als einfach. Der wirtschaftliche Erfolg der Seilbahn blieb zunächst aus. Erst der Bau der Sommerrodelbahn 1976 brachte die Wende. Durch ihre kaufmännische Ausbildung und Berufserfahrung hielt die junge Frau den Laden am Laufen – auch in den Zeiten, in denen sich Hans Zintel um seine Geschäfte in Berlin kümmern musste. „Ich habe es aus Liebe gemacht“, sagte Anushka Zintel am 90. Geburtstag ihres Mannes. Dabei fand sie durchaus auch klare Worte, wenn ihr etwas missfiel. „Auf Bairisch konnte sie schimpfen wie ein Rohrspatz“, sagt Hannes Zintel.
Der Geburtstag von Sohn Hannes war auch der Hochzeitstag
Über 40 Jahre war seine Mutter am Blomberg verantwortlich tätig. „Es war bewundernswert, wie sie das alles hinbekommen hat“, so der Sohn. Sein Geburtstag – der 26. September 1977 – war übrigens auch der Hochzeitstag seiner Eltern. Die eigentliche Heirat hatte wegen eines unverschuldeten Autounfalls verschoben werden müssen. Anushka Zintel verbrachte die letzten Monate ihrer Schwangerschaft im Krankenhaus. Dort wurde dann auch geheiratet, bevor am Abend die Wehen einsetzen. Erst 35 Jahre später gab sich das Paar in der Tölzer Stadtpfarrkirche noch das kirchliche Ja-Wort.
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Ein Faible für das bayerische Lebensgefühl und für Dolce Vita
Das bayerische Lebensgefühl sei das ihre gewesen, sagt Hannes Zintel über seine Mutter. Aber auch für das italienische Dolce Vita habe sie ein Faible gehabt. „Meine Eltern haben nicht viele Urlaube gemacht, aber wenn, dann sind sie nach Italien gefahren.“ Obwohl Anushka Zintel immer auf ihre Figur achtete, liebte sie Brezen und Knödel, aber auch Pasta. „Nudelbummsvoll“ musste man nach einem richtigen Essen sein, sagte sie oft mit einem Augenzwinkern, erinnert sich ihr Sohn.
An erster Stelle kam bei ihr immer die Familie. Und zu der gehörten auch die drei Kinder aus früheren Beziehungen ihres Mannes. „Sie hat nie einen Geburtstag vergessen“, sagt ihr Sohn Hannes. Ein besonderes Glück seien für seine Mutter die drei Enkelkinder Anna, Laurin und Sophie gewesen. Ihre größte Liebe und Fürsorge galten aber immer ihrem Mann Hans (97). „Sie hat sich aufopferungsvoll um meinen Vater gekümmert“, sagt Hannes Zintel.
Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung ist an diesem Freitag, 19. April, um 12.15 Uhr auf dem Tölzer Waldfriedhof.