Papst Leo XIV. als Friedensstifter: Trump will mit Putin im Vatikan verhandeln – Linke begrüßt Initiative
Nach Trumps Telefonat mit Putin rückt der Vatikan als Verhandlungsort in den Fokus. Warum Papst Leo XIV. das Ende des Ukraine-Kriegs einleiten könnte.
Rom/Washington – In einer Zeit, in der der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine seit über drei Jahren andauert, zeichnet sich möglicherweise ein Ende des Konflikts ab. Zumindest US-Präsident Donald Trump hat nach einem zweistündigen Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Hoffnung nicht aufgegeben – und sofortige Verhandlungen über eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg in Aussicht gestellt.
„Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine werden unverzüglich aufgenommen“, verkündete Trump laut der Nachrichtenagentur dpa nach dem Gespräch. Als Ort der Verhandlungen schlug er den Vatikan vor. Das Echo auf die Initiative fiel aber gemischt aus.
Reaktion auf Trump-Telefonat mit Putin: Linke begrüßt Friedensverhandlungen im Vatikan
Der Fraktionschef der Linken, Sören Pellmann, zeigte in einer ersten Reaktion seine Zustimmung zu dem Vorstoß. Bei fr.de von IPPEN.MEDIA erklärte er: „Es ist zu begrüßen, dass der Papst den Vatikan als Verhandlungsort für Friedensverhandlungen angeboten hat. Statt Ultimaten, Säbelrasseln und weitere Eskalation braucht es ernstzunehmende Schritte zu einem nachhaltigen Frieden in der Ukraine.“ Die Linke spricht sich seit geraumer Zeit für eine diplomatische Lösung in dem militärischen Konflikt aus.
Trump zeigte sich nach dem Telefonat mit Putin optimistisch: „Ich denke, wir haben eine gute Chance, das zu schaffen. Ich glaube, Putin will das“, sagte er laut der dpa im Weißen Haus. Der US-Präsident bezeichnete den Krieg als „ein Blutbad“ und äußerte die Überzeugung, dass Putin „es beenden will“. Putin selbst beschrieb das Gespräch als „gehaltvoll und nützlich“ und erklärte, Russland sei bereit, an einem Memorandum mit der Ukraine zu arbeiten, das einen Waffenstillstand beinhalten würde.
Ende des Ukraine-Krieges: Europäer zeigen sich skeptischer als Trump
Doch trotz dieser positiven Signale bleiben erhebliche Hindernisse bestehen. Vor allem in Europa bleiben nach dem Trump-Telefonat die Zweifel an Putins wahren Absichten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnt mögliche russische Bedingungen für eine Waffenruhe, wie etwa den Abzug ukrainischer Truppen aus annektierten Gebieten, weiterhin entschieden ab.
„Wenn Russland zur Bedingung macht, dass unsere Truppen von unserem Land abziehen, heißt das, dass sie keine Waffenruhe und kein Ende des Krieges möchten“, betonte Selenskyj. Der Kreml hingegen besteht auf einem kompletten Abzug ukrainischer Truppen aus den vier nur zum Teil von Russland kontrollierten Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson.
Experten sehen die jüngsten Entwicklungen daher mit gemischten Gefühlen. Rüdiger von Fritsch, von 2014 bis 2019 deutscher Botschafter in Russland, wertete das Telefonat zwischen Trump und Putin als Punktsieg für den Kremlchef. „Nach allem, was wir bisher wissen, können wir nicht sehen, dass Russland sich irgendwie bewegt hat, und dass es, und das scheint mir noch wichtiger, Anlass sieht, sich künftig bewegen zu müssen“, sagte von Fritsch den ARD-„Tagesthemen“. Putin wisse, so warnte er weiter, dass Trump bereit sei, für ein Ende des Konflikts vieles zu opfern – auch die Interessen der Ukraine.
Zwecklose Ukraine-Verhandlungen: Merz droht Russland neue Sanktionen an
Die Financial Times berichtete unter Berufung auf eine mit dem Gespräch vertraute Quelle, dass europäische Staats- und Regierungschefs den Eindruck gewonnen hätten, der US-Präsident sei nicht bereit, den Kremlchef durch größeren Druck an den Verhandlungstisch zu zwingen. Demnach stellte Trump fürs Erste auch keine weiteren Sanktionen gegen Russland in Aussicht.
Während die USA zögern, plant die EU laut dpa die Verabschiedung des 17. Sanktionspakets gegen Russland. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf X: „Europa und die USA wollen die Ukraine auf dem Weg hin zu einem Waffenstillstand eng begleiten. Europa wird den Druck auf Moskau durch Sanktionen erhöhen.“ Am Nachmittag wollen sich die EU-Außenminister zu Beratungen in Brüssel treffen.
Feilschen um Waffenruhe: Papst Leo XIV. bietet Vatikan als Verhandlungsort an
Ob der Vatikan darüber hinaus zum Verhandlungsort im Ukraine-Krieg wird, bleibt abzuwarten. Papst Leo XIV. selber hat den Vatikan als Ort für direkte Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland angeboten. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der zweitmächtigste Mann des Vatikans, bezeichnete den Stadtstaat als „geeigneten Ort“ für Friedensgespräche. Der Heilige Stuhl stehe bereit, „damit sich die Feinde begegnen und einander in die Augen schauen können“, wie Leo XIV. bei einer Audienz mit Vertretern der orientalischen Kirchen erklärte.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Papst Franziskus bezieht Leo XIV. eine deutlichere Position zum Ukraine-Konflikt. Bei seinem ersten Sonntagsgebet auf dem Petersplatz rief er „Nie wieder Krieg!“ und forderte einen „gerechten und dauerhaften Frieden“ in der Ukraine. Mit Selenskyj führte er bereits zwei Gespräche – per Telefonat und bei einer Privataudienz. Der ukrainische Präsident signalisierte dabei seine grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft.
Direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine hatte es zuletzt am vergangenen Freitag in der Türkei gegeben – zum ersten Mal seit drei Jahren. Beide Seiten vereinbarten einen Gefangenenaustausch, doch eine Einigung zum Thema Waffenruhe blieb aus. Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte laut der russischen Nachrichtenagentur Tass, dass es keinen Zeitrahmen für die Ausarbeitung des von Putin erwähnten Memorandums gebe. „Es gibt keine Fristen und es kann auch keine geben“, sagte er. Klar sei, dass jeder so schnell wie möglich vorankommen wolle, aber „der Teufel steckt im Detail.“ (jek)