Gold bei Olympia in Paris: Ruderer Oliver Zeidler hat noch nicht genug

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Er hat es geschafft: Oliver Zeidler aus Schwaig hat Gold im Rudern gewonnen. Im Deutschen Haus lässt er sich feiern. © Ebrahim Noroozi/dpa

Nach seinem Sieg in Paris peilt Gold-Ruderer Oliver Zeidler schon Los Angeles an. An ein Karriereende denkt er auf dem Höhepunkt des Erfolgs nicht.

Oberding – Der Landkreis Erding sieht Gold: Nach seiner Olympia-Triumphfahrt sowie einer Part y-Nacht in Paris hat Oliver Zeidler noch lange nicht genug. Nun verrät er, wie es nach dem größten Erfolg seiner Karriere weitergehen soll.

„Mal schauen, wo die Reise hingeht. Nach so einer olympischen Goldmedaille aufzuhören, sehe ich nicht als Option“, sagt Zeidler im Gespräch mit unserer Zeitung. Damit tritt er Spekulationen entgegen, dass er mit der Goldmedaille die Karriere beenden könnte. Auch wenn sich privat einiges in seinem Leben ändert – er plant den Umzug zu seiner Freundin Sofia in die Schweiz, wo er ein Studium aufnimmt: Zeidler will auch bei den Spielen 2028 in Los Angeles an den Start gehen.

Nach der Enttäuschung von Tokio 2021 hatte der Athlet aus Schwaig mit seinem Vater Heino drei Jahre lang akribisch auf das Finale am Samstag hingearbeitet – und wurde belohnt. Wie bereits in den Vorläufen, wirkte es bei seinem Gold-Lauf am Samstagvormittag fast so, als würde Zeidler mit seinen Kontrahenten spielen.

Mit 35 Freunden im Deutschen Haus

„Das Rennen war super. Ich konnte den Rennplan sehr gut umsetzen. Der sah auch den Sprint am Ende vor. Ich glaube, dass der vielleicht nicht nötig gewesen wäre. Aber ich wollte es einfach machen, weil ich mich selbst fordern wollte“, bilanziert der Sieger. Das sei anstrengend gewesen. „Aber die Euphorie danach hat sämtliche Schmerzen weggewischt.“

Oliver Zeidler aus Deutschland feiert seine Goldmedaille mit seiner Freundin Sofia Meakin. Foto: Lindsey Wasson/AP/dpa
Seine Freundin, die Schweizer Ruderin Sofia Meakin, fieberte an der Rennstrecke mit und verzichtete auf eine Feier mit dem Schweizer Team (Bild links). © Lindsey Wasson/dpa

Es sei „schön und cool“ gewesen, die Tribüne nach dem Rennen zu sehen, blickt er zurück. „Die Menschen, wie sie mir zugejubelt haben – das war einfach cool“, sagt der überwältigte Goldmedaillen-Gewinner beim Telefonat mit unserer Redaktion auf der Taxifahrt gemeinsam mit seiner Freundin von der Regattastrecke zurück nach Paris.

Nach der Pressekonferenz, der Doping-Kontrolle, einer kurzen Dusche im Hotel und unzähligen Medienterminen nach dem Rennen wurde die Medaille im Deutschen Haus in Paris ausgiebig gefeiert. Dort darf jeder Olympiasieger eigentlich nur zwei Freunde akkreditieren. Zeidlers Physiotherapeutin Nicole Hollaus aber hatte 35 Freunde und Bekannte organisiert, sogar aus Neuseeland sei jemand angereist. Und Zeidler setzte sich durch. Die feiernde Meute durfte rein.

Um 6.47 Uhr setzte Zeidler ein Foto bei Instagram ab, als er sich kurz ins Bett legte. „Wir haben ordentlich gefeiert. Ich habe denen gesagt, dass ich, wenn dann mit meinen Freunden zusammen feiern möchte – und da reichen zwei Leute nicht aus pro akkreditiertem Athlet. Ich habe gesagt, ‚Ich warte auf meine Freunde und bring‘ die alle rein, dann gehe ich erst rein‘. Letzten Endes wollten die mich ja auch dort haben, und so konnte ich es für meine Leute möglich machen“, erzählt der Ruder-Rebell mit einem Schmunzeln.

„Nach drei oder vier Stunden Schlaf“ musste der frisch gebackene Champion wieder aufstehen. „Es war eine verrückte Nacht, und es hat Spaß gemacht. Wir haben uns da gut verkauft, meine Freunde und ich, wir haben da richtig Gas gegeben.“ Schließlich hatte er dem Olympiasieg zuvor alles untergeordnet.

(240803) -- VAIRES-SUR-MARNE, Aug. 3, 2024 --  Gold medalist Oliver Zeidler (C) of Germany, silver medalist Yauheni Zalat
Seine beiden Kontrahenten Yauheni Zalaty (Silber, l.) und Simon van Dorp (Bronze, r.) tragen den Olympiasieger auf Schultern. © IMAGO/Sun Fei

Nun wolle er gemeinsam mit seiner Freundin andere Wettkämpfe in Paris besuchen. „Ich hoffe, dass wir beide heute mal eine Stunde Zeit finden, um uns zusammenzusetzen, um Revue passieren zu lassen, was da in den letzten 24 Stunden passiert ist“, sagt der 28-Jährige.

Drei Generationen spitze im Rudersport

Selbst für die Geburtstagsfeier am 24. Juli war während des Trainings in Paris keine Zeit. Das wolle er nun ebenfalls am heutigen Montag nachholen und verrät: „Sofia hat da eine Überraschung für mich geplant, für meinen Geburtstag. Ich denke, es wird ein schönes Abendessen oder so. Ich lasse mich überraschen.“

Zeidler sorgte dafür, dass man nun in Zusammenhang mit seiner Familie von einer wahren Ruder-Dynastie sprechen kann. Sein Vater Heino war Ruderer, Onkel Matthias Ungemach war Weltmeister im Achter, Tante Judith Zeidler wurde 1988 in Seoul im Achter Olympiasiegerin.

Auch Oliver Zeidlers Großvater Hans-Johann Färber hatte 1972 bei den Spielen in München im sogenannten Bullen-Vierer Gold gewonnen. Ihn erreichten wir im Auto auf dem Rückweg aus Paris. „So etwas gibt's sehr selten. Ich weiß nicht, ob es so etwas überhaupt gibt, dass über zwei oder drei Generationen Goldmedaillen gewonnen werden. Es ist einfach unglaublich und wunderschön, dass wir das in Paris erleben durften“, sagt der Olympiasieger von München.

Der große Unterschied sei gewesen, dass man im Achter auf alle anderen angewiesen sei. „Im Einer hängt es wirklich nur von dir ab, und da kann dich keiner mitreißen. Das ist von der Herausforderung her noch eine Nummer größer“, zollt Färber seinem Enkel Respekt. Für ihn sei es sehr emotional gewesen, an der Strecke dabei zu sein: „Kurz vor dem Rennen hatte ich einen höheren Puls, als vor meinem eigenen Olympiasieg damals. Man fiebert ganz anders mit, das ist schon ein gewaltiger Unterschied.“

„Da kommen alle Emotionen hoch“

Mit ihm Auto saß auch Färbers Enkelin und Oliver Zeidlers Schwester Marie-Sophie, selbst ehemalige Ruderin. „Es war echt mega-geil, ein Riesenerlebnis, und ich bin sehr froh, dass ich dabei sein konnte. Ich bin sehr stolz auf meinen Bruder“, sagt sie. Das Rennen sei „nervlich aufreibend“ gewesen. „Da kommen dann alle Emotionen hoch, man lacht, man weint, man freut sich einfach nur. So richtig realisiert haben wir es irgendwie alle noch nicht“, erzählt die stolze Schwester.

Danach galt es erst mal, auf den Bruder zu warten. „Er war fast nie greifbar, weil er ständig irgendwo unterwegs war, Autogramme geben musste, Interviews geben musste.“ Auch ins Eurosport-Studio durfte die Schwester mit: „Das war auch richtig cool. Man wurde überall behandelt wie ein Promi.“ Um 2 Uhr habe sich die Feier-Delegation aus dem Deutschen Haus verabschieden müssen. Und so haben Marie-Sophie, die mit ihrer Schwester Lea nach Paris geflogen war, und die Großeltern zumindest etwas mehr Schlaf abbekommen als der große Bruder.

Emotional war der Samstag für Oliver Zeidlers Vater. Heino Zeidler hatte derart viel Energie für die Gold-Medaille investiert, dass er zum Feiern keine Kraft mehr hatte und schon am Samstagabend heimflog. Bericht folgt.

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