Schluss mit Kantinenfraß: Diese Küche zeigt, wie regional und Bio geht - Ministerin staunt
Regional und ökologisch ist das Essen: Die Kantine der Feuerwehrschule Geretsried ist ein Aushängeschild. Nicht alle Katinen in Bayern sind so fortschrittlich.
Das Roastbeef ist zwar schon kalt, als es der Küchenchef der Ministerin überreicht. Aber sie hat ohnehin nicht die Zeit, es in Ruhe zu essen. Fürs Pressefoto posiert Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber aber lächelnd mit dem regionalen Fleisch aus der Kantine der Staatlichen Feuerwehrschule in Geretsried. Denn das kalte Gericht mit dem ebenfalls abgekühlten Grillgemüse samt Joghurt-Nachspeise steht sinnbildlich für den Speiseplan in der Einrichtung: Ein Großteil der Zutaten auf dem Teller stammen aus der Region und tragen ein Bio-Siegel. Deutlich über die Hälfte der in der Geretsrieder Kantine verarbeiteten Produkte erfüllen diese Kriterien. Laut Kaniber sind es in der Feuerwehrschul-Küche sogar 64 Prozent. Als ein „Bekenntnis zu Bayern und der heimischen Landwirtschaft“ bezeichnet das die Ministerin in ihrer Rede. An der Schule – ein „Mega-Vorbild“ – ist Kaniber zu Gast, um die Fortschritte im Anteil der Bio- und Regio-Lebensmittel auf den staatlichen Speiseplänen zu feiern.

Schluss mit Kantinenfraß: Diese Küche zeigt, wie es regional und Bio geht - Ministerin staunt
Denn in ganz Bayern haben im vergangenen Jahr 76 von 94 Kantinen unter Führung des Freistaats schon über 50 Prozent ihrer Lebensmittel aus ökologischen oder regionalen Betrieben bezogen. Vor fünf Jahren hatte sich die Staatsregierung fest vorgenommen, im Jahr 2025 in allen staatlichen Kantinen eine solche Quote zu erfüllen. Kaniber ist zuversichtlich, dass das Ziel zum Jahresende erreicht wird. Und zwar ohne Zwang. Davon ist die Ministerin nämlich kein Fan. Sie präferiere „Freiwilligkeit, gutes Zureden und Workshops“. In einem TV-Interview kurz nach ihrer Rede nennt sie andere Ideen – feste Quoten für alle Kantinen – „planwirtschaftlich“.
Über die Hälfte regional: Das schaffen nicht alle Kantinen
Benedikt Baldauf hat auch ohne feste Regel umgestellt. Vor fünf Jahren war die Quote in seiner Küche noch sehr viel niedriger – nämlich bei 18 Prozent. Inzwischen kommt das Fleisch aus einer Geretsrieder Verarbeitung und aus Murnau. Jeden Tag gibt er zwischen 180 und 200 Mittagessen und dieselbe Menge noch einmal abends an Feuerwehr-Einsatzkräfte aus ganz Bayern heraus. Den meisten schmeckt‘s, weiß Schulleiter René Mühlberger. Auf den Speiseplan kommt, worauf Baldauf gerade Lust hat. „Wir haben da keine festen Vorgaben“, sagt er. Eine Mitarbeiterin seiner Küche fasst die Auswahl so zusammen: „Es ist heftig-deftig.“ Die Essensgäste der Kantine würden genau das wollen: „Das sind vor allem Männer, die hart arbeiten.“ Für die gibt es am Dienstag Putensteak im Tortilla-Mantel oder Schwabenpfandl mit Schweinefilet und Käsespätzle am Mittwoch.
Kaniber in Geretsried: „Menschen aus ganz Bayern können Qualität hier genießen“
Michaela Kanibers Oma wäre mit dem Speiseplan sehr einverstanden. „Wenn du dir die Leute anschaust, die nur am Salat rumknabbern und ein stilles Wasser trinken: Das sind oft ganz Unlustige“, soll die ihrer Enkelin früh mit auf den Weg gegeben haben. Für die Männer und Frauen, die in der Feuerwehrschule für den Katastrophenschutz üben, sei die deftige Kost genau richtig. Und – noch wichtiger für diesen Termin am Montagnachmittag – es macht die Feuerwehrkräfte zu Botschaftern der regionalen und ökologischen Küche: „Menschen aus ganz Bayern können diese Qualität hier genießen“ und sich vielleicht zur Inspiration nehmen. Genau darauf zielt Kanibers Regio-Offensive ab: „Wir können Mut machen und vorausgehen.“

Millionen Bayern essen täglich außer Haus
1,8 Millionen Bayern essen täglich außer Haus, rund 15 000 in staatlichen Kantinen. Ein riesiger Absatzmarkt für regionale Landwirte. Schon jetzt sei Bayern das „Bioland Nummer eins“, wie Kaniber festhält – die Entwicklung soll aber noch weitergehen. Innerhalb eines Jahres hat sie einen Sprung gesehen: 2023 waren es noch 67 Prozent der Kantinen, die die 50-Prozent-Hürde geschafft haben, 2024 sind es schon 81. „Mich macht das schon ein bisschen stolz.“ Mehr sei immer möglich. In ihrem eigenen Haus, dem Ministerium, liegt die Regio- und Bio-Quote bei 94 Prozent. Für sie zeige das: „Wo ein Wille ist, ist ein Weg.“
Beim kalten Buffet mit „bayerischem Hummus“, Brotsalat und sauren Knödeln durften sich die Gäste am Montag in der Feuerwehrschule davon überzeugen, dass regionale Öko-Küche weit entfernt ist vom klischeehaften Kantinenfraß. Küchenchef Baldauf würde den auch nicht auftischen wollen. „Es ist lange nicht mehr so, dass es in Kantinen nur einen Brei auf den Teller gibt. Man muss mehr bieten.“ Kaniber konnte sich das Buffet nur ansehen. Zum Essen blieb die CSU-Politikerin nicht.