Kritiker beunruhigt - In Polen ist Schießen Pflichtfach an Schulen: „Gesellschaft ist stark polarisiert“

In Polen lernen 14- und 15-Jährige im Rahmen der „Sicherheitserziehung“ den Umgang mit Schusswaffen. Diese Maßnahme ist eine Reaktion auf den Krieg gegen die Ukraine. Das berichtet „20 Minuten“.

Experte: „Die polnischen Schüler lernen nicht wie man tötet“

Der Experte Bastian Sendhardt vom Deutschen Polen-Institut erklärt den Unterschied zu russischen Schusswaffenunterricht: „Die polnischen Schüler lernen, wie man ein Gewehr bedient, nicht wie man tötet.“ Der Unterricht werde in Polen als Ausdruck von Resilienz und Patriotismus angesehen.

In der kollektiven Erinnerung habe Polen mehrfach seine Souveränität verloren: Während des Zweiten Weltkriegs durch Deutschland und dann durch die Sowjetunion. Sich mit der Waffe in der Hand verteidigen zu können, ist aus polnischer Sicht auch ein Stück Selbstermächtigung.

Schießunterricht Schule
Im Gegensatz zu russischen Schülern lernen die polnischen Schüler laut Experte „nicht wie man tötet.“ Getty Images

Der Unterricht in Polen umfasst auch das Verhalten im Katastrophenfall

Experten halten es zwar jetzt weiterhin für unwahrscheinlich, dass Russland ein Nato-Mitglied angreift, aber es sei sicherlich wahrscheinlicher als noch vor zehn Jahren. Der Unterricht umfasst deshalb laut „Euronews“ nicht nur das Schießen sondern auch Erste Hilfe oder das richtige Verhalten im Katastrophenfall.

Dass die Schüler durch ein einmaliges Training an der Waffe effektiv zur Landesverteidigung beitragen könnten, dürfe laut Sendhardt bezweifelt werden. Er betont allerdings, dass der Ausdruck von Patriotismus in Polen positiv besetzt sei, anders als in Deutschland. 

Die polnische Gesellschaft „ist stark polarisiert“

Laut einer nationalen Umfrage sind 41 Prozent der Polen für den Schießunterricht, während 45 Prozent trotzdem dagegen sind. „Die Gesellschaft ist stark polarisiert“, erklärt der Experte die Zahlen.  

Als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine vor zwei Jahren begann, gab es eine deutlichere Fürsprache für den Schießunterricht in den Schulen. Mittlerweile gibt es laut „20 Minuten“ Stimmen, die sagen, dass Kinder in dem Alter prinzipiell nichts mit Waffen zu tun haben sollten.

Putin treibt Kinder zu bizarren Kriegs-Spielen

Vor allem Russland setzt darauf, Kindern schon im jungen Alter ein militärisches Verständnis zu vermitteln. Schon im Kindergarten beginnen die Jüngsten mit Aktivitäten wie Gedichten über Vaterlandsverteidiger und Spielen, die militärische Aspekte simulieren. 

Schulen führen montags halbstündige patriotische Diskussionen und mini-Paraden durch. Der Mathematiklehrerin Tatjana Tscherwenko zufolge sollen Kinder so lernen, dass es nicht schlimm sei, für die Heimat zu sterben. Die Organisation Junarmija, die dem russischen Verteidigungsministerium untersteht, bildet 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche paramilitärisch aus.