Trumps inoffizieller Gesandter? Tucker Carlson erneut in Moskau

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Tucker Carlson nahm ein Gespräch mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow auf. Russlands Propaganda feiert ihn als Gesandten Trumps.

Moskau – Tucker Carlson, rechte US-Medienfigur, veröffentlichte am Donnerstag (5. Dezember) ein Gespräch mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Dafür reiste er zum zweiten Mal während des Ukraine-Krieges nach Moskau. Wie bereits in seinem Gespräch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin förderte er dabei wenig Neues zutage.

Tucker Carlson interviewte Putins Außenminister Sergej Lawrow. © Screenshot X

Russlands Propaganda frohlockt: Carlson „nicht nur gekommen, um ein Interview zu führen“

Doch die Propagandisten des russischen Staatsfernsehens ließen in ihrer Jubelhymne auf das Gespräch zwischen Carlson und Lawrow dazu hinreißen, etwa zu spekulieren, wie das US-Portal Daily Beast berichtete. Der Tenor: Carlson und andere Trump-Günstlinge könnten sich als direkter Kanal des Kremls zum designierten US-Präsidenten Donald Trump betätigen.

Carlson sei „nicht nur gekommen, um ein Interview zu führen“, sagte der russische Propagandist Wladimir Solowjow demnach in seiner Sendung am Mittwochabend. „Offenbar hatte er eine Nachricht zu überbringen“, sagte Solowjow über Carlson der sich vor der US-Wahl immer wieder mit Trump zeigte. Sein Gesprächspartner Malek Dudakow antwortete, es gebe „mehrere Gesandte“, wie Carlson. Einer von ihnen sei Ungarns Autokrat Viktor Orbán, der nach einem angeblichen Treffen mit Trump nach Moskau reisen könnte, um indirekt Informationen weiterzugeben, behauptete Dudakow. Orbán und Trump trafen sich zuletzt im Juli nach dem Nato-Gipfel in Washington D.C. Über ein weiteres geplantes Treffen ist absolut nichts bekannt.

Gesetz aus dem 18. Jahrhundert: Ein diplomatischer Ausflug von Carlson nach Russland wohl illegal

Das US-Portal fragte Carlson offenbar nicht danach, ob das wahr sei. Eigentlich eine journalistische Notwendigkeit – insbesondere da es sich um einen möglicherweise strafbewehrten Vorwurf handelt: Der sogenannte Logan-Act, ein Gesetz von 1798, verbietet es allen US-Bürgern Verhandlungen mit fremden Mächten zu führen. Laut einer Analyse des Wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses wurde bis 2015 allerdings niemand auf Basis des Gesetzes angeklagt.

Lawrow im Gespräch mit Carlson: USA nicht im Krieg mit Russland

Das Gespräch zwischen Carlson und Lawrow sei dem Portal zufolge voller Thesen gewesen, die sich in Russlands Narrativ zum Ukraine-Krieg einfügten. Lawrow durfte unwidersprochen behaupten, dass Russland seinen Krieg gegen die Ukraine nicht begonnen habe und wurde selbstredend nicht nach Russlands Kriegsverbrechen in der Ukraine gefragt. Carlsons Frage, ob die USA wegen der Waffenlieferungen im Krieg mit Russland seien, verneinte Lawrow zur sichtlichen Verblüffung des ehemaligen Fox-News-Moderators.

Putin bereit zu Verhandlungen mit Trump – Zu für die Ukraine inakzeptablen Bedingungen

Abseits der Spekulationen über mögliche Verhandlungen zwischen Trump und Putin über Dritte, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters bereits Ende September, dass der russische Präsident Kreml-Insidern zufolge zwar bereit sei, mit Trump zu verhandeln. Jedoch stellte Putin weiterhin Bedingungen, wie die Abtretung der besetzen ukrainischen Gebiete sowie den Ausschluss der Ukraine von einer Nato-Mitgliedschaft, die für die Ukraine nur begrenzt akzeptabel sind.

Selenskyj signalisiert Verhandlungsbereitschaft – Russland bombardiert Zivilbevölkerung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj signalisierte ebenfalls im November, dass er bereit sei, die besetzten Gebiete unter russischer Kontrolle zu belassen, nicht aber formal abzutreten. Letzteres steht allerdings bereits in der russischen Verfassung, die die Ostukraine als russisches Territorium betrachtet. Während zwischen Washington, Kiew und Moskau Bedingungen zum Ende des Krieges jongliert wurden, setzte Russland seine völkerrechtswidrigen Angriffe auf die Zivilbevölkerung der Ukraine weiter fort. (kb)

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