Im Streit um die Rentenreform wächst der Druck auf Bundeskanzler Friedrich Merz. Die Junge Union will das von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas unterstützte Rentengesetz stoppen und fordert tiefgreifende Änderungen am System. Der Artikel dazu "Über Merz zieht ein gefährliches Renten-Gewitter auf – es droht ein Déjà-vu" von FOCUS-online-Chefkorrespondent Ulrich Reitz entfacht eine vielschichtige und kontroverse Leserdebatte. Im Mittelpunkt stehen der Vorwurf mangelnder Generationengerechtigkeit und die Kritik an den Privilegien der Beamten, die viele Leser als Kern des Problems sehen. Andere fordern grundlegende Reformen, etwa ein kapitalgedecktes System.

Streit um Generationengerechtigkeit
Viele Leser sehen im Rentensystem eine Schieflage zwischen Alt und Jung. Jüngere empfinden steigende Beiträge und geringe Zukunftsaussichten als unfair, während Ältere ihre jahrzehntelangen Einzahlungen und Lebensleistung betonen. Die Spaltung zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern spiegelt die Kernfrage wider, wie solidarisch die umlagefinanzierte Rente noch ist – angesichts wachsender Haushaltslasten und schrumpfender Erwerbstätigenbasis.
"Wenn das Rentensystem solidarisch bleiben soll, dürfen die jetzigen Einzahler nicht überlastet werden. Und es müsste jedem klar sein, dass man mit der Renteneinzahlung nicht einen absoluten, sondern einen prozentualen Anspruch auf eine Rentenhöhen erwirbt, die sich nach dem aktuellen Kassenstand ergibt. D.h. die Rente ist nur relativ sicher! Wer aus objektiven oder subjektiven Gründen meint, sein Leben nicht aus der Rente finanzieren zu können, sollte sich fragen, ob der Fehler nicht bei ihm selbst zu suchen ist, weil er nicht daran gedacht hat, vorzusorgen! Im negativen Falle bleibt dann nur eine Grundsicherung, über deren Höhe wiederum die Einnahmeseite des Staates bestimmt. Das ist hart aber gerecht!" Zum Originalkommentar
"Hätte ich meine Beiträge, die ich in den letzten 35 Jahren einbezahlt habe, für mich, könnte ich jetzt schon in Rente gehen. Das zum Thema Generationengerechtigkeit." Zum Originalkommentar
"Die Jungen zahlen den Luxus der Alten!? Welch Schwachsinn. Der Luxus, den die Jungen bereits jetzt genießen, ist bei Weitem höher, als sich ein Normalrentner vorstellen mag." Zum Originalkommentar
"Ich wäre zufrieden, wenn man mir alle meine gezahlten Beiträge, also auch den Arbeitgeberanteil, auszahlen würde. Ich möchte mir nicht mehr vorwerfen lassen, die jungen Menschen auszunutzen." Zum Originalkommentar
"In 45 Jahren gibt es längst keine Boomer mehr. Hat die junge Generation nicht gut gelebt durch die Boomer, die ihnen doch ein angenehmes Leben geboten hat?" Zum Originalkommentar
"Die Jungen zahlen halt die Zeche für den Luxus der Alten, das ist deren Erzählung. Sie hat den Vorteil, dass man sie kennt. Und: Sie stimmt auch, was ein Trost ist." Zum Originalkommentar
Kritik an Pensionen und Versorgung
Die hohe Belastung durch Beamtenpensionen sorgt für Unmut. Leser empfinden die Trennung von Renten- und Versorgungssystem als ungerecht und kritisieren, dass die Pensionslasten aus Steuermitteln gedeckt werden. Angesichts der milliardenschweren Verpflichtungen von Bund und Ländern fordern viele, Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen – ein Thema, das politisch tatsächlich eher gemieden wird.
"Die immens hohen Pensionslasten der Beamten sind ein sehr viel größeres Problem und darüber wird nicht debattiert ..." Zum Originalkommentar
"Wieso zahlen die Jungen für den Luxus der Alten? Die Jungen zahlen höchstens für die Luxuspensionen für Beamte. Oder geht man davon aus, dass eine Bruttorente von ca. 1500 € des Normalbürgers Luxus ist?" Zum Originalkommentar
"Die Trennung Rente für Angestellte und Pension für Beamte ist nicht mehr zeit- und ungerecht! Das Geld für Pensionen zahlen auch die Jungen mit über die Steuern – also doppelt." Zum Originalkommentar
"Es ist doch tatsächlich so! Seit Langem ist bekannt, dass die Beamtenversorgung in Bund und Ländern exorbitante Kosten erreicht hat, die, weil ungedeckt, aus den laufenden Haushalten finanziert werden müssen!" Zum Originalkommentar
"'Beamte sind eben nicht nur – willkommene – Beitragszahler, sondern: später dann auch – teure Rentenbezieher.' Nein! Beamte beziehen keine Rente." Zum Originalkommentar
"Weniger Staatsdiener, dafür mehr Beitragszahler wäre eine Komponente. Niemals hätte der Staatsapparat (...) so eine Größe haben dürfen. Es werden keine Pensionsrücklagen angespart, sondern sie werden aus dem Steuerhaushalt bezahlt. Kein Wunder, dass da große Löcher entstehen. Die gesetzliche Rente ist dagegen beitragsfinanziert. Allerdings wurde von der Politik Gelder davon zweckentfremdet ausgegeben ..." Zum Originalkommentar
Rufe nach neuer Rentenordnung
Einige Leser verlangen Reformen jenseits kosmetischer Korrekturen. Oft genannt werden kapitalgedeckte Modelle, eine Grundrente mit Anreiz zum Arbeiten sowie die Einbeziehung von Beamten und Politikern in ein einheitliches System.
Einige fordern ein Rentensystem, das sich strikt an eigenen Einzahlungen orientiert. "Rente bekommt nur, wer einbezahlt hat" – dieser Satz fasst die verbreitete Skepsis gegenüber staatlicher Umverteilung zusammen. Tatsächlich gilt: Wer nicht in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, hat in der Regel keinen Anspruch auf reguläre Rentenleistungen – außer bei Sonderregelungen wie privater Vorsorge oder Versorgungssystemen. Kritik entzündet sich daran, dass beitragsfreie Zeiten, Grundrente und steuerfinanzierte Zuschüsse das Prinzip der Eigenleistung zunehmend verwässern.
"Wie wäre es, wenn jeder (wie bei Versorgungswerken z.B.) einen Pflichtbeitrag gemessen am Einkommen einzahlt, aber auch freiwillig höhere Beiträge möglich sind. Das Rentenwerk legt alle Beiträge gewinnbringend an." Zum Originalkommentar
"Die Lösung ist eigentlich sehr einfach. Wer viel verdient hat, konnte Geld sparen. Also gibt es eine Grundrente. Vereinen Sie es mit der Grundsicherung und es gibt einen Anreiz zum Arbeiten, auch im Alter." Zum Originalkommentar
"Erstmal sollten auch Beamte und Politiker in die Sozialkassen einzahlen und Renten statt Pensionen erhalten, dann merken Sie auch, was ihre Politik für Folgen hat." Zum Originalkommentar
"Seit Jahrzehnten doktern alle Regierungen an dem Rentensystem herum, dabei wäre es so einfach, mindestens zwei Dinge zu tun: Rente bekommt nur, wer einbezahlt hat, sonst niemand." Zum Originalkommentar
"Beamte sollen ruhig in die gesetzliche Rente einzahlen. Denn dass sie teuer wären, stimmt nur unter einer Prämisse: Dass Beamte aus der Rentenkasse ihre Pension erhalten." Zum Originalkommentar
Streit um Rentenalter
Beim Renteneintrittsalter prallen Lebenswirklichkeiten aufeinander. Viele ältere Arbeitnehmer verweisen auf jahrzehntelange Beitragsjahre und fordern Anerkennung für körperlich belastende Berufe. Jüngere beginnen oft später zu arbeiten und müssen länger einzahlen. Die Vergleiche mit Frankreich oder Österreich zeigen, dass das deutsche Rentenalter von 67 Jahren – und Debatten über 70 – zunehmend als unsozial empfunden wird.
"Ich kann das nicht mehr hören! Ich habe mit 16 Jahren angefangen zu arbeiten und habe 47 Jahre eingezahlt. Heute fangen die Jungen zum Teil erst mit 30 an. Dann sollen die auch mal wenigstens 45 Jahre einzahlen." Zum Originalkommentar
"Ich bin für Rente mit 62. Genau wie in Frankreich. Wo gerade die Rente mit 64 vom Tisch ist. Denn sonst ist Frankreich im Ausnahmezustand." Zum Originalkommentar
"Die Jungen zahlen halt die Zeche für den Luxus der Alten... Durch die Lebensleistung der heutigen Rentner wurde der Grundstein für das unbeschwerte Leben der Jüngeren gelegt." Zum Originalkommentar
"Während bei uns die Rente mit 73 diskutiert wird, streiten gerade die Franzosen darüber, dass die Rente nicht von 63 auf 64 angehoben wird." Zum Originalkommentar
"Frage: Warum sollte es einem Rentner nicht vergönnt sein, nach 45 Jahren und mehr in den Ruhestand zu gehen und seinen Lebensabend mit einer auskömmlichen Rente zu genießen?" Zum Originalkommentar
Kritik an Staatsausgaben & Prioritäten
Viele Leser fordern, die Rentensicherung wieder stärker in den Mittelpunkt der Finanzpolitik zu rücken. Sie kritisieren, dass Rentenbeiträge zweckentfremdet und andere Ausgaben – etwa für Migration, Entwicklungshilfe oder Beamtenversorgung – Vorrang erhalten. Das Misstrauen wächst, weil die Rentenkasse zunehmend von Steuermitteln abhängt und keine echte Rücklage mehr besteht. Zudem wird Kritik an der Last der Beamtenpensionen laut. Dies ist durchaus nachvollziehbar: Schon heute gibt der Staat jährlich etwa 90 Milliarden Euro für Beamtenpensionen aus.
"Die Babyboomer, die jetzt in Rente gehen, haben früher viel Rentenbeiträge und viel Steuern bezahlt. Wo ist das Geld hingekommen? Hätte man nicht etwas zurücklegen können?" Zum Originalkommentar
"Schluss mit dem Verteilen von Steuergeldern in alle Welt, sofortiger Stopp aller Zahlungen an die Ukraine sowie sämtliche NGOs. Zumindest bis das Rentenproblem für die nächsten 50 Jahre gelöst ist." Zum Originalkommentar
"Seit Anfang der BRD wurde in die Rentenkasse gegriffen, um andere Haushaltslöcher zu stopfen. Und nun wundern sich unsere hochbezahlten sog. Experten, dass die Kasse leer ist." Zum Originalkommentar
"Alle reden nur, wie die Rente finanziert werden soll. Aber eines wird immer unterm Tisch gehalten: Bis 2040 muss der Steuerzahler die unglaubliche Summe von 1,4 Billionen für Beamtenpensionen aufbringen." Zum Originalkommentar
Kritik an mangelnder Beteiligung
Viele wundern sich, warum niemand gegen die Rentenpolitik protestiert. Manche führen das auf politische Apathie oder fehlende Bildung zurück, andere auf mangelndes Bewusstsein für die langfristigen Folgen.
"Weshalb gibt es keine Rentenproteste? Die Bürger glauben, dass unsere Politiker christlich und sozial sind. Was für ein Irrglauben." Zum Originalkommentar
"'Wir müssen einen Weg finden, die Lebenserwartung individuell zu berechnen, von der das Renteneintrittsalter dann abhängt', sagt der Wissenschaftler. Ach was. Wäre es nicht langsam an der Zeit, zuerst einmal Millionen Arbeitslose und Grundsicherungsempfänger wieder in 'Lohn und Brot' zu bringen, anstatt ständig Scheindebatten zu führen?" Zum Originalkommentar
Sonstiges
Ein großer Teil der Kommentare reagiert mit Spott und Sarkasmus auf die festgefahrene Rentendiskussion. Humor dient als Ventil für Frust über politische Untätigkeit und die empfundene Aussichtslosigkeit des Systems. Die Ironie verdeckt dabei oft eine ernste Grundhaltung: das Misstrauen, dass das Rentensystem in seiner jetzigen Form noch tragfähig ist – für keine Generation.
"Wir könnten doch wie bei der Wehrpflicht angedacht auch eine Rentenlotterie einführen. Früher haben sechs Arbeitnehmer einen Rentner finanziert. Heute müssen zwei Arbeitnehmer einen Rentner finanzieren. Um das Ganze wieder ins Lot zu bringen, können wir doch aus sechs Rentnern zwei auslosen, die dann eine Rente bekommen." Zum Originalkommentar
"Bin froh, bei Zeiten aus dieser Monopoly-Partie ausgestiegen zu sein." Zum Originalkommentar
Diskutieren Sie mit! Was ist für Sie gerecht – und welche Reform hätte tatsächlich eine Chance? Müssen alle einzahlen? Gehört das Rentenalter flexibilisiert? Oder brauchen wir ganz neue Ideen?