Sogar im Ukraine-Krieg: DRK-Chefin warnt vor „bedrückendem“ Rückgang bei Spenden
Ob Ukraine, Nahost oder Sudan: Die Spendenbereitschaft in Deutschland nimmt ab, weiß das Rote Kreuz. Auch bei der humanitären Hilfe fallen Milliarden weg.
Berlin – Die Weihnachts- und Adventszeit ist für viele Menschen auch eine Zeit der Spenden für wohltätige Zwecke. Ob in Deutschland oder dem Ausland, Bedarf dafür gibt es zuhauf. Das weiß besonders Gerda Hasselfeldt. Obwohl die Deutschen traditionell ein spendierfreudig sind, zeichnet die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuz (DRK) ein düsteres Bild der humanitären Lage weltweit.
Deutsche spenden Milliarden – Weltlage verschärft sich aber
„Die Zahl der Menschen, die für ein Überleben in Würde aufgrund von Katastrophen, Krisen und bewaffneten Konflikten dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, ist weiterhin enorm hoch“, sagt Hasselfeldt gegenüber IPPEN.MEDIA. „Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen auf existenzielle Unterstützung angewiesen, vielerorts sind sie von mehreren übereinander gelagerten Krisen betroffen.
Das sei „besonders beunruhigend, weil die Spendenbereitschaft für viele Kontexte rückläufig ist“, sagt die DRK-Präsidentin. Bei neu entflammenden Konflikten und Krisensituationen ist die Aufmerksamkeit und Spendenbereitschaft oft hoch. Je länger eine Notlage andauert, desto eher sinkt die Bereitschaft dafür. Das ist derzeit etwa in der Ukraine spürbar.
„Selbst für die vom bewaffneten Konflikt in der Ukraine betroffenen Menschen, für die wir seit Februar 2022 eine sehr hohe Spendenbereitschaft verzeichnen durften, ist diese in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen“, sagt Hasselfeldt. „Und das, obwohl der bewaffnete Konflikt weiterhin die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit erhält und die Notlage vor Ort unverändert hoch ist.“
Beim DRK seien 2024 bislang rund neun Millionen Euro Spenden für die Ukraine eingegangen. Das ist der Präsidentin zufolge deutlich weniger als notwendig, „aber immer noch verhältnismäßig viel, wenn man sie mit anderen Notlagen, wie der im Sudan oder im Nahen Osten vergleicht.“ Allein im vergangenen Jahr spendeten die Deutschen etwa fünf Milliarden Euro – die Tendenz sinkt jedoch.
Spenden für die Ukraine: Deutschland großes Geberland
Neben Spenden ist die staatliche humanitäre Hilfe eine weitere wichtige Säule, um Menschen in Not zu helfen. Deutschland ist weltweit das zweitstärkste Geberland, im Haushalt 2024 standen über 2,2 Milliarden Euro für humanitäre Hilfsmaßnahmen im Ausland bereit. Der wohl nicht mehr zustande kommende Haushalt für 2025 sah wegen der Sparmaßnahmen der geplatzten Ampel-Koalition bereits über 50 Prozent Kürzungen im Etat der humanitären Hilfe vor. Im nun anstehenden vorläufigen Haushalt, der Pflichtleistungen wie Rentenzahlungen sicherstellt, dürfte weniger Geld bereitstehen. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es auf Nachfrage dieser Redaktion dazu, dass das parlamentarische Verfahren für den Haushalt 2025 noch nicht abgeschlossen sei. Deutschland bleibe aber ein verlässlicher Partner, „auch und gerade bei der humanitären Hilfe.“
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Für Hasselfeldt vom DRK sind weniger werdenden Gelder insgesamt eine sehr negative Entwicklung: „Dies hat insbesondere auf Menschen, die von nicht im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stehenden Krisen (sogenannte vergessene Krisen) betroffen sind, gravierende Auswirkungen. Für diese stehen damit von zwei Seiten noch weniger Mittel zur Verfügung als ohnehin schon.“ Hasselfeldt hofft deshalb besonders in der anstehenden Weihnachtszeit auf neue Impulse, was Spenden und Hilfsleistungen der Menschen angeht: „Das Deutsche Rote Kreuz ist bei der Unterstützung der Menschen in von Katastrophen und bewaffneten Konflikten betroffenen Regionen auf Spenden angewiesen, deshalb bedrücken mich die aktuellen Entwicklungen sehr.“