„Unhaltbare Spitzenwerte erreicht“: Eintrittsgebühr soll nun bei populärem Südtirol-Reiseziel kommen
Jährlich leiden die Drei Zinnen in den Dolomiten unter steigendem Besucherandrang. Ein Buchungssystem könnte nun die Lösung sein.
Auronzo di Cadore – In Venedig kennt man es schon, dieses Jahr wird es sogar noch teurer. Und auch am beliebten Reisejuwel im Südtiroler Pustertal, dem Pragser Wildsee, ist die Maßnahme in den Sommermonaten längst erprobt. Die Rede ist von einem Ticket-System, um den Besuchermassen Einhalt zu gebieten. Nun könnte mit dem Wahrzeichen der Dolomiten, den Drei Zinnen, ein weiteres beliebtes Reiseziel für Italien-Urlauber ein solches Reservierungssystem erhalten.
Weltnaturerbe heillos überlastet: Drei Zinnen von bis zu 13.000 Menschen täglich heimgesucht
Schon jetzt müssen Urlauber und Bergfreunde einige Euro berappen, um eines der berühmtesten Bergpanoramen an der Provinzgrenze zwischen Südtirol und Belluno hautnah zu erleben. 20 Euro Mautgebühr werden für Motorradfahrer fällig, die vom pittoresken Misurinasee hoch zur Auronzohütte am Fuße des bekannten Bergmassivs der Drei Zinnen fahren wollen. Autofahrer zahlen 30 Euro, Camper 45 Euro und Minibusse sogar bis zu 120 Euro. Ein wesentlich günstigerer Shuttle
Doch trotz der hohen Mautgebühren, ächzt das Gebiet in der Hochsaison unter den Touristenmassen. Laut Rai News sind es an Spitzentagen 13.000 Menschen, die sich den Weg zu den markanten Felsformationen bahnen und die Zufahrtsstraße zur Auronzohütte überlasten und damit zu teils stundenlangen Staus führen. Ein wesentlich günstigerer Shuttle-Bus, der zwischen 31. Mai und 12. Oktober von Toblach aus zum Parkplatz am Fuß des Bergs fährt, vermag da kaum Abhilfe zu schaffen. Denn ist die Zufahrt dicht, gibt es auch für öffentliche Verkehrsmittel kein Durchkommen. Nun will die Gemeindeverwaltung von Auronzo di Cadore durchgreifen.

Zahl der Besucher soll halbiert werden: Drei-Zinnen-Gemeinde denkt über Ticketsystem nach
„Wir haben uns eine Lösung überlegt, um den Verkehr in diesem Gebiet einzudämmen“, sagte Bürgermeister Dario Vecellio Galeno am Rande eines runden Tisches in der 3100-Seelen-Gemeinde. „Es wurden unhaltbare Spitzenwerte erreicht, und das trotz der derzeit gezahlten Maut. Meine Gemeinde hat an ein Reservierungssystem gedacht, um die Touristenströme zu steuern und den Zugang zu begrenzen“, wird Galeno vom Corriere del Veneto zitiert.
Konkret soll ab 2026 ein verpflichtendes Online-Buchungssystem greifen, bei dem Besucher vorab ein Ticket für die Zufahrt zum Parkplatz lösen müssen. Laut dem Bürgermeister sollen, „so weit wie möglich spezielle Shuttlebusse statt einzelner Autos eingesetzt werden“. Damit soll die Anzahl der täglichen Besucher auf durchschnittlich 4000 gesenkt werden. In den letzten Jahren führten die begrenzten Parkplätze dazu, dass auf der Mautstraße zum Teil stundenlang kein Verkehr fließen konnte, ehe nicht Fahrzeuge wieder die Rückfahrt antraten.
Die schon jetzt unkomplizierteste und vor allem günstigste Art zu den Drei Zinnen zu gelangen, ist zu Fuß. Die Berge sind im Sommer laut drei-zinnen.bz über folgende Routen erreichbar:
Meine News
- ab Sexten (Fischleintal) auf Weg Nummer 102 (etwa dreieinhalb Stunden)
- vom Innerfeldtal auf Weg Nummer 105 (etwa viereinhalb Stunden)
- vom Antornosee oder Misurinasee auf Weg Nummer 101 (circa zwei Stunden)
- vom Dürrensee im Höhlensteintal auf Weg Nummer 102 (etwa viereinhalb Stunden)
Reservierungssystem zu den Drei Zinnen „die einzige Lösung“ – Kommt bald eine Seilbahn?
Einen formalen Beschluss des Gemeinderats gibt es dem Corriere zufolge noch nicht, ebenso wenig ist bekannt, wie viel der Zutritt künftig kosten könnte. Doch die geplante Maßnahme dürfte auf breite Zustimmung stoßen, heißt es. „Wenn man, um den Zugang zu den Parkplätzen zu begrenzen, hundert Euro verlangen muss, bin ich dafür“, pflichtete auch Alberto Zanella, Präsident des italienischen Alpenvereins CAI Südtirol, bei.
Es sei unmöglich, Szenen an der Mautstraße wie bisher zu sehen, so Zanella. Auch auf die Gefahr hin, dass sich einige Reisende den Besuch des UNESCO-Weltnaturerbes nicht mehr leisten können. „Es mag ein elitärer Tourismus sein, aber wir können nicht zulassen, dass die Leute stundenlang in der Schlange stehen.“ Sein Kollege des venezianischen CAI, Renato Frigo, pflichtet ihm bei: „Eine Regulierung des Zugangs ist die einzige Lösung.“ Erst im Herbst erreichte die negative Stimmung aufgrund des grassierenden Massentourismus just an den Drei Zinnen einen vorläufigen Höhepunkt.
Geht es nach Bürgermeister Galeno soll der Parkplatz an der Auronzohütte in Zukunft sogar völlig geschlossen werden. Angedacht ist eine Seilbahnverbindung, die Besucher von Misurina hoch zum Fuß der Drei Zinnen bringt. Und auch nach Misurina soll es mit einem Privatauto dann nicht mehr gehen, sondern nur noch mittels Busverbindungen. Der Aus- und Neubau von Seilbahnen ist in der Alpenregion jedoch umstritten. Zudem ist offen, wie wohlgesonnen die offizielle Stiftung Dolomiten UNESCO einem Seilbahnprojekt inmitten des Weltnaturerbes wäre.