„Realitätsschock“ für die Börsen: Wie stabil bleibt der Markt nach Nikkei-Absturz?
„Realitätsschock“ für die Börse: Wie stabil bleibt der Markt nach Nikkei-Absturz in Japan?
Aktienkurse weltweit knicken ein. Die US-Konjunktur besorgt die Märkte. Das wahre Sorgenkind ist aber Europa, meint ein Finanzexperte.
München – Die Börsenkurse weltweit rauschten zuletzt ab: Der Dow Jones verlor am Freitag (3. August) 1,52 Prozent, der japanische Leitindex Nikkei fiel am Montag um 12,4 Prozent – und damit auf den tiefsten Stand seit November 2023. Auch der deutsche Leitindex Dax sackte am Montagmorgen um drei Prozent ab und setzte damit seinen Kursverlust von vergangener Woche fort. Hintergrund ist die Angst vor einer Rezession in den USA.
Nach historischem Nikkei-Absturz in Japan: US-Konjunktur sorgt für sinkende Aktienkurse – „Unvermeidlich“
Schwankende Börsenkurse sind grundsätzlich normal. Oder wie es Clemens Fuest, der Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) im Gespräch mit Handelsblatt formuliert: „Dass es nach der positiven Entwicklung an den Aktienbörsen zwischenzeitlich zu Korrekturen kommt, ist unvermeidlich und letztlich eher stabilisierend.“ Sinkende Aktienkurse allein sind demnach aus seiner Sicht kein Zeichen für eine bevorstehende Krise.
Das Verhalten der US-Börsen war mit Blick auf die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed bislang recht untypisch. Die nun sinkenden Kurse zeigen laut Fuest, dass die Märkte die steigenden Zinsen nun endlich einpreisen. Derzeit erleben die Börsen aus deshalb einen „Realitätsschock und stellen fest, dass die Zinserhöhungen doch Wirkungen erzielen.“ Dass sich die US-Konjunktur nun abkühle, sei genau das, was die Fed erreichen wollte, meint der ifo-Chef weiter.
Nicht nur die US-Konjunktur ist Grund zur Sorge. Finanzexperten halten auch die hohe Verschuldung der USA für problematisch und warnten zuletzt vor einer Finanzkrise. Die „chronischen Haushaltsdefizite stellen eine erhebliche und anhaltende politische Fehlentwicklung dar, die dringend in Angriff genommen werden muss“, mahnte Ende Juni auch der Internationale Währungsfonds (IWF).
Angst vor Börsen-Crash: Finanzmarkt-Experte sieht „Europa in schlechterer Lage als die USA“
Problematischer als in den USA ist die Situation aus Sicht des ifo-Chefs jedoch in Europa. „Europa befindet sich in einer schlechteren Lage als die USA. Es besteht Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg und das Risiko bröckelnder Unterstützung durch die USA. Europa ist stärker als die USA und China vom Außenhandel abhängig und leidet unter dem verstärkten weltweiten Protektionismus“, so Clemens Fuest zu Handelsblatt.
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Weitere Faktoren, die sich in Europa negativ auswirken, sind demnach die Bürokratie, hohe Steuern und ein technologischer Rückstand. „Wir haben ganz klar strukturelle Probleme“, hatte der Top-Ökonom mit Blick auf die deutsche Wirtschaft bereits im Frühjahr gemahnt. Doch offenbar sieht er nun einen Lichtblick: Der von der Bundesregierung erarbeitete Maßnahmenkatalog dazu geht aus Sicht des ifo-Chefs „in die richtige Richtung“. Indes trübte sich der Ausblick an der deutschen Börse am Montagmorgen weiter ein: Das Börsenbarometer fiel unter die 200-Tage-Durchschnittslinie, die Hinweise auf den längerfristigen Trend gibt.