Markt Schwaben: Das sanfte Rauschen am Bach ist wieder da
Lange hat es gedauert, jetzt ist die Baumaßnahme Hennigbach weit fortgeschritten. Besonders wichtig: Der Hochwasserschutz funktioniert bereits.
Markt Schwaben - Rundum zufrieden schaut Uwe Müller aus. Zum wiederholten Male läuft er den Hennigbach innerorts zwischen Postanger und Heilmaierbrücke ab – und schaut sich den Fortgang der Baumaßnahmen an. Im Rathaus Markt Schwaben ist er eigentlich der Fachmann für Tiefbauthemen. Dass der Generalumbau des Gewässers in seinen Zuständigkeitsbereich fiel, hat auch mit akutem Fachkräftemangel zu tun.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)
Es ist erstaunlich ruhig an diesem sonnenüberfluteten Ferien-Werktag früh nachmittags im Zentrum der Marktgemeinde Markt Schwaben. So ruhig, dass man sogar ohne große Anstrengungen das sanfte, fast schon beruhigend wirkende Rauschen des Hennigbachs vernehmen kann. Uwe Müller ist mal wieder, wie schon oft zuvor in den letzten Monaten, auf „Streife“, um nach dem Rechten zu sehen. „Der technische und ökologische Ausbau ist eigentlich schon seit einigen Tagen abgeschlossen“, sagt er – und blickt zufrieden von der kleinen, nagelneuen Fußgängerbrücke an der Straße „Am Hennigbach“ zwischen Nagelschmiedgasse und Heilmaierstraße in den Bach.
Zahlreiche kleine Fische tummeln sich dort in klarem Wasser. So klein, dass man sie mit dem bloßen Auge anfangs kaum erkennen kann. Aber sie sind da. Und das ist für den langjährigen Mitarbeiter im Gemeindlichen Bauamt erst einmal ein sehr gutes Indiz. Ein Beweis sogar, dass das, was sich die Gewässeringenieure einmal haben einfallen lassen und was in unzähligen Überarbeitungen immer wieder modifiziert wurde, wie geplant funktioniert. Sogar eine sogenannte Sol-Gleite erfüllt längst schon ihren Zweck. Es geht dabei um eine Art natürliche Fischtreppe, die es den Bachbewohnern ermöglicht, auch gegen den Strom zu schwimmen und dabei sogar Höhenunterschiede problemlos zu überwinden. Müller hat‘s selbst schon mit eigenen Augen gesehen.
Projekt Roßacker: Vorzeitiger Baubeginn bewilligt
Was den zeitlichen Ablaufplan anging, so sei man etwas hintendran, so Müller. Seit ein paar Tagen ist nun aber auch die Bahnhofstraße gesperrt (wir berichteten). Es finden gerade direkt bei der Brücke über den Hennigbach bei der Apotheke Arbeiten statt, die mit einer zweiten Hochwasserschutzmaßnahme am Roßacker zu tun haben. Hier entsteht eine Übergabestation. Dort, im Roßacker, werden nochmals gute 4,2 Mio. Euro zu verbauen sein. Aber kompletter Hochwasserschutz, fügt Müller an, funktioniere in Markt Schwaben nur, wenn mehrere Maßnahmen ineinandergreifen. Das Einbergfeld als größtes Rückhaltebauwerk mit einem geplanten Damm und der Umbau am Gigginger Bach sind die anderen Maßnahmen, die noch folgen müssen. Ersteres liegt gerade wegen einer rechtlichen Auseinandersetzung mit einem Anlieger auf Eis. Wie und wann es weitergehen wird? Zurzeit wohl noch offen. Einen Schutz vor dem sogenannten hundertjährigen Hochwasser gebe es nur, wenn alle Maßnahmen zusammen funktionieren, fügt Müller an.
Immerhin: Die Vorbereitungen für das Projekt Roßacker sind in der Bahnhofstraße gerade angelaufen. Der vorzeitige Baubeginn sei genehmigt worden, so der Rathausmitarbeiter bei einem Rundgang mit der EZ. Das sei deshalb gut, weil man damit quasi Kosten einsparen könne, heißt es.
Wir stehen auf der Brücke im Zuge der Nagelschmiedgasse. Passierbar ist sie für Pkw noch nicht. Fußgänger aber können hier bei entsprechender Vorsicht durchaus entlanglaufen. Erst vor einigen Wochen, erinnert Müller, habe es ein gewaltiges Hochwasser im Ort gegeben. Und dabei habe man festgestellt, dass exakt an dieser Stelle, also ganz nah beim Altenheim der Arbeiterwohlfahrt, ein Durchfluss von 18 Kubikmeter pro Sekunde gemessen worden sei. Der zu dem Zeitpunkt schon fast komplett ausgebaute Bach habe in diesem Sektor diese Wassermenge gut bewältigen können. Einen gewissen Rückstau habe es nur gegeben, weil baubedingt noch zwei Metallplatten zum Hindernis wurden. Müller spekuliert und deutet an: Wäre der Bach an jenem Tag noch in seinem alten Zustand vor Umbaubeginn gewesen, hätte es höchstwahrscheinlich zu einer abermaligen Evakuierung der Seniorenwohnanlage kommen müssen. Dass ein Schutz der Anlieger vor Hochwasserereignissen aber auch schon jetzt spürbar ist, haben manche Anrainer ihm schon bestätigt.
Meine news
Zwischen Heilmaierbrücke und Postanger ist eine komplett neue Bachlandschaft entstanden. Sie wird sich noch durch natürliche Einflüsse an einigen Stellen verändern. Von den Bachbauern angelegte Verlandungspunkte sind dynamisch. An einer bewusst angelegten Tiefwasserstelle nahe der Einmündung Trappentreustraße/Rotkreuzstraße werde man von regelmäßigen Unterhaltsmaßnahmen auszugehen haben.
Ausbaustatus hat neue Katastrophe schon verhindert
Noch viel zu tun aber gibt es in direkter Nähe. Die Straße „Am Hennigbach“ etwa muss und soll wieder hergerichtet werden. Beginn: kommende Woche. Auch an einer Wasserleitung in der Straße Am Rittermannslehen wird heuer noch gearbeitet werden. Hier hatte es zuletzt mehrere Rohrbrüche gegeben. Noch in Arbeit ist ein ganz neu geschaffener Gehweg entlang des Hennigbachs in Höhe des Altenheims. Man werde ihn umgehend fertigstellen, so Müller, aber noch nicht für eine allgemeine Nutzung freigeben. Das sei erst geplant, wenn das Altenheim umgezogen sei; potenziell ein paar 100 Meter weiter.