Die Gemeinde Kochel wird in Bezug auf ihr touristisches Angebot die Informationen rund um die Aufenthalte von König Ludwig II. in der Region weiter ausbauen. Der „Kini“ weilte jedes Jahr auf dem Herzogstand, und es gibt neue historische Forschungen.
Kochel am See – Im Fokus steht ein Themenweg, der sich auch aus neuen historischen Erkenntnissen speist. Das sagte Daniel Weickel, Leiter der Tourismus-Abteilung, nun im Gemeinderat Der Themenweg am Herzogstand besteht aus zwei Routen: Die eine verläuft von der Kesselberg-Passhöhe über den Reitweg zum Herzogstandhaus, die andere beginnt an der Talstation der Herzogstandbahn und führt über den Höhenweg von der Bergstation zum Gipfel. Auf jeder Strecke wird es Tafeln mit identischem Inhalt geben, so Weickel. „Es wird kein Schilderwald“, versprach er.
Die Umsetzung erfolge gemeinsam mit der Herzogstandbahn, die sich an den Kosten zur Hälfte beteiligen wird. Bei der Bahn sei man begeistert, zitierte Weickel aus einem Gespräch mit Betriebsleiter Jörg Findeisen. „Er sagte, auch als Bergbahn müsse man sich heutzutage positionieren und einen Mehrwert bieten.“ Mit König Ludwig II. habe Kochel einen „sehr attraktiven Hintergrund“, so Weickel, und fügte hinzu: „Und unser Projekt ist nachhaltig.“ Man wolle in Kochel auch herausstellen, dass der Monarch ein Naturschützer war.
Themenwoche im vergangenen Jahr kam gut an
Im vergangenen Jahr hatte die Gemeinde Kochel – zusammen mit Schlehdorf und der Jachenau – die Aufenthalte von König Ludwig II. in der Region erstmals touristisch in den Fokus genommen. Es gab die Themenwoche „König der Berge“, auch in Zusammenarbeit mit dem Kochler Verein für Heimatgeschichte. Die Besucherresonanz sei sehr gut gewesen, die Berichterstattung überregional. Man beginne aber erst, „einen historischen Schatz zu heben“, sagte Weickel.
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Ludwig besaß in der Region mehr Hütten als bislang bekannt
Die Gemeinde setzt deshalb auch die Zusammenarbeit mit Markus und Vanessa Richter fort. Markus Richter war Kastellan von Schloss Neuschwanstein, seine Frau Kulturvermittlerin im Museum der bayerischen Könige. Im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher haben die beiden unter anderem zu den Aufenthalten von Ludwig II. in der Region Kochel geforscht. Dabei sei zutage gekommen, dass der Monarch mehr Hütten besaß als bislang bekannt. „Nach der Thronbesteigung hat er auch von seinem Vater Maximilian II. sämtliche Hütten übernommen“, sagt Richter im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein Schwerpunkt ihrer Untersuchungen sei die Region von Kochel bis Vorderriß gewesen. Ludwig II. sei nicht nur am (bekannten) Altlacher Hochkopf gewesen, sondern hatte in dem Gebiet noch circa fünf weitere Hütten, unter anderem die Luitpolder Alm. „Er hat diese Hütten auch stundenweise bewohnt, bei seinen Ausritten oder Spaziergängen“, sagt Richter.
Fertigstellung vermutlich im Spätsommer
Zudem gibt es eine detaillierte Beschreibung der Gebäude am Herzogstand. Auf den Info-Tafeln wird man erläutern, dass es sowohl auf dem Herzogstandgipfel als auch auf dem Martins- und Fahrnbergkopf jeweils ein Aussichtshaus mit Kochgelegenheit gab. Außerdem gab es auf dem Sattel, wo heute das Herzogstandhaus steht, ein Gebäude, und eines noch ein Stück tiefer, am Reitweg. Hier handelte es sich um Wohnhäuser. „König Ludwig II. war jedes Jahr rund eine Woche auf dem Herzogstand“, so Markus Richter.
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Die Themenwege werden vermutlich im Spätsommer eingeweiht. Sie werden in Abstimmung beziehungsweise nach Genehmigung der Bayerischen Staatsforsten und des Hauses Wittelsbach errichtet. Es wird auch eine Internetseite sowie eine App mit weiterführenden Informationen und einer mehrsprachigen Darstellung geben, sagte Weickel im Gemeinderat. In Arbeit seien auch kindgerechte Angebote. Die Kosten belaufen sich derzeit auf rund 16 000 Euro, inklusive Gestaltung und historischer Beratung.
Projekt soll auf lange Zeit verankert werden
Fast alle Gemeinderäte hatten gegen die Tafeln nichts einzuwenden. Man wolle das Projekt „auf lange Zeit verankern“, sagte Weickel auf Nachfrage von Frank Sommerschuh (FW) zu weiteren Kosten. „Die Pflege der Tafeln gehört deshalb dazu.“ Einzig Klaus Barthel stimmte gegen das Projekt.