Weilheimer Kita als bundesweites Vorbild für klimafestes Bauen

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Unter anderem für sein Gründach samt Solaranlage sowie die Maßnahmen zum Hitzeschutz und zur Regenwasserversickerung wurde das Weilheimer Kinderhaus „Am Sonnenfeld“ als bundesweites Vorzeigeprojekt ausgewählt.  © Ruder

Ein Weilheimer Kita-Bau gilt jetzt bundesweit als Vorzeigeprojekt: Das 2022 fertiggestellte Kinderhaus „Am Sonnenfeld“ ist eines von 19 Projekten in ganz Deutschland, die ein Bundesinstitut als vorbildhaft in Sachen „Klimawandel-angepasstes Bauen“ präsentiert.

Weilheim – Dass private und öffentliche Bauherren „klimafest“ bauen, „ist noch lange nicht die Regel“, weiß man im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): „Es bestehen Unsicherheiten, welche baulichen Maßnahmen notwendig sind und wie sie planerisch und technisch umgesetzt werden können.“ Auch die Kosten dafür seien „häufig nicht absehbar“.

Dennoch gebe es eine Reihe guter Beispiele, wie Kommunen einzelne Gebäude „heute schon an die Folgen des Klimawandels angepasst“ haben. Und eines dieser Beispiele steht in Weilheim: Das 2022 bezogene Kinderhaus „Am Sonnenfeld“, auf dem einstigen „Sonnenacker“ neben der Hardtschule errichtet, wurde jetzt im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunft Bau“ in eine Liste von 19 Vorzeigeprojekten in Sachen Klima aufgenommen. Diese sollen „private, aber insbesondere öffentliche Bauherren dazu motivieren, Klimaanpassung stärker umzusetzen“.

Die als Holz-Beton-Hybridbau konzipierte Kita – für deren Bau die Stadt Weilheim einen europaweiten Wettbewerb ausgeschrieben hatte, an dem 15 Architekturbüros teilnahmen – setze „umfassende Maßnahmen zum Hitzeschutz und zur Regenwasserversickerung ein, um ein optimales Mikroklima für das Wohlbe­finden der Kinder zu schaffen“, heißt es in dem Projekt-Steckbrief des BBSR: „Um zu verhindern, dass sich das Gebäude in den Sommermonaten aufheizt, wird es an der Südseite durch ein weit überstehendes Dach passiv verschattet. Zusätzlich verhindert ein textiler Sonnenschutz bei Bedarf einen zu starken Sonneneinfall. Im Außenbereich wurden bepflanzte Versickerungsflächen sowie Baumrigolen angelegt, die das von den befestigten Wegen und Stellplätzen abfließende Regenwasser aufnehmen. Der alte Baumbestand blieb erhalten und sorgt für eine Verschattung der Spielflächen. Die Dächer sind mit einer intensiven Dachbegrünung und hoher Pflanzenvielfalt versehen.“

Angenehmes Raumklima, Lebensraum für Vögel und Insekten

Die Bauweise sorge für „ein angenehmes Raumklima, da sich das Gebäude auch im Sommer nicht zu sehr aufheizt“, resümiert das Fach-Institut. Auch werde durch die Versickerungsmulden „die Kanalisation entlastet und das Regenwasser den Pflanzen zugeführt und nutzbar gemacht“. Schließlich loben die Experten, dass auf dem begrünten Dach eine Photovoltaik-Anlage installiert ist – und dass durch Ansaaten, Kleingehölze und Elemente wie Totholzstapel und Wurzelstöcke „bereits im ersten Jahr nach der Errichtung Lebens- und Nahrungsräume für Insekten und Vögel entstehen“.

Der bebilderte Steckbrief zum Bau der Weilheimer Kita „Am Sonnenfeld“ ist – wie auch jene der 18 anderen Vorbild-Projekte zwischen Hamburg und Immenstadt, Karlsruhe und Berlin – auf der Website www.bbsr.bund.de angeschaut und heruntergeladen werden. Zudem wurden sie im Juni auf der „Woche der Umwelt“ im Berliner Schloss Bellevue gezeigt. Sinn ist, dass sich andere Bauherren von diesen Projekten inspirieren lassen und ebenfalls „klimafest“ bauen. „Auch ich informiere mich oft über diese Plattform“, sagt Weilheims Stadtbaumeisterin Katrin Fischer, die sich „sehr gefreut“ hat über diese Art von Auszeichnung für das hiesige Kita-Gebäude.

Für Zwillingsbau fehlt das Geld

Geplant wurde das zweistöckige Kinderhaus, das vier Krippen- und Kindergartengruppen beherbergt (betrieben von der gemeinnützigen „FortSchritt GmbH“), vom Münchner Architekturbüro „Fuchs und Rudolph“ zusammen mit „Studio Rockinger Landschaftsarchitektur“. Bauherr war die Stadt Weilheim, die Kosten beliefen sich auf 6,5 Millionen Euro – von denen die Stadt 4,4 Millionen selbst schultern musste.

Das bestehende Gebäude ist eigentlich nur der erste Bauabschnitt, dem Richtung Süden als zweiter Abschnitt ein spiegelbildlicher Zwillingsbau folgen könnte. Doch dieser wird bis auf weiteres nicht umgesetzt. Angesichts der städtischen Finanzlage und anderer Pflichtprojekte wie der anstehenden Erweiterung der benachbarten Hardtschule sei dieser Bau „momentan nicht darstellbar“, sagt Stadtkämmerer Christoph Scharf.

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