Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu hält Kurs

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kreisbote Sonthofen

KommentareDrucken

Grün allein reicht nicht: Wenn Wald Ertrag bringen soll, muss er fachgerecht bewirtschaftet werden. © Josef Gutsmiedl

Ein relativ guter Holzpreis und ein zurückhaltender Borkenkäfer könnten die Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu FBG positiv stimmen. Dennoch gibt es Unsicherheiten.

Oberallgäu – Wenn die „politischen Rahmenbedingungen“ besser wären, könnte man bei der Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu FBG durchaus zufrieden sein. Der Holzpreis steht nicht schlecht, der Borkenkäfer „arbeitete“ im Allgäu eher verhalten und das Geschäft läuft trotz schwierigem Umfeld ordentlich.

Diese Bilanz zogen die Verantwortlichen bei der jüngsten Mitgliederversammlung dieser forstlichen Vereinigung im Oberallgäu. Dennoch: Die Unsicherheiten rund um Wald und dessen zukünftiger Nutzung oder Nichtnutzung begleite weiter das Geschäft. Eine geplante Beitragserhöhung wurde von der Versammlung überraschend gestoppt.

Beim Energieholz-Geschäft, also dem klassischen Hackschnitzel-Absatz profitiert die FBG von einer „sehr guten Struktur“ in der Region, Dank einer Reihe von Heizwerken in der Region, die verlässliche Kunden sind. Rund 27000 Schüttraummeter Hackschnitzel konnten hier über kurze Wege abgesetzt werden, wie Geschäftsführer Roman Prestele in seinen Bericht vermerkte. Zurzeit gebe einen großen Mengendruck, stellt er fest. Die FBG suche dringend geeignete Lagerflächen und Hallen für die Zwischenlagerung.

Auch der Stammholzmarkt lief insgesamt befriedigend: 31000 Festmeter wurden im vergangenen Jahr vermarktet, vor allem im ersten Halbjahr, wo der gute Holzpreis von über 100 Euro der FBG in die Hände spielte. Später, nach den Stürmen in Süddeutschland brach der Preis vorübergehend deutlich ein, um sich im Herbst langsam zu erholen.

Der Preis von Pellets sackte aber regelrecht ab. Alles in allem sei man im Allgäu mit einem blauen Auge davon gekommen was Kalamitäten anging, kommt Prestele auf den Ausblick auf das laufende Jahr. Die Region sei in einer glücklichen Lage mit rund zehn Prozent weniger Käferholz als in normalen Jahren. „Hoffen wir, dass wir weiterhin verschont bleiben bis der Zukunftsmarkt kommt.” Aktuell zögen die Preise bereits an nach einem Markt auf niedrigem Niveau.

Die Frage nach der Finanzierung

Schließlich präsentierte die Vereins- und Geschäftsführung der von rund 200 Mitgliedern besuchte Versammlung den Vorschlag einer Beitragserhöhung. Die FBG sehe sich erheblichen Kostensteigerungen gegenüber und erwarte weitere, so Vorstand Jordan: „Es bleibt nichts anders übrig.”

Zuletzt war der Mitgliedsbeitrag im Jahr 2018 angehoben worden auf 27 Euro je Hektar Waldfläche für die „Kleinen“ bis 50 Hektar Fläche, und 120 Euro je Hektar für größere Waldflächen. Der Antrag stieß allerdings auf Widerstand, und die Versammlung lehnte die Anpassung mehrheitlich ab.

Geplant war dabei eine Erhöhung auf 40 Euro pro Hektar für Flächen bis 50 Hektar; darüber sollten 160 Euro (statt bislang 120) pro Hektar fällig sein. „Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen”, so ein enttäuschter Vorsitzender. Schon zur Eröffnung der Mitgliederversammlung hatte der Vorsitzende der FBG Oberallgäu in einem Rundumschlag die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angesprochen, denen sich der Waldbesitz gegenübersehe.

Josef Gutsmiedl
Johann Jordan © Johann Jordan

Einen „Gag aus Berlin” nennt Jordan das Gebäudeenergiegesetz. Die Debatte um die Brennholznutzung rundete seiner Ansicht nach die „unselige Situation” ab, die ein „haarsträubender Gesetzentwurf heraufbeschworen habe. Den „Gipfel der Unverschämtheiten” sieht Jordan im Entwurf des neuen Waldgesetzes. „Ich hoffe, dass es die Entwurfsphase nicht überstehen wird.” Im Rahmen der Versammlung hatte Ludwig Lehner, Vorstandsvorsitzender des Technikum Laubholz TLF in Göppingen, aufgezeigt, welches wertvolle Potenzial der Rohstoff Holz in Zukunft bieten könne.

Lesen Sie auch: Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu bleibt „Anwalt für den Privatwald“

Seit Gründung im Jahre 2020 konzentriert sich das Technikum Laubholz (www. technikumlaubholz.de) auf Entwicklungen in den Bereichen Faserbasierte Biopolymerwerkstoffe, Biotechnologische Konversion, Holzaufschlussverfahren sowie Verpackungsmaterialien. Lehner ist sicher: „Holz kann den größten Teil der Bioökonomie darstellen.”

Zum Beispiel, so erläuterte Ludwig Lehner, zeige ein spezielles Buchen-Schichtholz ähnliche Biegefestigkeit wie Stahl. Das eröffne völlig neue Wege in der Nutzung. Ein überaus vielseitiger Rohstoff sei Holz, ganz ähnlich wie heute Erdöl.

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare