Schädlings-Alarm an der Grenze zu Deutschland – Stadt aktiviert „unsichtbare Waffe“

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Eine Plage breitet sich aus. Mit einem ungewöhnlichen Mittel geht eine Stadt in der Schweiz dagegen vor. Winzige Würmer sollen gegen Japankäfer helfen.

Basel – Es klingt nach einem Plot aus einem Horror-Film: Mit Fadenwürmern will die Stadt Basel in der Schweiz gegen einen gefräßigen Schädling – den Japankäfer – vernichten. Fadenwürmer – auch Nematoden genannt, sind winzig. Sie dringen in die Larven der Schädlinge ein, um sie zu töten. Eine Spezialfirma versprüht eine Lösung mit Fadenwürmern auf Grünflächen und in Parks. Im Nachbarland Deutschland versucht Baden-Württemberg, den Schädling mit bestimmten Maßnahmen einzudämmen.

Basel setzt Fadenwürmer gegen Japankäfer-Plage ein

„Wir hoffen, damit den Japankäfer eindämmen zu können“, erklärt Simon Leuenberger, der Leiter der Abteilung für die Pflege von Grünflächen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. „Es wird sich aber erst im kommenden Jahr zeigen, ob wir damit Erfolg haben.“ Um dies zu überprüfen, sollen Bodenproben genommen werden.

Unsichtbare Waffe: Fadenwürmer sollen in Schweizer Stadt nahe der deutschen Grenze gegen Schädlinge helfen. © imago

Sind Fadenwürmer für Menschen gefährlich?

Fadenwürmer sind etwa 1 Millimeter groß und es gibt bis zu 20.000 verschiedene Arten, darunter sowohl schädliche als auch nützliche. Insbesondere die räuberischen Nematoden der Gattung Heterorhabditis gewinnen laut Expertenportalen wie Mein schöner Garten immer mehr an Bedeutung im Gartenbau. Sie können schädliche Larven, die im Boden leben, wie die des Dickmaulrüsslers und des Gartenlaubkäfers, vernichten. Für Menschen und andere Tiere sind die Fadenwürmer harmlos.

Die Anwendung dieser unsichtbaren biologischen Waffe erfordert Geduld. Bei hartnäckigen Schädlingen wie dem Gartenlaubkäfer sollte die Behandlung mit Nematoden zwei bis drei Jahre in Folge durchgeführt werden, um die Schädlingspopulation schrittweise zu reduzieren. Fadenwürmer können auch private Gartenliebhaber online bestellen. Dort sind spezielle Angebote gegen Trauermücken oder den Dickmaulrüssler zu finden.

Japankäfer fressen sich durch Fußballrasen und Weinberge

Der Japankäfer macht sich über Obstplantagen und Weinberge her. Selbst vor dem Rasen des FC Basel macht der gefräßige Käfer nicht halt. Die Larven dieser Käfer ernähren sich von Wurzeln, während die ausgewachsenen Käfer Blätter, Blüten und Früchte bevorzugen. Selbst Zierpflanzen wie Rosen und Blauregen sind vor dieser invasiven Art nicht sicher.

Die Schweiz fürchtet das schlimmste Szenario: eine flächendeckende Ausbreitung des Schädlings. Die Schäden in der Landwirtschaft laut dem Schweizer SRF mehrere hunderte Millionen Franken. Noch ist das „Befallsgebiet“ überschaubar, heißt es. Doch nach ersten Funden im Tessin (2017), hat es die erste Japankäfer-Population über die nördlichen Alpen geschafft. Im Juli 2023 wurden die ersten Japankäfer in Kloten entdeckt, dann in Zürich und jetzt eben im Fußballrasen des FC Basel. Ob der Käfer über die befallene Rasenstücke eingeschleppt wurde, ist zunächst noch unklar.

Bezeichnung Japankäfer
Wissenschaftlicher Name Popillia Japonica
Aussehen 8-12 mm lang, 5-7 mm breit, weiße Haarbüschel an Hinterleibseiten und Abdominalsegment, grün metallisches Halsschild
Entwicklung (Vom Ei bis zum erwachsenen Käfer) Ein bis zwei Jahre
Ausbreitung Hauptsächlich durch Verschleppung; natürliche Ausbreitung liegt zwischen drei und 24 km pro Jahr
Quelle: Waldwissen.net

Japankäfer-Invasion in Deutschland?

Auf den Japankäfer-Befall in Basel reagiert der Landkreis Lörrach (Baden-Württemberg). „Befalls- und Pufferzonen“ wurde eingerichtet, aus der kein zerkleinertes Pflanzenmaterial transportiert werden darf. In einigen dieser Pufferzonen wurden spezielle Sammelstellen eingerichtet, an denen das Material auch „ungehäckselt“ entsorgt werden kann. 

In Baden-Württemberg wird die Ausbreitung des Japankäfers schon länger genau überwacht. Im Jahr 2021 wurde ein einzelner Japankäfer in einer Pheromonfalle in Freiburg entdeckt. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) vermutet, dass dieses Exemplar als „blinder Passagier“ aus Italien per Zug oder Lastwagen eingeführt wurde. Bis 2023 stieg die Zahl der entdeckten Japankäfer auf drei.

Der Japankäfer (Popillia japonica) kommt, wie sein Name schon erkennen lässt, aus Japan. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Japankäfer von Asien in die USA eingeschleppt. In den 70er-Jahren trat der Käfer erstmals in Europa auf den Azoren auf. Dann in 2014 in Italien. Der Schädling gelangte wahrscheinlich laut dem LTZ bereits 2008 über den Militärflugplatz Cameri in der Region Piemont oder den Flughafen Mailand-Malpensa in der Region Lombardei. 2017 erreichte der Käfer auch das Tessin in der Schweiz. 2023 wurde erstmals eine Population nördlich der Alpen in der Nähe von Zürich entdeckt. (ml)

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