Wegen Waldbrand: Italiener entwenden mit Flugzeugen Löschwasser aus Österreich-Urlaubssee
Um einen Waldbrand in den Alpen des Friaul zu bekämpfen, sind italienische Löschflugzeuge im österreichischen Weißensee zum Auftanken gelandet. Sie erschienen unerwartet.
Klagenfurt/Udine – Der Weißensee ist neben dem Millstätter, Ossiacher oder Wörthersee eines der Ferienparadiese, die Urlauber in den Sommermonaten in Kärnten so lieben. Das Wetter dort im Süden Österreichs, nahe Italien, ist immer ein wenig wärmer, als weiter im Norden. Das Wasser lockt für Badevergnügen oder Bootsausflüge. Mitten in dieser Idylle landeten jetzt plötzlich riesige Löschflugzeuge aus Italien, ohne dass vor Ort jemand davon wusste. Ein eigenmächtiger Löscheinsatz italienischer Feuerwehrflugzeuge sorgt für einen Eklat zwischen der Alpenrepublik Österreich und ihrem südlichen Nachbarn.
Die Ursache: Seit 19. August brennt es in den Bergen der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien nahe der österreichischen Grenze. Das Feuer brach nahe der Ortschaft Moggio Udinese auf dem Berg Cimadors nach einem Blitzschlag aus. Durch den Einsatz von Lösch-Hubschraubern konnten die Einsatzkräfte zunächst die Flammen über mehrere Tage hinweg unter Kontrolle halten. Doch hohe Temperaturen und Winde ließen den Brand ab dem vergangenen Wochenende schnell ausbreiten. 450 Hektar Wald waren betroffen, das entspricht mehr als 650 Fußballfeldern. Ein Dutzend Personen in der Gemeinde Moggio Udinese, darunter einige Touristen, mussten am Montag (2. September) wegen des starken Rauchs evakuiert werden.
Nahe der Grenze zu Österreich lodern in Italien die Flammen in den Himmel
Die Region orderte Löschflugzeuge der Zentralregierung an, die auch schnell zur Hilfe eilten. Das Löschwasser dazu wurde aber nicht in Italien, sondern in der österreichischen Nachbarschaft getankt – im Weißensee, der viel näher am Brandort als die Adria liegt. Nur wusste die Behörden rund um den See am Dienstagvormittag (3. September) nichts davon. Plötzlich landeten die Canadiar-Flugzeuge im Wasser und tankten voll. Das ist zwar nicht ungewöhnlich und in der Vergangenheit bereits geschehen, nur brauchen die Behörden in Kärnten vier Stunden Vorlaufzeit, um die Wasserflächen von SUP-Paddlern, Badegästen, Seglern oder Ausflugsdampfern zu räumen und abzusperren. Am Weißensee war Hochsaison!
Die in Kanada hergestellten Löschflugzeuge tanken mit 130 Kilometer km/h durch eine Luke am Rumpf 6000 Liter Wasser, das binnen Sekunden in die Tanks gepresst wird. 410 Meter Strecke reichen bereits. Zwar ging das Manöver gut, niemand wurde verletzt und die Behörden sperrten die Seefläche dann ab. Dennoch ist man in Österreich sauer: „Das war nicht genehmigt, niemand wusste darüber Bescheid. Das war wirklich fahrlässig“, schimpft der stellvertretende Katastrophenschutzbeauftragte des Landes Kärnten, Christian Gamsler, in der Kleinen Zeitung.
Wie es zu so einem gefährlichen Einsatz kommen konnte? „Das weiß ich beim besten Willen nicht. Ich nehme an, dass die Piloten bei Gefahr in Verzug und ohne Kenntnis jeglicher Vorschriften eigenwillig gehandelt haben“, erklärt Gamsler der Zeitung. „Wir sprechen hier von einem bei Einheimischen und Touristen beliebten Badesee. Menschen hätten sich genau bei der Wasserentnahmestelle befinden können.“ Gamsler habe beim Innenministerium nachgefragt, die Italiener hätten nicht einmal der Austro Control Bescheid gegeben.“ Zwar hatte die Region Friaul um das Wasser gebeten, doch die Flugzeuge kamen schon, kaum, dass die Anfrage unterwegs war.
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Kärntner Behörden verschnupft: Wasserlandungen im Badesee ohne Evakuierung
Riccardo Riccardi, Beauftragter für den Zivilschutz der Region Friaul-Julisch Venetien, erklärte der Nachrichtenagentur APA dann, man wolle Flüge aus der weiter entfernten Adria vermeiden. Bürgermeisterin Karoline Turnschek (ÖVP) berichtete, sie habe die Anflüge vom Tourismusbüro aus mitverfolgt. Der vorgesehene Sicherheitskorridor sei nicht eingerichtet worden.
In der Kärntner Landesregierung packte man die Sache dann diplomatisch an: Das inkorrekte Verhalten Italiens sei freundschaftlich besprochen und für die Zukunft geklärt worden, ließ das Land in einer schriftlichen Stellungnahme wissen. Mittlerweile gingen die nötigen Papiere ein, die Löschflüge sind genehmigt. Es gelang bis Donnerstag (5. September) tatsächlich, die Flammen zurückzudrängen. Auch Regen hatte geholfen, die Lage zu beruhigen. Doch ausgestanden ist die Sache noch nicht.
Wieso hat Österreichs Luftwaffe nichts mitbekommen?
Bleibt für viele Österreicher die Frage, wieso ihre Luftwaffe nichts von den Eindringlingen in ihren Luftraum mitbekam. Die Erklärung: Die Tankflugzeuge flogen sehr tief, waren also für den Radar nicht unbedingt sichtbar. Michael Bauer, Pressesprecher im Verteidigungsministerium, erklärt dem ORF: „Also eine hundertprozentige Abdeckung gibt es natürlich nie. Denn natürlich gibt es auch beim Radar Radarschatten, wenn das Flugzeug eine bestimmte Mindestflughöhe unterschreitet.“
Bereits im März hatte es in der Grenzregion von Italien und Österreich einen riesigen Waldbrand gegeben. Auch an der Adria tobten die Flammen im Juli. Aber auch heftige Regenfälle sorgten für Tote und Verletzte.