H2-Busse stehen rum: Britisches Wasserstoff-Debakel: Die Insel zeigt, was auch Deutschland droht

Stillgelegte Fahrzeuge, leere Tankstellen und explodierende Wartungskosten: In mehreren britischen Städten, darunter Aberdeen, Liverpool und Birmingham, stehen Dutzende Wasserstoffbusse seit Monaten ungenutzt in den Depots. Die Gründe sind technisches Versagen, die aufwendige Infrastruktur – und vor allem die mangelnde Verfügbarkeit des Treibstoffs: der Wasserstoff. 

Insgesamt haben britische Kommunen rund 70 Millionen Pfund in über 130 Busse investiert, berichtet das britische Medium "The i Paper". Viele davon fuhren kaum oder gar nicht. Besonders betroffen: Aberdeen, wo seit Juli 2024 kein einziger Wasserstoffbus mehr im Einsatz ist. Auch in Liverpool stehen die Fahrzeuge seit fast einem Jahr still. 

Millionen-Flop bei britischen Wasserstoff-Bussen

Einige Experten sprechen von einem absehbaren Scheitern. „Ich habe eine Liste mit 27 gescheiterten Wasserstoff-Busprojekten weltweit – immer dieselbe Geschichte“, sagt David Cebon, Professor an der Universität Cambridge. Die Technologie sei teuer, ineffizient und auf eine Infrastruktur angewiesen, die vielerorts schlicht nicht existiere. 

Während die Briten versuchen, die Problemen der Wasserstoff-Busse zu lösen, sieht die Lage in Deutschland noch ganz anders aus. So hat der Kölner Verkehrsbetreiber Regionalverkehr Köln (RVK) jüngst seine Flotte auf 130 Wasserstoffbusse erweitert, ein Rekord in Deutschland, berichtete das Handelsblatt. Derweil warten Kommunen rund um Berlin oder in Dormagen in NRW darauf, dass es die ersten Wasserstoff-Busse in Betrieb genommen werden. 

Wasserstoffbusse in Deutschland: Steht uns das britische Debakel noch bevor?

Grundsätzlich steht der Hochlauf von Wasserstoff in Deutschland noch ganz am Anfang. Zunächst muss die Infrastruktur stehen, damit Wasserstoff ins Land importiert und genutzt werden kann. Denn Deutschland wird zunächst abhängig vom Ausland sein, um Wasserstoff nutzen zu können. 

Experten schätzen, dass nur ein geringer Teil des für die Dekarbonisierung der Industrie, des Verkehrs oder für die Energiewende benötigten Wasserstoffs in Deutschland produziert wird. Zunächst wird Wasserstoff ein rares Gut bleiben. Deshalb gibt es bislang auch nur mehr als 100 Wasserstoff-Tankstellen in der Bundesrepublik. Die Bundesregierung kündigte dennoch an, die Probleme der Zukunft technologieoffen anzugehen.

Die Schattenseite der Wasserstoff-Offensive

Ein Blick nach Großbritannien zeigt jedoch, dass sich hohe Erwartungen an die Wasserstoffmobilität nicht zwangsläufig erfüllen. In mehreren britischen Städten wurden die Projekte durch EU- und Industriemittel – darunter von Ölkonzernen wie BP und Shell – finanziert. 

Dennoch scheiterten viele Vorhaben, wie aus dem jüngsten Evaluierungsbericht zum EU-Programm JIVE hervorgeht. Die Verfügbarkeit der Busse lag teils unter 30 Prozent, während Dieselbusse durchschnittlich bei 90 Prozent liegen.

Tom Baxter, Professor für Ingenieurwesen in Strathclyde, bringt es gegenüber dem "The i Paper" auf den Punkt: „Ich kenne kein einziges gescheitertes Elektrobussystem, aber viele gescheiterte Wasserstoffprojekte.“ Er wirft der Gas- und Ölbranche vor, mit ihrem Lobbyismus zu überdimensionierten Erwartungen geführt zu haben.

Während Großbritannien vormacht, was bei fehlender Planung passiert, setzen deutsche Städte weiter auf Expansion. Ob sie dabei auf einem Zukunftspfad fahren – oder auf einen kostspieligen Irrweg – wird sich erst zeigen.