Geretsrieder Mittelschüler räumen mit Podcast übers Gendern Preise ab
Mittelschüler in Geretsried stellen sich den Herausforderungen der Gendersprache. Ihr Projekt ist ein voller Erfolg. Doch der Weg dahin war nicht immer leicht.
Geretsried – Schüler_innen, Schüler/innen, Schüler:innen, oder doch lieber Schüler*innen? Wenn es ums Gendern geht, scheiden sich die Geister. Jeder hat seine eigene Meinung, nicht selten entfachen sich hitzige Diskussionen. Dass man auch sachlich an so ein emotional aufgeladenes Thema herangehen kann, haben Schülerinnen und Schüler aus der zehnten Klasse an der Mittelschule Geretsried bewiesen. Und nicht nur das. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Kinga Gürlebeck heimsten sie gleich mehrere Preise.
Klasse verfasste ein Sonderheft zum Thema Gendern
Mit ihrer Schülerzeitung „MS Voice“ feierte die Mittelschule schon einige Erfolge (wir berichteten). Im Deutschunterricht setzte sich die Klasse kürzlich mit der Gendersprache auseinander, dabei entstand ein thematisch passendes Sonderheft für die „MS Voice“ samt Infotafeln. Mit diesem Projekt gewann die Klasse beim Schülerwettbewerb des Kultusministeriums zur politischen Bildung 1500 Euro.

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Mit einem Podcast holten sie Platz 2 beim Jugend-Pocastwettbewerb
Auch in zwei Podcasts beschäftigten sich die Schüler mit dem Gendern. Einer davon, „The Voice of Youth“, kam beim Jugend-Podcastwettbewerb „JuPod“ des Ernst Klett Verlags und des Podcast-Radios detektor.fm. auf den zweiten Platz. Das Thema lautete „Gendern: Wie verändert Sprache unseren Blick auf die Welt?“ Den diesjährigen Abschlussschülern hat diese Art des Unterrichts großen Spaß gemacht. „Zuerst haben wir von Frau Gürlebeck Infotexte zum Gendern bekommen und uns verschiedene Quellen angeschaut“, erzählt Igor. „Das war ein guter Überblick. Danach haben wir Aufgaben dazu gemacht und ein Experiment.“ Bei letzterem sprachen sich die Schüler mit Neo-Pronomen wie xier, dey, hen, em, nin, sier an. Ungewohnt und kompliziert, so das Fazit der meisten. Außerdem befragten sie Experten wie die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Felicitas Wolf, nach ihrer Meinung zum Gendern. „Sie haben selbstständig E-Mails geschrieben, Anrufe getätigt und Interviews mit den Fachleuten geführt“, erklärt die Klassenlehrerin.
Aus all diesen Erkenntnissen und Eindrücken bildeten die Schüler anschließend ihre eigene Meinung. Im Podcast stellten sie das Thema Gendern zuerst vor, danach führten sie eine Pro-Contra-Diskussion. Eine gute Übung, wie Gürlebeck verrät. Denn in der Deutsch-Abschlussprüfung ist die Erörterung ein wichtiger Bestandteil. Am Ende fanden sie einen Kompromiss in neutralen Formulierungen.
Mit Podcasts hatten die Schüler bislang keine Erfahrung
„Podcasts aufzunehmen war für uns komplettes Neuland“, sagt Gürlebeck. Igor erklärt, dass man vor allem auf die Unterschiede zwischen schriftlicher und mündlicher Sprache achten musste. Eine Herausforderung, sagt Hakan: „Es sollte nicht abgelesen klingen, sondern wie ein Gespräch.“ Und David fügt hinzu: „Man denkt, so etwas ist ganz einfach. Aber da steckt viel mehr dahinter. Wir haben mehrere Probedurchläufe gebraucht.“
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Ihre Schützlinge seien oft auch an den Wochenenden in der Schule gewesen, um am Podcast zu arbeiten, erzählt die Klassenlehrerin.
Der Preis war ein professionelles Podcast-Equipment
„Das zu stemmen, wäre sonst nicht möglich gewesen.“ Aber der Aufwand hat sich gelohnt: Die Schüler erhielten als Zweitplatzierte ein professionelles Podcast-Equipment. „Vorher hatten wir nur ein Mikro und mussten uns aus Bänken eine Schutzwand bauen, damit es nicht so hallt“, erzählt Gürlebeck und lacht. Dieses Mikro wurde mit dem Preisgeld des Schülerzeitungswettbewerbs „Die Raute“ finanziert, bei dem die „MS Voice“ erfolgreich war (wir berichteten).
Zur Preisverleihung von „JuPod“ reiste eine kleine Gruppe nach Leipzig. Bei der Veranstaltung war auch der Chef des Klett-Verlags anwesend. Zwei Tage verbrachten die Geretsrieder in Sachsen. „Wir haben uns die Stadt angeschaut und die Zeit genossen“, erzählt Dominic. Gürlebeck ist stolz auf ihre Schüler: „Es freut mich von ganzem Herzen, dass sie diese Erfolge verzeichnen können.“
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