Erster Besuch nach 12 Jahren: Erdogan reist nach Ägypten – und könnte wohl auch Grenze zu Gaza besuchen

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Die langjährige diplomatische Eiszeit zwischen der Türkei und Ägypten kommt zum Ende. Erdogan reist nach Kairo für ein Treffen mit Sisi. In erster Linie geht es um den Israel-Gaza-Krieg.

Kairo – Inmitten des Krieges zwischen Israel und der Hamas in Gaza reist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch (14. Februar) nach Ägypten, um seinen Amtskollegen Abdulfattah al-Sisi zu treffen und sich mit ihm über den Konflikt auszutauschen.

Das Besondere an dem Treffen: Erdogan reist zum ersten Mal nach 12 Jahren nach Ägypten. Die schwere diplomatische Krise zwischen den beiden Ländern seit der Machtübernahme von Sisi in Ägypten wurde in den letzten Jahren entschärft. Nun laufen die Beziehungen wieder auf dem höchsten Niveau.

Erdogan reist nach Ägypten: Er will mit Sisi über Gaza sprechen

Erdogan will sich mit Sisi türkischen Medien zufolge über einen Waffenstillstand in Gaza und die Lieferung von humanitärer Hilfe in den Streifen unterhalten. Die Türkei hatte zuvor Hilfsgüter für Gaza mit mehreren militärischen Flugzeugen nach Ägypten geflogen. Türkische Quellen sagten dem arabischen Sender As-Sharq, man plane eventuell auch einen Besuch an der Grenze zur Stadt Rafah im Gazastreifen und sei im Austausch mit ägyptischen Kollegen. Mit Blick auf die geplante israelische Offensive auf die Stadt will Erdogan so wohl seine Unterstützung für Palästinenser verkünden, doch es ist noch unklar, ob ein Besuch stattfinden wird. Offizielle Äußerungen gab es dazu nicht

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (r.) und Ägyptens Staatschef Abdulfattah al-Sisi während der Fußball-WM in Katar. Der katarische Emir Al-Thani (mitte) hatte ein schnelles Treffen zwischen Erdogan und Sisi eingefädelt. (Archivbild) © Twitter/@anadoluajansi

Laut dem staatlichen Sender TRT Haber wird Sisi seinen türkischen Amtskollegen vor seinem Palast in Kairo willkommen heißen. Am Abend soll es neben einer gemeinsamen Pressekonferenz nach ihrem Treffen auch ein Abendessen zu Ehren Erdogans geben. Der türkische Präsident wird auf seiner Reise unter anderem von Außenminister Hakan Fidan, Verteidigungsminister Yasar Güler und Finanzminister Mehmet Simsek begleitet. Immerhin soll es neben der Lage in Gaza auch um bilaterale Beziehungen gehen.

Erdogans Wende in der Außenpolitik: Plötzliche Annäherung zu Ägypten

In der Türkei wird Erdogan für den Besuch insbesondere von der Opposition kritisiert. Denn jahrelang sagte Erdogan, dass Sisi ein Putschist sei und er „nichts mit ihm zu reden“ habe. Der ägyptische Präsident setzte im Jahr 2013 den gewählten Präsidenten Mohammed Mursi mit einem Putsch ab. Damals war Sisi noch Generalstabschef. Erdogan unterhielt enge Beziehungen zum 2019 verstorbenen Mursi, der von den Muslimbrüdern unterstützt wurde. Die Organisation wird teilweise als radikal-islamistisch eingestuft. Auch die Hamas entstand als Zweig der Organisation.

In der Türkei wird Erdogan nun vorgeworfen, wieder einmal habe er seine Haltung schlagartig geändert und treffe Sisi, den er jahrelang verbal attackiert habe. Doch auch davor gab es Kritik an Erdogan. Der türkische Präsident wurde beschuldigt, zu enge Kontakte zur Muslimbruderschaft zu haben und die Interessen der Türkei zu vernachlässigen.

Typische Geste: das Rabia-Zeichen der ägyptischen Muslimbrüder.
Typische Geste: das Rabia-Zeichen der ägyptischen Muslimbrüder. © AFP

Erdogan sprach die Proteste gegen Sisi im Jahr 2013, bei denen es zu hunderten Todesfällen kam, auch bei innenpolitischen Wahlkämpfen an. So übernahm er etwa das von Mursi-Unterstützern geprägte „Rabia“-Symbol. Die Demonstranten gegen Sisi versammelten sich damals auf dem Rabia-Platz in Kairo, doch die Proteste wurden gewaltsam aufgelöst. „Rabia“ bedeutet auf Arabisch „Vierte“, weshalb das Symbol eine Hand darstellt, die vier Finger zeigt. Erdogans Thematisierung der Demonstrationen in Ägypten kam bei den Wählern seiner islamisch-konservativen AK-Partei gut an. Nun will sich die Türkei allerdings - auch wegen Interessen im östlichen Mittelmeer und der Rivalität mit Griechenland - erneut an Ägypten annähern. (bb)

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