Schokohase als Luxusgut: Preise für Oster-Naschereien ziehen an
Zum Osterfest soll auch in diesem Jahr wieder der Schokohase ins Körbchen. Doch bei Betrachtung der Preisentwicklung wandelt sich die österliche Tradition in eine Gourmet-Investition.
Der traditionelle Schokohase wird an diesem Osterfest eine teure Nascherei darstellen. Ganze neuen Prozent mehr mussten Bürger Mitte März für Marken wie Lindt oder Kinder im Vergleich zum Vorjahreszeit hinlegen. Dies ergab eine Auswertung der Preisvergleichsplattform Smhaggle im Auftrag der F.A.Z. Smhaggle wertet dazu jeden Tag bis zu 20.000 Kassenbons aus. Die Inflationsrate verringert sich stetig und lag im Februar 2024 bei 2,5 Prozent im Vorjahresvergleich.
Profitgier der Unternehmen: Verbraucherzentrale sieht Preise nicht gerechtfertigt
So wird die Kritik an Konsumgüterherstellern und Supermarktketten immer lauter, da die Rechtfertigung für die Erhöhungen ausbliebe. Für die Verbraucherzentrale seien die Preisaufschläge nicht mit gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe zu erklären. Sie sprechen mittlerweile von einer regelrechten „Gierflation“. Unternehmen wird vorgeworfen, sich an Verbraucher zu bereichern. Hier würden Unternehmen ihren Vorteil durch den sogenannten „Mitnahmeeffekt“ ziehen. Nicht nur Mehrkosten werden demnach weitergegeben, sondern auch darüber hinaus die Preise erhöht.
Für den Anstieg der Schokoladenpreise sei auch der explodierende Kakaopreis auf dem Weltmarkt verantwortlich. Der Einfuhrpreis für Kakaobohnen und Kakaobohnenbruch wuchs Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge im Vergleich zum Vorjahreszeitrum um 73,4 Prozent im Januar. So wurde Kakaomasse und Kakaobutter fast um die Hälfte teurer. „Die hohen Preissteigerungen beim Import von Kakao dürften sich auch auf die Erzeugerpreise für hierzulande hergestellte Schokolade auswirken“, schlussfolgert die Behörde. An der Börse stieg der Preis von 2.600 US-Dollar im vergangenen Jahr auf 10.000 US-Dollar.
„Ein Kilo Kakao ist knapp drei Euro teurer als noch vor einem Jahr. Was das für die Herstellungskosten einer 100-Gramm-Schokoladentafel bedeutet, die zwischen 35 und 70 Prozent Kakao enthält, kann sich jeder selbst ausrechnen, aber wir bewerten aktuell gesamthaft die Situation“, kommentierte ein Sprecher des Schokoladenherstellers Ritter Sport die aktuellen Preisexplosionen.
Hintergrund sind Missernten in Westafrika aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen. Der Großteil der Importe nach Deutschland stammt aus der Elfenbeinküste oder Ghana, wo lange Regenfälle die Ausbreitung der Pilzerkrankung CSSVD begünstigt haben. Dieses von Blattläusen verbreitete Virus führt zum Absterben der Kakaobäume. Zudem verdrängen illegale Goldsucher die Kakaobauern zunehmend. Bei der Gewinnung von Gold wird durch Freisetzung von Quecksilber Wasser verunreinigt und die Entwaldung beschleunigt. Damit wird das Land unbrauchbar für den Anbau.
Dies sei allerdings nicht der Grund für den aktuellen Endverbraucherpreis. Der derzeit verarbeitete Kakao wurde bereits im vergangenen Jahr zu niedrigen Preisen gekauft. Weiterhin würden sich Hersteller dank abgeschlossener Absicherungsgeschäften vor schwankenden Preisen schützen.
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Welche Schokohasen knabbern besonders am Geldbeutel der Verbraucher?
Laut Datenanalyse von Smhaggle ist der Milka-Osterhase um 20,20 Prozent auf 1,19 Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Lindt-Hase kostet derzeit 3,79 Euro und verbucht somit eine Erhöhung um 8,6 Prozent. In diesem Rahmen erhöhte auch Kinder Harry Hase von Ferrero seinen Preis. So kostet dieser mittlerweile 2,49 Euro (+8,73 Prozent). Dagegen bliebt der Hello Vegan Osterhase von Lindt stabil bei 3,99 Prozent. „Unser Lindt-Goldhase hat als Hohlfigur einen komplexeren und aufwendigeren Herstellungsprozess als eine Tafelschokolade“, äußerte sich Lindt auf Anfrage der F.A.Z u den Preissteigerungen.
Bei Tafelschokolade sieht der Zuwachs noch unappetitlicher aus: Lindt kassiert für seine Vollmilch-Schokolade (100 Gramm) 2,69 Euro – satte 35,18 Prozent mehr Vergleich zum Vorjahr. Mondelez erhöhte um 15,5 Prozent und landet damit bei einem Preis von 1,49 Euro. Ferrero-Preise wuchsen um bescheidenen 7,75 Prozent - somit zahlte man 2024 für 100 Gramm Kinder Schokolade und Yogurette im Schnitt 1,39 Euro. Eigenmarken zeigen gegenüber Markenprodukten zwar niedrigere Preise, doch dort fallen die Erhöhungen deutlich stärker aus: „Ein Preisanstieg von 40 Prozent ist völlig übertrieben“, sagte Borys Storck, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Marktlink über den Preisschock im Supermacht-Regal.
Für das laufende Jahr sollen nach Angaben der Hersteller die Preise weiter steigen. Wie es seitens Finanzchef von Lindt & Sprüngli, Martin Hug, hieß, dürfe man mit Erhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich rechnen. „Angesichts der aktuellen Lage bei den Kakaopreisen werden wir jedes Instrument in unserem Werkzeugkasten nutzen, einschließlich der Preisgestaltung, um das Geschäft zu steuer“, lautet die Stellungnahme von Michele Buck, Chefin des US-Unternehmens Hershey.