Waffenruhe missachtet? Netanjahu erhebt schwere Vorwürfe gegen Hisbollah
Die Hisbollah hat offenbar erstmals seit Inkrafttreten der Waffenruhe letzte Woche eine israelische Stellung angegriffen. Israels Militär reagiert.
Tel Aviv/Beirut – Die Waffenruhe zwischen der pro-iranischen Hisbollah und Israel im Libanon hat offenbar nicht lange gehalten: Rund eine Woche nach Beschluss hat die israelische Armee eigenen Angaben zufolge dutzende Ziele der pro-iranischen Miliz „im gesamten Libanon“ getroffen. Die Angriffe erfolgten israelischen Angaben zufolge als Reaktion auf den Beschuss durch die Hisbollah zu Beginn der Woche.
Wenige Tage nach Beschluss der Waffenruhe: Hisbollah greift israelische Stellung auf den Golanhöhen an
Nach israelischen Angaben sollen am Montag (2. Dezember) erstmals seit Inkrafttreten der Waffenruhe Geschosse auf Israel abgefeuert worden sein. Die Miliz habe zwei Geschosse auf das Gebiet von Har Dov auf den Golanhöhen abgefeuert, teilte die israelische Armee mit. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die Hisbollah daraufhin der „schwerwiegenden Verletzung“ der Waffenruhe beschuldigt.

Die Hisbollah bekannte sich zu einem Angriff auf eine israelische Stellung auf den Scheba-Farmen, die von Israel als Har Dov bezeichnet werden und die in einem zwischen Israel und dem Libanon umstrittenen Gebiet nahe dem Dorf Kfar Schuba liegen.
In dem etwa 30 Quadratkilometer kleinen Gebiet an der Grenze von Israel, Libanon und Syrien waren im Jahr 2006 zwei israelische Soldaten entführt worden, dies löste damals den zweiten Libanon-Krieg aus.
Israel reagiert auf Hisbollah-Beschuss: Neun Tote laut libanesischem Gesundheitsministerium
Israel werde darauf „mit aller Kraft“ reagieren, kündigte Netanjahu am Montag an. „Wir sind entschlossen, die Waffenruhe durchzusetzen und auf jeden Verstoß durch die Hisbollah zurückzuschlagen, wie leicht oder schwer dieser auch sein mag“, erklärte der Ministerpräsident. Der Rückschlag folgte bereits am Dienstag.
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Laut Medienberichten zufolge soll Israels Luftwaffe zahlreiche Ziele im Libanon bombardiert haben. Unter anderem sei eine Abschussrampe zerstört worden, von der aus Stunden zuvor erstmals wieder Raketen auf Israel abgefeuert worden waren, erklärte das Militär. Laut Libanons Gesundheitsministeriums starben bei Israels Angriffen mindestens neun Menschen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
USA mischt sich ein: Verstöße gegen Waffenruhe nicht überbewerten
Die Waffenruhe besteht eigentlich seit Mittwoch (27. November). Sie war nach mehr als einem Jahr zunehmend heftiger Kämpfe unter internationaler Vermittlung zustande gekommen. Israel hatte jedoch angekündigt, weiter gegen Bedrohungen aus dem Libanon vorzugehen, „falls die Hisbollah gegen das Abkommen verstößt und versucht, sich wieder zu bewaffnen“. Die israelische Armee führte seitdem vereinzelte Angriffe auf Hisbollah-Stellungen aus, von denen aus ihrer Sicht Verstöße gegen die Waffenruhe ausgingen.
Die USA haben derweil davor gewarnt, Verstöße gegen die Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz überzubewerten. „Wenn man eine Waffenruhe hat, gibt es natürlich Verletzungen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, vor Journalisten in Washington(afp/bg/dpa).