Klares Zeichen gegen Diskriminierung: Tölzer FOS/BOS ist jetzt „Schule ohne Rassismus“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Kommentare

Freuen sich über die Auszeichnung: FOS/BOS-Schulleiter Andreas Stefan (li.), Projektpate Korbinian Holzer (5. v. re.), Lehrerin Albulena Imeri (3. v. re.) und Netzwerk-Vertreter Tobias Wolf (re.) mit einigen Schülern bei der Verleihung. © pröhl

Ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung wollen die Schülerinnen und Schüler der Fach- und Berufsoberschule Bad Tölz setzen. Nun wurde ihnen offiziell ein Titel verliehen. Pate des Projekts ist der Eishockeyspieler und frühere Schüler Korbinian Holzer.

Bad Tölz – Seit vergangenem Jahr sind sie Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, in dem deutschlandweit 4300 Schulen mitwirken. Nun fand die offizielle Titelverleihung statt. „Alle am Schulleben Beteiligten standen von Anfang zu hundert Prozent dahinter“, berichtet Schulleiter Andreas Stefan. Die Schule lebe seit jeher den Grundgedanken der Inklusion aller Menschen. Die Initiative ging von den Schülerinnen und Schülern aus und wurde zusammen mit der Lehrerin Albulena Imeri vorangetrieben. „Wir wollen mit diesem Projekt ein Vorbild sein“, erklärte die Schülerin Jennifer Merl. Jeder Mensch habe das Recht, so zu sein, wie er ist.

Titel ist „eine aktive Verpflichtung“

Der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sei kein Preis oder eine Auszeichnung, die man am Ende eines Prozesses erhalte, sagt Tobias Wolf, Vertreter des Netzwerks. Im Gegenteil: „Er ist ein lebendiges Bekenntnis und eine aktive Verpflichtung.“ Wenn anderen Hass oder Vorurteile widerfahren, dürfe man nicht wegsehen, appellierte Wolf an die Schüler, und forderte sie auf, „gemeinsam als Schule für Respekt, Toleranz und Gleichberechtigung“ einzutreten.

Dies soll unter anderem im Rahmen verschiedener Projekte umgesetzt werden, deren Gestaltung und Planung die Schüler übernehmen. Gerade in der heutigen Zeit sei das Thema Rassismus aktueller denn je, sagte die Lehrerin Albulena Imeri vor dem Hintergrund der rechtsextremistischen Massenabschiebungspläne. Viele Betroffene, darunter sie selbst, würden mit dem Gedanken spielen, Deutschland notfalls zu verlassen. Umso wichtiger sei es, bereits in der Schule die Entstehung derartiger Ideologien zu verhindern, so Imeri. „Ich bin froh, wie viele Menschen gerade Haltung zeigen und sich bei den Protesten gegen Rechts positionieren.“

Alltagsrassismus ist ein wichtiges Thema

Auch auf das Problem des Alltagsrassismus möchte die Lehrerin aufmerksam machen: Zum Beispiel bekomme man als Person mit ausländisch klingendem Namen immer wieder Sprüche wie „Sie können aber sehr gut Deutsch“ zu hören. Diese Angriffe auf persönlicher Ebene zeigten, dass man scheinbar doch nicht so ganz dazugehöre. „An diesem Punkt wollen wir als Schule ansetzen und Vorurteile abbauen“, erklärte Imeri.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Dies bekräftigte auch der Tölzer Bürgermeister Ingo Mehner. Ausgrenzung und Diskriminierung zeige sich in den unterschiedlichsten Formen wie zum Beispiel Rassismus, Sexismus, Muslimfeindlichkeit oder Homophobie. Mehner plädierte deshalb dafür, sich als Gesellschaft gegenseitig wieder stärker zuzuhören und in den Meinungsaustausch zu treten. Insbesondere wenn man nicht dieselbe Meinung habe, könne man viel voneinander lernen, so der Bürgermeister. Gleichzeitig ist es notwenidig, die „Meinungsvielfalt gegen die Extreme abzugrenzen“.

Einen Bogen zur Demokratie spannte Landrat Josef Niedermaier. Sich „auf Augenhöhe und mit Argumenten“ mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen und gegensätzliche Meinungen zu akzeptieren, sei eine wichtige Voraussetzung für demokratische Prozesse.

Klare Worte von Korbinian Holzer

Aufgelockert wurden die Ansprachen durch kurze Beiträge der Schüler in Form von Plakaten, einem Lied und einem Gedicht, das dazu auffordert, ein deutliches Nein jeglicher Form der Ausgrenzung und Diskriminierung entgegen zu rufen.

Klare Worte fand auch Ex-ECT-Eishockeyspieler Korbinian Holzer, der von seiner alten Schule als Projektpate gewonnen wurde: „Jedes Gesicht hat seine eigene Geschichte“, sagte der Nationalspieler. „Aber jeder verdient seine Chance.“ Gerade die Schule müsse ein sicherer Ort sein, an dem jeder willkommen und wertgeschätzt werde. Den Schülern gab er in Anlehnung an Sportreporter Marcel Reif folgenden Ratschlag mit auf den Weg: „Sei ein Mensch mit Herz und Verstand.“ (Franziska Selter)

Auch interessant

Kommentare