Zum Militärdienst gezwungen: Nach Russland gelockte Inder sterben an der Ukraine-Front

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Für den Ukraine-Krieg hat Russland vor allem Menschen aus Indien ins Land gelockt. Beim Dienst an der Waffe kamen bereits mehrere Inder ums Leben.

Neu-Delhi – Der Tod eines indischen Mannes, der für die russische Armee im Ukraine-Krieg kämpfte, hat erneut die Aufmerksamkeit auf den Einsatz ausländischer Staatsangehöriger an der Front gelenkt – von Nordkoreanern bis hin zu Kubanern. In dem sonst immer enger werdenden Verhältnis zwischen Neu-Delhi und Moskau stellt Russlands Vorgehen ein heikles Thema dar. Der Kreml hat bislang fast 100 indische Männer mit Job- oder Bildungsangeboten nach Russland gelockt.

Diese zwang die russische Armee dann zum Dienst an der Waffe, wie aus Aussagen der indischen Regierung und Interviews mit Familien von Männern hervorgeht, die zum Kampf in die Ukraine geschickt wurden. Im Januar 2024 starb Binil Babu, ein 32-jähriger Elektriker aus dem südlichen Bundesstaat Kerala. Er war mindestens der zehnte Mann aus Indien, dem es so erging. In dem Land führt das zu immer mehr Unmut.

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Russland bestreitet Machenschaften, um Inder für Ukraine-Krieg nach Russland zu locken

„Die Angelegenheit wurde heute sowohl bei den russischen Behörden in Moskau als auch bei der russischen Botschaft in Neu-Delhi mit Nachdruck angesprochen“, erklärte ein Sprecher des indischen Außenministeriums am Dienstag in einer Stellungnahme. „Wir haben auch unsere Forderung nach einer baldigen Entlassung der verbleibenden indischen Staatsbürger bekräftigt“, heißt es weiter.

Moskau hat jegliches Fehlverhalten bestritten und versprochen, die Inder aus seinen Streitkräften zu entlassen. „Die russische Regierung war zu keinem Zeitpunkt an öffentlichen oder verdeckten Kampagnen beteiligt. Erst recht nicht an betrügerischen Machenschaften, um indische Staatsbürger für den Militärdienst in Russland zu rekrutieren“, hieß es in einer Erklärung der russischen Botschaft in Neu-Delhi vom 10. August.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte im Juli, er werde sich „in keiner Weise“ zu diesem Thema äußern. Andere offizielle russische Stellungnahmen gibt es dazu nicht. Allerdings berichten russische Medien, dass das Thema bei Treffen zwischen den Staats- und Regierungschefs der Länder diskutiert wurde.

Trotz der engen Abstimmung zwischen den beiden Regierungen können indische Rekruten, wie Babu, den Kämpfen nicht entkommen. Angeblich, weil das russische Militär nicht bereit ist, sie gehen zu lassen. Die mutmaßlich betrügerische Rekrutierung hat sich im vergangenen Jahr als wiederkehrender Spannungspunkt zwischen Indien und Russland herausgestellt, obwohl die beiden Länder ihre wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen ausgebaut haben.

Soldaten einer Artillerie-Besatzung in der Region Saporischschja feuern eine 122-mm-Haubitze D-30 auf die Stellungen russischer Truppen ab (Symbolbild). © Dmytro Smolienko/Imago

Angehörige aus Indien: So locken Agenten indische Männer nach Russland

„Es ist sehr schmerzhaft zu sehen, dass immer noch unschuldige Inder in den Konflikt dort hineingezogen werden“, sagte Ashwin Mangukiya, dessen 23-jähriger Sohn Hemil im vergangenen Jahr als erster Inder im Krieg getötet wurde. „Die indische Regierung hat es versäumt, dies zu stoppen, indem sie die Agenten verhaftet, die die Unwissenheit der Menschen ausnutzen, um sie zu gefährlichen Jobs zu verleiten.“

Familien berichten, dass die meisten der unwissenden Rekruten von einem internationalen Netzwerk von Arbeitsvermittlern und Social-Media-Influencern betrogen worden seien, die ihnen hohe Löhne für gering qualifizierte Tätigkeiten wie Fahren, Kochen, Klempnerarbeiten und elektrische Reparaturen versprochen hätten.

Zwei indische Männer, die im vergangenen Jahr in der Ukraine telefonisch erreicht wurden, berichteten der Washington Post, dass sie bei ihrer Ankunft im Kriegsgebiet russische Dokumente unterschreiben mussten, die sie nicht lesen konnten. Außerdem seien ihre Pässe beschlagnahmt worden. Sie gaben an, dass sie später gezwungen worden seien, an der Seite russischer Soldaten mit sehr geringer militärischer Ausbildung zu kämpfen.

Erste Freilassungen von Indern – Thema belastet gute Beziehungen Indiens mit Russlands

Nachdem im vergangenen Jahr mehrere indische Staatsbürger an der Front getötet wurden, sprachen indische Beamte das Thema bei ihren russischen Amtskollegen an und erwirkten die Freilassung von Dutzenden von Männern, die zum Militärdienst gezwungen worden waren. Bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin im Kreml im Juli forderte Premierminister Narendra Modi die baldige Freilassung derjenigen, die „irregeleitet“ worden seien.

Dennoch sind einige weiterhin in den Konflikt verwickelt. Im vergangenen Monat bestätigte ein indischer Regierungsbeamter auf eine Frage im Parlament, dass 19 indische Staatsbürger noch immer in der russischen Armee dienen. Das anhaltende Problem ist ein seltener wunder Punkt in einer Beziehung, die in den letzten Jahren erheblich gewachsen ist.

Der Handel zwischen Indien und Russland hat seit der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 zugenommen und dazu beigetragen, die Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf Moskau abzuschwächen. Indien ist nun nach China der zweitgrößte Importeur von russischem Rohöl – mit Einkäufen in Höhe von 46 Milliarden US-Dollar im letzten Geschäftsjahr, wie aus Statistiken des indischen Handelsministeriums hervorgeht.

Ermittlungen Indiens wegen Menschenhandels

Vor seinem Tod hatte Babu monatelang bei der indischen Botschaft in Moskau um seine Freilassung aus der russischen Armee gebeten, wie die Zeitung Indian Express berichtete. Sein Schwager Saneesh Scaria teilte der Washington Post telefonisch aus Kerala mit, dass „die indische Botschaft in Moskau Binil gebeten hat, seinem Kommandanten mitzuteilen, dass Premierminister Modi alle ihre Vereinbarungen gekündigt hat. Aber der Kommandant sagte ihm, er könne erst gehen, wenn ihr Einjahresvertrag erfüllt sei.“

Vor fast einem Jahr leitete das indische Central Bureau of Investigation eine Untersuchung wegen Menschenhandels gegen mindestens 19 Personen und Privatunternehmen ein. Diese wurden beschuldigt, Arbeitskräfte nach Russland gelockt zu haben, wie aus der offiziellen Beschwerde hervorgeht. Zusätzlich zur Ausbeutung von Arbeitssuchenden zielten die Agenten auf indische Studenten ab, „um sie an zweifelhaften Privatuniversitäten in Russland einzuschreiben“, so die Ermittler in ihrer Beschwerde.

Im Mai wurden vier Personen wegen Betrugs, Menschenhandels und krimineller Verschwörung verhaftet, aber die Verdächtigen wurden inzwischen gegen Kaution freigelassen, und seitdem gibt es keine neuen Entwicklungen in dem Fall.

„Wir haben verloren, was in unserem Schicksal geschrieben stand“, sagte der Vater von Hemil Mangukiya, der für eine unterstützende Rolle rekrutiert worden war, dann aber auf dem Schlachtfeld getötet wurde. „Die Regierung muss etwas unternehmen.“

Zum Autor

Anant Gupta ist ein Forscher im Indien-Büro der Washington Post. Er arbeitet in Neu-Delhi.

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Dieser Artikel war zuerst am 16. Januar 2025 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

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